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Fahrertest Volvo FH 16 750: Power wie kein anderer

12.03.2015 08:00 Uhr
Fahrertest Volvo FH 16 750: Power wie kein anderer
Sechs Fahrerkollegen testeten den Volvo FH16 mit 750 PS
© Foto: Karel Sefrna

Sechs Kollegen hatten die Gelegenheit, mit uns den 750 PS starken Volvo FH16 zu testen. Was alle Tester gemein hatten: So schnell war noch keiner von ihnen je mit einem 40-Tonner unterwegs!

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Ein ungläubiges Kopfschütteln ist alles, was Peter Lopaczyk anzumerken ist. Eben hat er den Volvo FH16 750 aus der Autobahnauffahrt in einen steilen Anstieg der A 93 beschleunigt. Eine Situation, die normalerweise jeden Lkw in die Knie zwingt.

Nicht aber den FH16. Dessen 750 PS und die gewaltigen 3550 Newtonmeter Drehmoment ziehen die 40 Tonnen schwere Fuhre völlig unbeeindruckt auf Reisetempo. "Das ist einfach beeindruckend", sprudelt es schließlich doch noch aus Peter heraus, "der zieht voll beladen besser als mein MAN leer!" Auf der Kuppe angekommen, geht es sogleich wieder steil bergab. Routiniert zieht der gebürtige Pole am Motorbremshebel. "Der hat einen Retarder, oder?" Als Volvo-Werksfahrer Thomas Tschakert dies verneint und auf die 640 PS kräftige VEB+-Motorbremse verweist, löst das bei Peter erneut Kopfschütteln aus. "Unglaublich, dass die Motorbremse 40 Tonnen in einem solchen Gefälle halten kann. Einfach ein traumhaft es Fahren", lautet sein Fazit. Obwohl er auch einen Kritikpunkt anzumerken hat: "Der Schalthebel gehört ans Lenkrad und nicht an den Sitz."

Der Meinung ist auch Maik Eckhardt, der sich ebenfalls nicht lange bitten lässt, als wir ihn zu einer Probefahrt im Volvo einladen. Trotzdem ist der Thüringer, der seit zwölf Jahren Lkw fährt, vom I-Shift-Getriebe schon nach wenigen Metern begeistert: "Automatisierte Schaltungen bauen konnte Volvo schon immer und die hier arbeitet perfekt und viel durchdachter als die Tipmatic in meinem MAN." Auch in Sachen Geräuschkulisse ist der FH dem MAN seiner Meinung nach überlegen: "Da ist wirklich kaum noch was zu hören. Der Volvo ist nochmal deutlich leiser als mein TGX, der schon ein anständiges Niveau bietet."

TROTZ GLOBETROTTER-XL-KABINE: DER VOLVO IST EHER ENG GESCHNITTEN

Und die Fahrleistungen? "Eine Wucht! Der 750er ist einfach ein eigenes Kaliber, mit dem nur noch der Scania R 730 mithalten kann!" Zurück am Autohof nimmt Maik noch die Kabine genau unter die Lupe: "Also vom Platzangebot bietet die XXL-Kabine meines MAN schon deutlich mehr. Dafür hat der FH keine so riesige Frontscheibe. Was gut ist, denn bei Sonneneinstrahlung kriegst du die Hütte mit der Klimaanlage nicht mehr runtergekühlt!" Ebenso gefällt ihm die dick gepolsterte Matratze des Bettes: "Auf der lässt es sich bestimmt bequem nächtigen", urteilt er nach kurzem Probeliegen. Auch das moderne Ambiente des Volvo mag er. "Der wäre auf jeden Fall was für mich", resümiert er am Ende. "Meiner Chefin brauche ich mit solchen Wünschen allerdings nicht kommen, denn so ein Traum-Truck will eben auch bezahlt sein." Und hängt sogleich die Frage nach dem Listenpreis des Testwagens an. "Der knackt schon die 200.000-Euro-Marke," lautet die etwas zögerliche Antwort des Werksfahrers. Maik pfeift durch die Zähne und fügt dann lachend hinzu: "Und wenn ich gleich zehn nehme, bekomme ich dann Mengenrabatt?"

