Lang-Lkw sind jetzt in 12 von 16 Bundesländern zugelassen. Sie dürfen auf mehr als der Hälfte der deutschen Autobahnen und einigen Bundesstraßen eingesetzt werden, insgesamt auf weit über 10.000 Straßenkilometern.
Komplett beteiligen sich Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen am Feldversuch. Bremen hat die Autobahnen freigegeben, Mecklenburg-Vorpommern einzelne Abschnitte. Lückenschlüsse über das Autobahnnetz gibt es in Sachsen-Anhalt. Jetzt ist auch Baden-Württemberg mit großen Teilen der Autobahnen 5, 8 und 81 sowie einigen Landstraßen dabei.
Das grün-rot regierte Land war lange Zeit erklärter Gegner des Feldversuchs. Grundsätzlich hält die Regierung im Südwesten an ihrer Absicht fest, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Bereits seit Ende des vergangenen Jahres aber war der Automobilkonzern Daimler mit Verkehrsminister Winfried Hermann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Gespräch gewesen, um eine Genehmigung zur Belieferung seiner Werke mit Lang-Lkw zu erhalten. Die Regierung lenkte schließlich ein. Seit Ende Juli werden die Werke in Sindelfingen und Rastatt werktäglich angefahren.
SPEDITIONSVERBAND HÄLT NRW-MODELL FÜR SINNLOS
"Es ist gut, dass die Transportunternehmen jetzt in Baden-Württemberg mit Lang-Lkw fahren können", kommentierte Dr. Wolfgang Bernhard, Daimler-Vorstand Lkw und Busse, die Entscheidung. Dadurch würden aus drei herkömmlichen Sattelzügen zwei Lang-Lkw. "Das spart bis zu 25 Prozent Sprit und CO2, schont die Infrastruktur und reduziert die Verkehrsdichte", hebt Bernhard die Vorteile hervor.
Auch Nordrhein-Westfalen hat sich für den Einsatz von Lang-Lkw geöffnet, allerdings nur in der "kleinen" Variante mit einem bis zu 1,30 Meter verlängerten Auflieger. Dr. Rüdiger Ostrowski, Vorstandsmitglied im Verband Spedition und Logistik NRW kritisiert: "Das bringt weder eine Reduzierung an Fahrzeugen, noch einen Nutzen für die Umwelt." Es könne nicht sein, dass überall lange Fahrzeugkombinationen erlaubt sind, nur in NRW gebe es eine Abweichung. "Die Bausteine eines Versuchs müssen vergleichbar sein", fordert Ostrowski, "sonst ergibt das keinen Sinn".
119 Lang-Lkw für 45 Unternehmen sind an der Testphase bis Ende 2016 beteiligt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt verspricht sich Vorteile für Automobilzulieferer, die Lebensmittelbranche und Paketdienste. "Mein Ziel ist es, nach dem Abschluss des Feldversuchs in den Regelbetrieb überzugehen", beteuert Dobrindt.
SPD-Fraktionsvize Sören Bartol meint: "Wer über eine Zulassung nachdenkt, muss auch über die Stärkung des Schienengüterverkehrs nachdenken." Außerdem brauche es einen Nachweis, dass die Sicherheit des Straßenverkehrs nicht negativ beeinflusst werde, um die Bedenken der Bevölkerung zu überwinden. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2014 waren vier von fünf Deutsche gegen Lang-Lkw.
NOTHALTEBUCHTEN UND PARKPLÄTZE ZU KLEIN
Ein Zwischenbericht der Bundesanstalt für Straßenwesen BASt hatte gezeigt, dass es keine Hinweise auf größeren Stress für die Fahrer oder ein höheres Unfallrisiko gibt. Lang-Lkw hätten keinen längeren Bremsweg, Überholmanöver auf Landstraßen seien selten und nicht gefährlicher als bei normalen Lkw. Auch Fahrbahnen würden nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen. Die Spritersparnis hingegen betrage 15 bis 25 Prozent.
Probleme sieht die BASt bei Nothaltebuchten in Tunneln, Parkplätzen, Kreisverkehren und Kreuzungen. Sofern hier nachgerüstet wird, gibt sich sogar der ADAC aufgeschlossen für einen Dauerbetrieb auf bestimmten Strecken.
DAS MEINEN UNSERE FACEBOOK-USER
Tim J.: "Super! Daumen nach oben."
Martin K.: "Feine Sache, wenn die Strecken vernünftig gewählt und die Parkplätze angepasst werden, ist es sehr sinnvoll. Die negative Presse muss aufhören und die Politik einsehen, dass man Lkw braucht, weil das Bahnnetz nicht passt."
Kjell-Christian W: "Wurde auch Zeit. In Deutschland sträubt man sich dagegen, effektiv zu arbeiten."
Torsten S.: "Eine Herausforderung! Würde ich gerne mal fahren."
Kai K.: "Effizient, ganz sicher, auf ausgewählten Routen, im Begegnungsverkehr, unter großen Logistik-Centern und im Werkverkehr. Alle, die dagegen sind, müssten auch gegen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sein. Hier werden aus drei Lkw zwei. Wenn das kein Effizienzgewinn ist."
Stefan Z.: "Transport wird noch billiger. Klasse. Es gehören Tarife her und keine größeren Lkw, die die Preise noch mehr drücken."
Simon K.: "Wenn die von Lager zu Lager fahren, ist es okay. Ansonsten müssen erst mal die Rahmenbedingungen stimmen. Parkplätze, Kreisverkehre usw. Und es glaubt doch wirklich niemand, dass dadurch der Verkehr weniger wird."
Achim K.: "Da dauert das Elefantenrennen noch länger, und am Berg kannst nebenher Essen kochen."
Holger H.: "Aus Fahrersicht stehe ich dem eher skeptisch gegenüber. Letzten Endes werden dadurch auch Fahrer eingespart. Auch die Frachtpreise werden weiter fallen."
Günther S.: "Da nur punktefreie Fahrer Lang-Lkw fahren dürfen, wird es meines Erachtens keine Entlassungen geben. Der Güterverkehr nimmt weiter zu, da werden die Gigaliner nichts daran ändern."
Timo S.: "Auf Autobahnen find' ich sie super, auf Landstraßen eher weniger gut."
Elmer M.: "Super! Auf ausgewählten Strecken führt das sicher zu einer Verminderung des Verkehrs. Durch die Anzahl der Achsen gibt es keinen zusätzlichen Verschleiß der Fahrbahn. Bei uns in Österreich wird dieses System dank einer veralteten Denkweise nicht kommen. Alles, was größer ist als ein rotes Parteibuch, ist dubios."
Marco D.: "In Holland fahren die ohne Probleme."
Alexander S.: "Ich finde es klasse."