Das Fahrgefühl findet Schmieder wesentlich besser als bei einem „normalen“ Lkw. Auch das Andocken mit dem Stromabnehmer an der Oberleitung ist für ihn mittlerweile keine Herausforderung mehr. „Von hundert Versuchen gehen vielleicht zwei schief“, sagt er. Und noch einen Vorteil sieht der Fahrer: „Man kann die Pkw ärgern. Der kann so schnell beschleunigen, damit rechnen die nicht.“ Da würde er oft ein paar verdutzte Blicke ernten, berichtet er augenzwinkernd. Einmal im Monat muss Schmieder aber auf „El Leon“, wie der Lkw getauft wurde, verzichten. Dann kommt dieser ein bis zwei Tage zur Prüfung und zum Datenauslesen in die Werkstatt. Schon seit zehn Jahren arbeitet Schmieder als Berufskraftfahrer. Mit seinem aktuellen Arbeitgeber ist der gelernte Optiker zufrieden: „Ich bin sehr gut aufgenommen worden.“
Außer ihm sind derzeit noch weitere 52 Fahrer bei Schanz tätig. Allen bieten Seibert und Hemmel die Möglichkeit, sich auszusuchen, ob sie Sattel- oder Gliederzug und mit oder ohne Zusatzequipment fahren wollen. Am Wochenende muss niemand unterwegs sein, denn die Spedition fährt hauptsächlich im innerdeutschen Verkehr. „In der Regel sind die Fahrer alle zwei Tage zu Hause“, sagt Seibert. Auch private Termine werden bei der Disposition berücksichtigt.
Die Spedition bildet Berufskraftfahrer selber aus
Trotzdem haben die Schanz-Chefinnen hin und wieder Schwierigkeiten, Fahrpersonal zu finden. Um das Problem abzumildern, bildet der Betrieb seit 15 Jahren selber aus. Aktuell absolvieren drei angehende Berufskraftfahrer ihre Ausbildung im Unternehmen. „Wir können die jungen Leute so gezielt auf unsere Anforderungen hin ausbilden“, sagt Seibert. Schulabgängern mit dem Berufswunsch Berufskraftfahrer, die noch keinen Führerschein machen können, empfiehlt sie, zuerst eine Ausbildung zum Fachlageristen zu absolvieren und anschließend eine verkürzte BKF-Ausbildung dranzuhängen. Ihre Schwester und sie haben neben den üblichen Wegen 2019 auch schon mit einer Facebook-Kampagne versucht, neue Fahrer zu finden. „Dadurch hatten wir auf einmal über 40 Interessenten, die wir erst mal filtern mussten“, berichtet Hemmel.
Einige Bewerber wurden eingestellt, am Ende sei allerdings nur einer übrig geblieben, so die 42-Jährige. Dass in dem Bereich so ein Mangel herrscht, könnte nach Ansicht der Spediteurinnen auch am schlechten Ruf des Berufsbildes liegen. Sie wünschen sich deshalb, dass den Fahrern mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. „Dass es nicht immer heißt: Die blöden Lkw verstopfen die Straßen und machen Dreck und Krach. Das ist auch gar nicht mehr so“, betont Seibert.