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Test & Technik: Bei Bedarf Traktion

07.12.2020 14:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Test & Technik: Bei Bedarf Traktion
Ohne PXP hat der Sattelzug an dieser Steigung keine Chance
© Foto: G. Willwert

DAF richtet sein Portfolio stärker auf die Bauwirtschaft aus. Neu im Programm ist ein hydrostatischer Vorderradantrieb für CF und XF. Dessen Technik kommt vom Spezialfahrzeugbauer Paul.

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Oft braucht es gar nicht so viel mehr, um den „Karren“ aus dem Dreck zu ziehen: Knapp 2,5 bis 4 Tonnen an zusätzlicher Zugkraft wirft ein hydrostatischer Zusatzantrieb in die Waagschale und die entscheiden oftmals zwischen Durchkommen oder Hängenbleiben. Größter Vorteil des Hydrostaten: Gegenüber einem „echten“ Allrader baut er zwischen 400 bis 500 Kilo leichter, der Verbrauch ist in Summe rund zehn Prozent niedriger und die Einstiegshöhe bleibt auf gewohntem Niveau, weil auf ein Verteiler- und Achsgetriebe verzichtet werden kann.

Vorteile, die nun auch DAF-Kunden durch das neue PXP-System nutzen können. PXP steht für „Paul Xtra Power“, was darauf verweist, dass die Niederländer hier nicht in Eigenregie handeln, sondern auf die kompetente Hilfe des renommierten Fahrzeug-Umbauers Paul vertrauen.

Das Testfahrzeug ist für den überwiegenden Straßeneinsatz konfiguriert
© Foto: G. Willwert

Pauls Konzept setzt nicht auf einen höheren Druck

Angeboten wird PXP zunächst nur für 4x2-Sattelzugmaschinen (CF und XF), in Verbindung mit den beiden Dieselmotoren MX 11 und MX 13. Die Kraftübertragung übernimmt jeweils das Traxon-Getriebe von ZF. Um eine hohe Kraftentfaltung bis 6435 Newtonmeter pro Rad zu realisieren, geht Paul einen eigenen Weg. Die Mitbewerber arbeiten mit einem höheren Druck um die 450 bar, Paul verwendet stattdessen den größten Hydraulikmotor im Markt. Der verfügt über ein Hubvolumen von 1248 cm³, woraus ein Systemdruck von nur 360 bar resultiert. Der Vorteil ist ein niedriger Arbeitsdruck und die damit einhergehende verringerte Belastung von Dichtringen und Hydraulikschläuchen bei erhöhter Standfestigkeit. Dabei setzt Paul als einziger im Markt auf einen offenen Hydraulikkreis mit einer direkt am Motor- Nebenantrieb angeflanschten Load-Sensing-Hydraulikpumpe.

Das PXP arbeitet mit einer größeren Menge Hydrauliköl

Ein wirkliches Leichtgewicht ist die 480 PS starke CF-Testzugmaschine nicht. 8,1 Tonnen bringt sie inklusive vollem 430-Liter-Dieseltank auf die Waage. 540 Kilogramm gehen laut Hersteller zulasten des PXP-Systems, enige mehr als bei vergleichbaren Wettbewerbssystemen, geschuldet der größeren Menge an Hydrauliköl. Auf der anderen Seite überhitzt das System im Dauerbetrieb aber auch nicht so schnell.

Steuert man auf schwieriges Terrain zu, lässt sich PXP per Kippschalter am Armaturenbrett jederzeit zuschalten. Unabhängig davon ist der Einsatz der Differenzialsperre. Wer mag, kann nur mit gesperrtem Hinterachsdifferenzial fahren. Allein damit ist für den ausgeladenen Sattelzug an einer 15-prozentigen Steigung der Kiesgrube aber schnell Schluss. Zeit für PXP, nach dessen Aktivierung ein blinkendes Symbol im Zentraldisplay den Stand-by-Modus
signalisiert. Der Arbeitsdruck liegt zu diesem Zeitpunkt bereits bei 100 bar – PXP ist also bereit zum Zupacken.

Sauber verlegte Hydraulikleitungen, im Falle eines Falles mit gängigem Werkzeug tauschbar
© Foto: G. Willwert

Sobald die Elektronik beim Druck aufs Gaspedal leichten Schlupf an der Hinterachse registriert, starten die Hydraulikmotoren in den Radnaben der Vorderräder automatisch ihre Arbeit. Da dieser Schlupf an besagter Steigung allerdings unvorteilhaft wäre, rät der mitgereiste DAF-Werksfahrer zu einem Trick: Mit aktiviertem Kick-down steigt der Systemdruck auf 200 bar und Vorder- und Hinterachse ziehen gleichmäßig an. So bewältigt der Sattelzug die unbefestigte Steigung problemlos.

Gut geschützt: Die wichtigsten PXP-Komponenten sind in einer Box am Rahmen zusammengefasst
© Foto: G. Willwert

Nächster Versuch, diesmal ohne Ladung bei einsetzendem Regen. Mangels Achslast verlässt die Hinterachse naturgemäß schnell der nötige Grip. Die Vorderachse presst sich mit sechs Tonnen deutlich verbindlicher auf den Boden. Ein Vorteil, den PXP nutzt und beim Durchdrehen der Hinterräder der Vorderachse entsprechend mehr Drehmoment zukommen lässt. Finden die Hinterräder wieder Bodenhaftung, nimmt PXP den Hydraulikdruck an der Vorderachse automatisch wieder zurück.

Der Regelbereich von PXP beschränkt sich bei Vorwärtsfahrt auf die ersten vier Gänge bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h sowie im ersten und zweiten Rückwärtsgang. Ab dem fünften Gang oder oberhalb von Tempo 20 schaltet das System selbsttätig in den Stand-by-Modus. Sinkt das Tempo im Gelände erneut unter die 20-km/h-Marke oder das automatisierte Traxon-Getriebe schaltet bis in den vierten Gang zurücks, meldet sich PXP zurück, um erneut für das entscheidende Plus an Traktion zu sorgen.

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