Schon nach zwei Radlader-Schaufeln feinkörnigen Kieses ist Schluss. Eine Menge, die sich fast verliert in der voluminösen und mit ihren acht Millimeter Boden- und 0,6 Zentimeter Wandstärke robust ausgeführten Hinterkipp-Stahlmulde des französischen Herstellers CIF. Mehr geht aber nicht, denn wir dürfen das hierzulande geltende Gewichtslimit von 32 Tonnen für Vierachser natürlich nicht überschreiten.
Dass dieser Renault K 520 8x4 eigentlich zu Schwererem berufen wäre (viele europäische Länder erlauben ja höhere Limits), vermitteln neben der bulligen Optik mit der nach vorn versetzten Bau-Stoßstange schon die technischen Daten des Testfahrzeugs: Mit 520 PS und 2550 Newtonmeter Drehmoment, erzeugt vom 12,8 Liter großen DTI13-Reihensechszylinder, treibt diesen K die derzeit stärkte Antriebsquelle im Portfolio von Renault Trucks an.
Bergab greift der bereits schon 383 kW starken „Optibrake+“-Motorbremse zusätzlich ein Voith-Retarder unter die Arme, ergibt addiert bis zu 1132 Brems-PS. Die Trommelbremsen an allen Achsen mutieren damit fast zum reinen Not-Instrument für unvorhersehbare Situationen auf der Straße, lassen sich aber überraschend gut dosieren.
Ebenfalls viele Reserven lassen die robusten Dreiblatt-Parabeln vorne und erst recht die gewaltigen 11-Blatt-Ellipsen der Hinterachsen erahnen – dieser K 520 ist ganz klar ein Typ fürs Grobe.
Trotz robuster Bauweise überraschend komfortabel
Auf befestigten Straßen vermittelt er diesen Eindruck allerdings nicht. Trotz fehlender Luftfedern gibt sich der Vierachs-Kipper überraschend komfortabel. Selbst ohne Fracht auf der Ladefläche bleiben Stöße und Vibrationen in einem angenehmen Rahmen. Auch die zielgenaue Lenkung überzeugt trotz der zwei gelenkten Achsen mit ihrer Direktheit und nur geringen Rückführungskräften.
Diskussionslos auch die Fahrleistungen. Fast scheint es, als sei der Renault beleidigt ob der lächerlichen Transportaufgabe von 32.000 Kilogramm. Mühelos und trotzdem verbrauchsgünstig zaghaft bringt er die Fuhre im Tempomatmodus auf Landstraßentempo, ohne dass der Drehzahlmesser die magische 1500-Touren-Marke durchbricht. Ecoroll steht ebenfalls bereit, allerdings funktioniert das Dahinrollen im Leerlauf nur im Tempomatbetrieb. Bei Tempo 65 liegen in Verbindung mit der 3,76er-Hinterachse verbrauchsgünstige 1150/min an. Bei 85 km/h summiert sich die Drehzahl allerdings auf 1500 Touren – Ausflüge auf die Autobahn dürfte der Kipper aber eher selten unternehmen.
Unbestritten mehr Zuhause fühlt sich der K im unwegsamen Gelände, wo das Testfahrzeug auch ohne angetriebene Vorderachsen erstaunlich weit kommt. Neben dem kurz übersetzten Crawler und den Quer- und Längssperren, die sich bedienfreundlich per Drehschalter in der Mittelkonsole zuschalten lassen, erweist sich vor allem der Geländemodus des automatisierten „Optidriver“-Getriebes als hilfreich. Per Taste auch während der Fahrt aktivierbar, dreht das Programm die Fahrstufen deutlich länger aus und lässt die Zahnräder beim Gangwechsel nochmals schneller einrücken, außerdem werden hier keine Gänge übersprungen.
Beim Anfahren an steilen Rampen hilft zudem der feinfühlig agierende Hillholder, alternativ ginge es allerdings auch über die elektronisch gesteuerte Feststellbremse. Letztere hält zusätzlich noch eine weitere Besonderheit bereit: Per Tastendruck lässt sich die automatisierte Aktivierung des Federspeichers bei geöffneter Fahrertür unterbinden.
In vielen Situationen hilfreich: die Standgasfunktion
Auf diese Weise kann der K beim Abkippen im Leerlauf vorrollen und der Fahrer gleichzeitig einen kontrollierenden Blick aus der Tür werfen. Oder man nutzt im Gelände die Standgasfunktion. Per Tastendruck lässt sich unterhalb von 20 km/h das aktuelle Tempo speichern und mittels der +/--Tasten erhöhen oder verringern. Das wirkt einerseits dem Gaspedalstottern bei Bodenunebenheiten wirksam entgegen – oder lässt sich situationsabhängig einsetzen, beispielsweise, wenn der Renault von einer Fräse beladen würde.
Doch für solcherlei „einfache“ Straßeneinsätze erscheint dieser K 520 überdimensioniert. Er ist vielmehr zu Härterem berufen, wie beispielsweise den innerbetrieblichen Schüttguttransport im Gelände, wo es gerne mal ein paar Radlader-Schaufeln mehr sein dürfen!