Lkw-Fahrer aus Leidenschaft ist nach eigenen Angaben Martin Gruschwitz. Der 37-Jährige ist für die Spedition Jens Bode unterwegs und allein schon deswegen der Marke mit dem Greif zugetan. "Ich bin zwar vor allem Scania-Fan, war aber früher viel mit einem Volvo unterwegs und kann absolut nichts Schlechtes sagen," berichtet der gebürtige Vogtländer. Hinter dem Lenkrad Platz genommen, fällt Martin sogleich eine Gemeinsamkeit zum Scania auf: "Der Verstellbereich des Lenkrades ist riesig, da hat wohl jemand bei Scania gespickt? Allerdings hat Volvo das Ganze noch deutlich besser gemacht," gibt der Topline-Fahrer zu

DIE EINZELRAD-AUFHÄNGUNG BÜGELT SCHLAGLÖCHER GLATT

Gute Noten erntet die elektronische Handbremse bei ihm: "Die bringt mehr Komfort und vor allem Sicherheit", erklärt Martin, während er den Volvo auf die Autobahn steuert. "Unglaublich, wie der anzieht", murmelt er beim Verlassen des Beschleunigungsstreifens, "mein R 500 ist ja eigentlich auch schon ein starkes Stück, aber hier arbeiten eben nochmal 250 PS mehr!"

Auch der Hinweis des Volvo-Werksfahrers, dass in diesem Truck nicht nur viel Leistung sondern auch technische Leckerbissen wie Einzelrad-Aufhängung und die elektronisch gesteuerte Lenkung "Dynamic Steering" stecken, wird vom gelernten Lkw-Schlosser gewürdigt: "Da hat Volvo einen echten Technik-Vorsprung. Er fährt sich fast wie ein Reisebus, das Fahrwerk bügelt Bodenunebenheiten einfach weg und die Lenkung lässt keinerlei Schläge durch", findet Martin. "Außerdem hörst du eigentlich nur noch Windgeräusche - und selbst die sind deutlich leiser als bei meinem Scania, bei dem es schon kräftig von der Sonnenblende her pfeift ."

Gewöhnungsbedürftig erscheinen Martin dafür die Außenspiegel, die er als zu klein geraten empfindet. Ganz auf Scania-Linie liegt er auch beim Thema Motorbremse: "Ich würde den Retarder immer vorziehen. Damit fährt es sich entspannter und du hast jederzeit hohe Bremsreserven." Trotzdem ist auch Martin nach der Testfahrt vom Volvo begeistert: "Der könnte mich schon schwach werden lassen!"

Deutlich kritischer nähert sich Klemens Stückle dem 750er. Schließlich ist auch er Scania-Fan und nennt mit einem R 620 Topline ein ebenfalls starkes Stück Schwedenstahl sein Eigen. Über eine Million Kilometer hat der Selbstfahrer mit seiner Zugmaschine bereits abgespult. Ohne nennenswerte Probleme, wie er sagt. "Besser als der Scania kann der Volvo gar nicht sein", bemerkt Klemens noch, als er die vier Stufen zum Globetrotter-Fahrerhaus entert. "Die Sitzposition passt schon mal gut und auch die Sitze finde ich bequem", lautet das erste Fazit des Allgäuers. Beim ersten Beschleunigen nickt er dann anerkennend: "Hubraum ist eben durch nichts zu ersetzten, der Motor zieht wirklich gut durch, da könnte man fast meinen, es wäre mein 620er", bemerkt er augenzwinkernd in Richtung Werksfahrer. Nach weiteren zehn Kilometern erteilt Klemens der Getriebesteuerung Bestnoten: "Funktioniert wirklich perfekt", gibt er zu. "Ich habe in meinem noch Opticruise mit Kupplungspedal fürs Anfahren und das kann mit dem Volvo-Getriebe nicht mithalten. Allerdings liegen seit 2008 ja auch ein paar Jahre Entwicklung dazwischen." Die sind auch beim Anblick der Verbrauchsanzeige im Bordcomputer spürbar: "Wenn die Anzeige von 28,3 l/100 km hier wirklich stimmt, dann wäre das ein Top-Verbrauch", lobt Klemens, "da schmeckt meinem der Diesel schon deutlich besser."

