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Volvo FH 540 8x2: Starker Eisenerzgebirgler

05.03.2015 08:00 Uhr
Volvo FH 540 8x2: Starker Eisenerzgebirgler
Dank elektronischer Steuerung und Heck-Kamera lässt sich mit dem Abroller gut arbeiten
© Foto: Gregor Soller

Die Firma Beringer Behälter nutzt im Erzgebirge einen Volvo FH 540 8x2 für den Regionalverkehr. Ein Auto mit vielen guten Ideen.

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Er war einer der Stars auf der Münchner Entsorgungsmesse Ifat: der Volvo FH 540 8x2, der vor der Halle C4 stand und seit einigen Monaten seinen täglichen Dienst im Erzgebirge verrichtet.

Dort transportiert er für die Firma Beringer-Behälter Abrollcontainer. Dabei befördert der Schwede neben Neuware auch Boxen voller Stahlschrott, die in den sächsischen Beringer-Werken anfallen. Wer die Gegend kennt, weiß, dass man dort im Grunde genommen schon mit 32 Tonnen nie genug Kraft haben kann, denn die Topographie hält viele steile Stiche und starke Gefälle bereit. Mit dem neuen Kraftpaket löst die Firma Beringer-Behälter sämtliche interne "Springer"-Aufgaben.

Und nachdem man im Fernverkehr mit den 420 PS starken FH gute Erfahrungen gesammelt hat und der Verbrauch mit denselben Fahrern drei bis vier Liter unter dem der Vorgängerfahrzeuge lag, durfte es diesmal etwas mehr, sprich die D13-Topmotorisierung mit 540 PS sein. Manche Tour führt den FH laut Fahrer Josef Knaus zwar nur vom "unteren" zum "oberen" Werk im erzgebirgischen Markersbach, doch schon die hat es in sich. Beringer orderte den FH deshalb als 8x2 mit Liftachse, denn an einem Steilstück auf der Strecke hatte sich der unbeladene 8x4-Vorgänger als wahrer "Reifenfresser" erwiesen. Sobald es hier ein bisschen feucht ist oder man nicht genug Schwung mitnimmt, kommen die Hinterräder ins Rotieren. Das ist dank der Liftachse Geschichte.

Die kurzen Etappen fordern den FH also stärker als die Streckenverkehre, für die er eigentlich gemacht ist. Hier ist er ganz in seinem Element: I-Shift schaltet zügig nach oben, punktet beladen wie unbeladen mit durchdachten Schaltsprüngen und lässt so den Hof- schnell zum Windhund werden. Ab 1000 Umdrehungen stehen die vollen 2600 Newtonmeter Drehmoment bereit - in der Praxis zwingt den FH auch eine hohe dreistellige Tourenzahl nicht gleich in die Knie. Bei 1450 Umdrehungen löst dann die maximale Leistung das höchste Drehmoment ab, was dafür sorgt, dass der Schwede sich auf den steilen Pfaden des Erzgebirges auch voll beladen souverän bewegen lässt.

DIE STEILSTÜCKE ERFORDERN TROTZ I-SHIFT MITDENKEN

Auf das üppige Drehmoment verlässt sich auch I-Shift, was dazu führt, dass die automatisierte Schaltung den Schweden lange "stehen" lässt, bevor zurückgestuft wird. Entsprechend früh sollte man hier gerade an den eingangs erwähnten Steilstücken manuell eingreifen.

Umgekehrt muss man sich dessen bewusst sein, dass I-Shift dem unbeladenen FH in der Ebene schnell Beine macht: Wenn man auf dem Hof nicht unbedingt den Windhund herauslassen möchte, sollte man das Gaspedal zart streicheln oder den Manövriermodus bemühen.

Die Lenkung punktet auch bei diesem FH mit hoher Präzision und sauberen Rückstellmomenten, was Dynamic Steering einmal mehr überflüssig macht. Gegen fiese Schwellen und Bodenwellen zeigt sie sich weitgehend resistent - selbst üble Schläge dringen nicht ans Lenkrad durch.

Zusammen mit der ordentlichen Federung merkt man dem FH seine Fernverkehrsgene hier deutlich an. Unter den in Deutschland neu zugelassenen Euro-6-Abrollfahrzeugen dürfte dieser FH sicher einer der Souveränsten sein. Trotzdem wird es auch bei ihm eng am Rahmen: Immerhin verfügt auch der Vorführer über die typische, beifahrerseitig montierte Abgasbox mit Knick für Kranstützfüße, aus der senkrecht das Abgasrohr steigt. Zwischen Vorder- und Hinterachsen liegen fahrerseitig Hydrauliktank und Batterien, gegenüber des Abgastraktes ist fahrerseitig der Adblue-Tank montiert. Da Beringer über den Batterien noch ein Ablagefach geordert hat, sollte man entsprechend grazile Finger haben, falls man mal an die Stromspender heranmuss.

Das gilt nicht für die Bedienung des Hiab-Abrollers, dessen Fernsteuerung zentral neben dem I-Shift-Wählhebel in der Mitte liegt: per Knopfdruck den Rangiermodus aktivieren, den FH auf Position stellen, dann Nebenabtrieb dazuholen und es kann losgehen. Auch Hiab hat die Fernsteuerung ergonomisch mittlerweile so weit optimiert, dass ein erfahrener Bediener das Absetzen und Aufnehmen des Behälters im Wortsinn "aus dem Handgelenk" schüttelt. Für bessere "Rücksicht" hat Beringer eine Kamera am Fahrzeugheck geordert, deren Bild über das Zentraldisplay im Armaturenträger anzeigt. Das erleichtert das Handling im Einmannbetrieb vor allem innerorts erheblich.

Dort fällt auch auf, dass Volvo bei den Außenspiegeln die maximale Spiegel- mit minimaler Gehäusefläche kombiniert, was den Nachteil hat, dass die Spiegel schnell verschmutzen. Maximale Glasfläche bietet die Panorama-Glasdachluke der für den Verteilerverkehr großzügigen Globetrotter-Kabine, durch die ein üppiges Raumgefühl entsteht.

BETT UND ROLLOSCHRANK: INNEN GIBT DER FH DAS HOTEL

Dazu trägt auch die Einzelbettausführung bei, die für zusätzliche Staufächer an der Kabinenrückwand sorgt. Die versehen die Schweden wie die stirnseitigen Staukästen mit teuren und Platz sparenden Rollos, die für den Fahrer sehr praktisch, in der Fertigung aber vergleichsweise teuer sind, weil sie auch auf schlechten Pisten klapperfrei bleiben müssen - da macht eine Rollolösung mehr Aufwand als eine Klappe.

Mittlerweile hat der FH 540 rund 40.000 Kilometer absolviert und die Erwartungen von Beringer "mehr als erfüllt", wie Uwe Dinstuhl, bei Beringer unter anderem für die Fahrzeugtechnik zuständig, angibt. Bislang gab es keinerlei Ausfälle und der Verbrauch liegt mit demselben Fahrer um drei bis vier Liter unter dem des Vorgängers.

Ein weiteres sehr wichtiges Argument für den Volvo dürfte aber auch wie so oft die Werkstatt sein, in diesem Fall die TS GmbH Scharzenberg, die laut Dinstuhl alle Arbeiten "professionell und schnell" erledigt. Gleiches dürfte für den Fahrer zutreffen, der mit dem FH 540 sicher eines der kräftigsten Abroll-Arbeitsgeräte Deutschlands steuern darf!

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