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Test & Technik: Löwenfamilie komplett

25.01.2021 15:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Test & Technik: Löwenfamilie komplett
Die neuen TGS, TGM und TGL bauen weiterhin auf den Kabinen-Rohbauten ihrer Vorgängermodelle auf
© Foto: MAN, Jan Burgdorf/TRUCKER

Nach dem großen TGX schickt MAN seine erneuerten Verteiler an den Start. Die übernehmen vieles vom großen Bruder.

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Die Ähnlichkeit ist hier ausdrücklich gewollt! Nach dem Fernverkehrsmodell TGX schickt MAN seine neuen Verteiler TGL, TGM und TGS an den Start, die bewusst viele Designmerkmale und Bedienelemente vom großen TGX übernehmen – Stichwort Familiendesign und kostensenkende Gleichteil-Strategie.

Neben der Front mit der durchgehenden schwarzen Kunststoffblende, die laut MAN auch aerodynamische Vorteile bringt, spendet der TGX seine Außenspiegel sowie die elegant geschwungenen Scheinwerfer, die bei allen Baureihen auf Wunsch in LED-Technik strahlen.

Für die meisten Fahrer sicherlich die wichtigere, gute Nachricht: In den drei erneuerten Modellen findet sich ebenfalls das Bedienkonzept aus dem großen Bruder wieder.

Die Verteiler erbten auch die praktischen Tasten in der Tür

Das fängt beim Öffnen der Fahrertür an, in deren Innenseite das praktische Bedienfeld mit seinen bis zu vier nach eigenen Wünschen belegbaren Tasten integriert ist. Im Falle des kleinen TGL bauartbedingt zwar so niedrig platziert, dass man sich bücken muss, das ist aber immer noch einfacher, als wieder ins Cockpit klettern zu müssen, um beispielsweise den im hektischen Lieferverkehr schnell vergessenen Entriegelungsschalter für die Hebebühne oder den Warnblinker zu aktivieren.

Der TGL in der 12-t-Version
© Foto: MAN, Jan Burgdorf/TRUCKER

Ansonsten schalten auch die MAN-Verteiler auf digital. Das „Outfit“ von Tacho, Drehzahlmesser und Bordcomputer entspricht dem des TGX und gefällt mit gestochen scharfer Darstellung bei allen Lichtverhältnissen. Allerdings nur, sofern der Fuhrparkverantwortliche bereit ist den Aufpreis für das digitale Cockpit zu akzeptieren. Ist das nicht der Fall, verbaut MAN weiterhin analoge Rundinstrumente – ähnlich denen des Vorgängermodells.

Auch der zu Recht viel gelobte Bedienring namens „Smart-Select-Button“ zur Steuerung des wahlweise sieben oder 12,3 Zoll großen Bildschirms in der Mittelkonsole ist in den Verteilern nicht automatisch an Bord und nur für die langen Kabinenausführungen erhältlich. In den kurzen oder mittellangen Nahverkehrs-Fahrerhäusern (CC und NN genannt), die zudem oft mit Beifahrerdoppelsitzbank das Werk verlassen, würde der vorstehende Drehring laut MAN zu viel Platz einnehmen. Radio, Navigation, Telefon und so weiter werden hier über einen kleineren, in der Konsole integrierten Dreh-Drück-Knopf gesteuert, was nach kurzer Gewöhnung ebenfalls problemlos funktioniert.

In allen MAN ist das neue Lenkrad (ebenfalls aus dem TGX) mit seinen schnell erfassbaren Bedientasten Serie. Darüber hinaus lässt sich das Volant in einem Winkel verstellen, der dem im großen Fernverkehrsmodell ebenbürtig ist und zumindest in der leichten Verteilerklasse seinesgleichen sucht. Auf diese Weise ist eine bequeme Sitzposition schnell gefunden, auch wenn der Sitzverstellweg nach hinten in der außen 1,62 Meter kurzen CC-Kabine weiterhin eher knapp ausfällt.

Die TGS-Baureihe startet weiterhin bei 18 Tonnen Gesamtgewicht
© Foto: MAN, Jan Burgdorf/TRUCKER

Eine solche trägt der TGL 12.250, außerdem ist der Zwölftonnen-Testwagen mit der stärksten Motorisierung dieser Baureihe ausgestattet – in Form des 6,9-Liter-D08-Reihensechszylinders mit 250 PS. Auch ausgeladen hat er in allen Lebenslagen mehr als genug Power, vor allem wegen der 1050 Newtonmeter Drehmoment, die ab 1200 Touren ins Rennen gehen.

Als zu viel des Guten empfinden wir in dieser leichten Gewichtsklasse allerdings die zwölf Gänge des Tipmatic-Getriebes. Erst recht, weil die automatisierte Schaltung die Gänge beim Beschleunigen trotzdem unnötig weit ausdreht, im Stadtverkehr eigentlich immer einen Gang zu niedrig unterwegs ist und Hochschaltungen eher zögerlich einleitet. Im Falle des Zwölftonners würde es auch die Tipmatic mit sechs Gängen tun, die MAN aber nur für den kleineren Vierzylinder bereithält.

Aus dem TGX bekanntes Ambiente und Bedienkonzept, hier inklusive Smart-Select-Button
© Foto: MAN, Jan Burgdorf/TRUCKER

Anders im 18 Tonnen schweren TGS 18.330: Hier sind die zwölf Gänge mehr in ihrem Element, zusätzlich ist die Schaltung besser auf den Antrieb abgestimmt.  Bei dem handelt es sich um den neun Liter großen D15-Sechszylinder und damit das neueste Aggregat im MAN-Portfolio. Dem vor allem niedrige Drehzahlen liegen: Selbst aus 850 Touren liefert er für den ausgeladenen Testwagen noch so etwas wie Durchzug. Dass der laufruhige Motor sein Treiben trotzdem jederzeit gut vernehmbar innerhalb der mittellangen NN-Kabine kundtut, ist ein Kritikpunkt, der indes für die ganze MAN-Familie gilt.

Für alle MAN-Fahrgestelle, die im engen Verteilerverkehr unterwegs sind, eine lohnenswerte Option ist das Bird-View-System. Vier Kameras kreieren eine 360-Grad-Ansicht des Lkw aus der Vogelperspektive auf einen an der A-Säule befestigten Bildschirm. Eine willkommene Hilfe, die beim Rangieren oder Andocken an Rampen Schäden vermeiden hilft.

Für den TGS sind mehr schlaue Assistenzsysteme lieferbar

Bislang noch dem TGS vorbehalten ist die voll integrierte Abbiegehilfe mit Radarsensoren, bei der ein LED-Band in der A-Säule plus Signalton in kritischen Situationen Alarm geben. Für TGM und TGL soll es das System ebenfalls bald geben, bis dahin müssen Kunden allerdings noch mit dem kamerabasierten Nachrüstsystem ohne Warnfunktion leben.

Weniger der Sicherheit als der Ökonomie widmet sich die „Urban“-Funktion des GPS-Tempomaten. Ähnlich dem System im Mercedes-Benz Actros weiß die Software neben der Topografie um Besonderheiten auf der Strecke, wie Kreisel, Ampeln oder Ortseinfahrten, und passt das Tempo ökonomisch optimiert an. Dieses System ist allerdings nur für den TGS zu haben – eine der wenigen Ausnahmen, wo der TGX seine technischen Gene nicht der ganzen Familie spendet.

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