Großer Bahnhof, im wahrsten Sinne des Wortes. Zum Auftakt der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover enthüllt MAN vor dem Hauptbahnhof Hannover sechs "Tattoo Trucks". Die in unterschiedlichen Lackiertechniken äußerst spektakulär gestalteten TGX-Sattelzugmaschinen sind das Ergebnis eines internationalen Design-Wettbewerbs. Mehr als 40 Künstler beteiligten sich mit über 80 Entwürfen an einer Idee der MAN-Kommunikationsabteilung."
Kann man aus Songs rollende Kunstwerke machen?", fragte sich Kommunikationschef Andreas Lampersbach, als er vom neuen Album "Wenn das so ist" von Peter Maffay hörte. MAN arbeitet schon viele Jahre mit dem Künstler zusammen und stellt traditionell die Zugmaschinen für die Bühnen-Trucks der Maffay-Touren.
SECHS ROLLENDE KUNSTWERKE ALS LASTER ZIEMLICH UNGEWÖHNLICH
"Jeder Truck ist ein rollendes Kunstwerk. Dass meine Songs die Inspiration dafür waren, ehrt mich sehr", zeigte sich Peter Maffay bei der Präsentation der exklusiv gestalteten LKW begeistert. "Die Trucks sehen sensationell aus! Wir werden die 'MAN Tattoo Trucks' genannten Zugmaschinen bei meiner Tournee Anfang 2015 einsetzen, um mit ihnen das Bühnenequipment quer durch Deutschland zu transportieren. Ich hoffe, dass wir damit positiv auffallen und die Menschen gewahr werden, dass LKW durchaus mehr sind als Arbeitsmaschinen."
Ausgewählt wurden die Entwürfe lange im Vorfeld der IAA. Aus den Einreichungen entschied sich eine Jury für sechs Interpretationen von fünf Künstlern - Designer Robert Reinhold aus Chemnitz reichte so tolle Entwürfe ein, dass sich die Jury gleich für zwei seiner Designs begeisterte. Nach der Vorauswahl wurde jeder Entwurf in Handarbeit auf je einen weißen MAN TGX XXL lackiert. Die Umsetzung übernahmen der renommierte Designer und Lackkünstler Walter Maurer und Martin Dippel, die mit ihrem Team von "smart art" die MAN Tattoo Trucks in einem Flugzeughangar gestalteten.
Maurer und Dippel sind ihrerseits Branchengrößen. Der aus Dachau stammende Walter Maurer hat mit weltbekannten Pop-Art-Künstlern auch die berühmten BMW Art Cars gestaltet. "Bis auf Andy Warhol, dem ich damals nur assistieren durfte, stammt die komplette Umsetzung der Art Cars von mir", erinnert sich Maurer. Noch heute zählen unter anderem das 3.0 CSL Coupe von Frank Stella oder der Renn-320er von Roy Lichtenstein zu viel beachteten, aber seltenen Kunstwerken auf Fahrzeugbasis. "Mal sehen, ob unsere MAN Tattoo Trucks die gleiche Berühmtheit erlangen", sagt Maurer bei einer Trocknungspause und lacht. "Zwar sind unsere Künstler noch nicht ganz so berühmt, aber Peter Maffay ist dafür kein Unbekannter!"
Die Lackdesigner des smart-art-Teams arbeiteten überwiegend mit farbigem Acryllack - kein Wunder bei den doch sehr farbenfrohen Entwürfen. Über den Acryllack kam als Finish ein Hochglanz-Klarlack, der die Laster-Kunstwerke für die Ewigkeit konservieren soll. Um jeden der sechs Trucks kümmerte sich ein eigenes Team von Lackierprofis. Bis zum Finish vergingen unzählige Arbeitsstunden. Letztlich dauerte die Umsetzung der Entwürfe von den zweidimensionalen Vorlagen und Modellen im kleinen Maßstab auf die realen Fahrzeuge von Ende Juli bis Mitte September.
