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Reportage: Noch heute bringt er frische Brötchen

15.02.2021 15:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Reportage: Noch heute bringt er frische Brötchen
Der Opel-10/40-Lieferwagen von 1927
© Foto: Frank Bachhausen

Vorkriegs-Klassiker sinken in der Gunst vor allem jüngerer Oldtimerfreunde. Der Opel-10/40-Lieferwagen von 1927 aus dem Besitz von Frank Bachhausen zeigt, dass der Umgang mit der Uralt-Technik durchaus Freude bereitet.

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Wenn Oldtimer-Fans die Geschichte ihres Autos erzählen,  gibt es oft Parallelen. So auch bei Frank Bachhausen. Der Wunsch nach einem bestimmten Auto entsteht etwa, weil man Familienalben mit vergilbten Fotos durchstöbert und so die fahrbaren Untersätze der Altvorderen entdeckt. Im Falle von Bachhausen war es ein Opel Blitz 10/40, der in der Bäckerei des Vaters Dienst tat. Schon lange war es das Ziel des Düsseldorfer Sammlers, zumindest ein Modell eines jeden jemals in der Firma vorhandenen Fahrzeugs im Fuhrpark zu haben.

Und es gibt eine zweite Parallele. Nicht selten heißt es in den Geschichten „vor dem Greifer des Schrottbaggers und buchstäblich vor dem Hochofen gerettet“. Auch das passt beim vorgestellten Opel-Lieferwagen. Es war zwar nicht Bachhausen, der den raren Rüsselsheimer vor dem letzten Gang alles Irdischen rettete. Doch der eigentliche Retter zeigte sich angesichts des dann doch sehr üblen Zustands nicht in der Lage, den heruntergekommenen Opel zu retten. So kam Bachhausen über eine Annonce in der einschlägigen Fachpresse an seinen 10/40.

Heute zeigt sich der Opel 10/40 wieder zeitgenössisch. Früher war er Möbel-, nicht Bäckerei-Lieferwagen
© Foto: Frank Bachhausen

Wie Bachhausen anhand einiger alter Unterlagen in den Türtaschen feststellen konnte, tat der Opel – in der Vor-GM-Ära musste er noch ohne den „Blitz“ auskommen – mit seinem hohen Aufbau früher wohl Dienst in einem Möbelhaus. Dass er die letzten acht Dekaden überhaupt überstanden hat, ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass er als Requisite für Filme im Vorkriegs- und in der unmittelbaren Nachkriegszeit bei den Berliner DEFA-Studios zum Einsatz kam. Trotz gesicherten Überlebens wurde ihm da übel mitgespielt. Weil es nur auf die Außenoptik ankam, verfiel der Innenraum zusehends. Und kurz vor Übereignung an den Altmetallhändler hatten ihm Banausen noch Löcher in die Seitenwand geschnitten, Gitter davorgenagelt und das komplette Auto mit NVA-Grün übertüncht (Bild links oben), weil man für eine Filmproduktion eine „grüne Minna“ brauchte …

Sammler Frank Bachhausen hat von allen früheren Firmenfahrzeugen ein Exemplar
© Foto: Frank Bachhausen

Es stand also jede Menge Arbeit an für Frank Bachhausen. Mangels geeigneten Frostschutzes hatte der Motorblock einen fetten Riss, den ein versierter Schweißer im Zuge der Instandsetzung wieder dicht bekam. Die Nieten des ansonsten noch stabilen Rahmens hatten längst ihre Spannkraft verloren, das Leder der Sitze war ebenso vergammelt wie die Einbauten des Laderaums.

Der Fahrerplatz zeigte sich ebenfalls in desolatem Zustand, von manchen Instrumenten zeugten nur noch gähnend große Löcher im Armaturenbrett. Es gab aber auch gute Nachrichten: Der Holzboden des alten Opel zeigte sich erstaunlich solide und auch das in traditioneller Handwerkskunst aus Zinkblechen verlötete Dach war zu retten.

Holz war bevorzugtes Material
© Foto: Frank Bachhausen

Die Restaurierungsgeschichte erzählt vom neu nachgehonten Block, in dem noch immer die originalen Kolben, bestückt mit neuen Ringen, laufen. Auch die Kurbelwelle war nach einem frischen Schliff mit neuen Lagern wiederverwendbar. So arbeitete sich Frank Bachhausen einmal von vorne nach hinten durch. Nur bei den Achsen wagt er die Abkehr von der Originalität. „Wir haben etwas modernere Achsen mit hydraulischen Bremsen verbaut. Das sorgt im aktuellen Verkehr für mehr Sicherheit“, erläutert der sympathische Rheinländer.

Zuverlrässig dreht der Oldtimer seine Runden

Jetzt schnurrt der gut 2,6 Liter große Vierzylinder wieder mit kräftig hörbaren, aber angenehmen Lebensäußerungen fröhlich durch Düsseldorf und Umgebung. Im größten seiner vier Vorwärtsgänge läuft er mit rund 60 km/h zuverlässig rechts- und linksrheinisch auf beschaulichen Landstraßen. „Kann ja kaum etwas kaputtgehen“, meint Bachhausen, „ist ja kaum was da. Statt Benzinpumpe arbeitet der von einem Solex-Vergaser gefütterte Ottomotor mit Fallbenzin. Statt einer Kühlmittelpumpe hieß es damals Thermosiphonkühlung.“

Mittlerweile hat Frank Bachhausen ein zweites Hobby. Er schaut alte DEFA-Filme und freut sich diebisch, wenn er darin einen Opel 10/40 entdeckt. „Kann ja eigentlich nur meiner sein“, lacht er und bringt den Opel-Vierzylinder auf Trab, um sich ein paar frische Brötchen zu besorgen.

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