Im Vorteil sieht er seinen Scania dann wieder bei der Abstimmung: "Der Volvo ist mir persönlich eine Spur zu hart. Da schwebt mein Scania komfortabler über Querrillen hinweg. Allerdings habe ich auch alles luftgefedert bestellt, was die Preisliste hergab", gibt Klemens zu.

DAS FAHRERORIENTIERTE COCKPIT KOMMT BEI DEN TESTERN GUT AN

Trotzdem findet auch der Scania-Fan am Ende fast nur lobende Worte für den FH16: "Der ist eine echte Alternative. Bei mir steht bald eine Neuanschaffung an und der Volvo ist ab sofort mit im Rennen." Auch wenn er zugibt, dass ihm der bullige V8-Sound doch fehlen würde. "Doch das könnte ich verschmerzen", lacht Klemens.

Zeit für eine Probefahrt mit dem Volvo hat Darek Spandel leider nicht, der mit seinem MAN TGX 18.440 nur kurz auf dem Autohof stoppt. Einen Stubendurchgang durch die Globetrotter-Kabine lässt er sich allerdings nicht nehmen. "Das fahrerorientierte Cockpit finde ich sehr schön. Das gefällt mir besser als die gerade Lösung im MAN. Obwohl die Bewegungsfreiheit darunter leidet, aber bei dem Thema kann der Volvo mit dem XXL-MAN sowieso nicht mithalten." Auch die Verarbeitung der Materialien ernten sein Lob, das "Farbkonzept" des Schweden dagegen weniger. Zudem empfindet er das Lenkrad zu sehr mit Knöpfen überfrachtet und das Bett zu weich. "Aber sonst sehr schön gemacht, könnte ich mich dran gewöhnen," gibt Darek zu Protokoll, bevor er sich schleunigst auf dem Weg zum Münchener Flughafen macht, wo er seine Ladung Medikamente abladen muss.

Mehr Zeit bringt Michael Fauter mit. Der hatte über unseren Facebook-Aufruf von der Möglichkeit erfahren, den FH16 Probe fahren zu können und reiste extra mit seinem privaten Pkw zum Autohof. "Wann hat man schließlich zu sowas schon mal die Gelegenheit?", fragt er. "Außerdem fahre ich einen neuen Volvo FH mit 460 PS und will einmal den Unterschied spüren."

DAUERGRINSEN BEIM RITT ÜBER DIE STEILEN BERGE DER TESTRUNDE

Und dass der Unterschied spürbar ist, ist auch Michael im Gesicht abzulesen. Der Oberbayer kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus, als er mit dem 750er die Berge der Testrunde "einebnet". Aber auch den GPS-Tempomat probiert Michael aus. "Den hat meiner nicht, und für den Hintermann ist´s sicher keine Freude." Auch mit den Spiegeln kommt er gut zurecht: "Mir ist allerdings aufgefallen, dass die bei Schmuddelwetter schnell verschmutzen."

Dann genießt Michael aber wieder ganz die geballte Power der 750 PS: "Mit so einem Lkw gibt es am Berg keine Gegner mehr, sondern nur noch Opfer. Natürlich nur, wenn ausnahmsweise mal kein Überholverbot ist." Und fügt grinsend hinzu: "Ich muss morgen unbedingt mit meinem Chef sprechen. Vielleicht kauft er mir ja einen FH16 zu Weihnachten!"

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