DREI MONATE, SECHS LKW, ZEHN LACKSORTEN, 500 FARBEN
Dabei verwendeten die Lackierer mehr als 500 Farbtöne und zehn verschiedene Farb- und Lacksorten - unter anderem Zweikomponenten-Acryllack, Wasserlack sowie Airbrush- und Künstleracrylfarben. "Wir haben uns bei der Umsetzung der Entwürfe in die Realität sehr nahe an den Entwürfen der Künstler orientiert", erläutert Airbrusher Martin Dippel. "Manchmal war es wegen der Proportionen, die beim 1:1-Fahrzeug doch anders wirken, nicht ganz so einfach. Letztlich haben wir in Absprache mit den Künstlern aber stets einen Weg gefunden, die Ideen entsprechend umzusetzen."
Zum Aufbringen der Motive wurden diverse Techniken verwendet: die bekannte und standardmäßige Spritzlackierung, Schwammtechnik, Airbrush, Folien- oder Schablonentechnik, verschiedene Malstile mit Pinsel, Lasurtechnik sowie Graffiti. Die Umsetzung der Entwürfe forderte nicht nur die Lackierprofis, sondern auch die Künstler. Der Designer Marc Köschinger betont: "Die Herausforderungen, die das Design für den Truck mit sich brachte, haben sich wie ein Motor auf meine Kreativität ausgewirkt. Wichtig war mir, die Größenwirkung auf einem kleinformatigen Wettbewerbsentwurf für die Jury nachvollziehbar darzustellen und auf die technische Umsetzbarkeit zu achten. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden."
Auch wenn Peter Maffay selbst nicht an den Entwürfen beteiligt war, floss dennoch einiges von seinen künstlerischen Ideen ein: "Bei der Umsetzung meines Entwurfs habe ich mich an dem orientiert, was Peter Maffay selbst beschrieben hat", erklärt Köschinger: "Alles baut aufeinander auf ... ändert sich ... oder bleibt so ... und WENN DAS SO IST ... dann ist es so ..."
Köschinger ist deshalb sicher, dass sich seine Ideen im Grunde auf alle Lieder des neuen Maffay Albums beziehen. "Ein Widerhall in der grafischen Umsetzungen, die immer wieder auftauchen - ein Echo des Musikers sozusagen." Auch die Künstlerin Kaja el Attar ist von der finalen Umsetzung ihres Entwurfs begeistert: "Die Herausforderung lag für mich darin, meine filigranen Zeichnungen in einer neuen Dimension eines Lastwagen-Fahrerhauses zu interpretieren und visualisieren."
NACH DEM IAA-AUFTRITT FAHREN DIE TATTOO-TRUCKS NACH MÜNCHEN
Nach der Nutzfahrzeugmesse IAA rollen die MAN Tattoo Trucks von Hannover ins MAN Truck Forum München, wo alle Besucher und Gäste die einzigartig gestalteten Fahrzeuge bewundern können. Parallel wählt eine prominent besetzte Jury die drei besten Entwürfe: Mit dabei natürlich Sänger und Songwriter Peter Maffay, MAN SE Vorstandssprecher Dr. Georg Pachta-Reyhofen, Andreas Lampersbach, Leiter MAN Corporate Communications, Marco Schwalbe, Veranstalter der STROKE ART FAIR und MUC-art, Kunstdozent und Lackdesigner Walter Maurer, ein Spezialist auf dem Gebiet der Art Cars sowie Gerhard Grünig, TRUCKER-Chefredakteur. Der Sieger-Entwurf ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert.
Freuen können sich am Ende noch andere: Einer der Tattoo Trucks wird für die Peter-Maffay-Stiftung zugunsten benachteiligter Kinder und Jugendlicher versteigert. Und nach der Tour können sich Fuhrunternehmen dafür bewerben, einen der Tattoo-Trucks im eigenen Unternehmen einzusetzen. So kommen viele in den Genuss dieser Hingucker.