Universal-Motor-Gerät: Dafür steht die Abkürzung "Unimog". Ein Truck also, der (fast) alles kann - zum Beispiel Wohlstandsprobleme lösen von Menschen, die schon alles haben. Solche gab's auch schon in den 90ern und für sie legte Mercedes 1994 den "Funmog" auf. Der hatte mit den glänzenden Drucklufthörnern auf dem Kabinendach, dem Chrombügel auf der Ladefläche, dem Bullenfänger an der Front und den riesigen grobstolligen Geländereifen eigentlich nur eine Bestimmung: ein Spaßmobil zu sein um jeden Preis. Und Letzterer war happig bemessen: Mindestens 130.000 Mark rief Daimler für den "Lust-Mog" auf. Die Begrenzung auf fünf Tonnen Gesamtgewicht, die auch Pkw-Führerschein-Inhaber zum Bewegen des Funmogs ermächtigte, zeigte deutlich, für welches Klientel dieses Fahrzeug geschaffen wurde.
Doch was sollten die Reichen und Schönen mit dem Gelände-Boliden eigentlich anfangen? Dieser Frage gingen die bodenständigen TRUCKER-Tester nach. Allein der 1,36 Meter hohe Einstieg in die Mog-Kabine fiel alles andere als Cocktailkleid-tauglich aus. Auch der Fahrkomfort dürfte den - S-Klasse-Niveau gewöhnten - Insassen zu rustikal gewesen sein: "Der kurze 3,65-Meter-Radstand und die knallharte Federung verteilen heftige Schläge ins Kreuz", schrieb der Tester. Zudem vermittelte die leichtgängige Lenkung "... so gut wie keinen Kontakt zur Straße, dafür muss der Fahrer in Kurven umso mehr den Kapriolen der Hinterachse entgegenlenken ..."
WENIG REKORDVERDÄCHTIG: VON NULL AUF TEMPO 80 IN 25 SEKUNDEN
Ebenfalls wenig für Rekorde geeignet war der raubeinige 5,9-Liter-Reihensechszylinder mit eher mageren 136 PS. Stolze 25 Sekunden brauchte er, um den Fünftonner von Null auf 80 km/h zu beschleunigen. Womit gleichzeitig die Höchstgeschwindigkeit erreicht war. Bei diesem Tempo belärmte der "OM 366 LA" die Stahl-Kabine mit 82 Dezibel.
Die Suche nach dem Sinn des Funmog ging also weiter und führte die Tester zu echten Unimog-Profis bei der Straßenmeisterei. Doch die Männer in Orange umrundeten den schwarzen Boliden ebenfalls argwöhnisch und fällten schließlich das Testurteil "nutzlos aufgrund fehlender Hydraulik".
Auch für Geländefahrten war der Funmog mit seinem Zuschalt-Allrad samt Sperren und der WSK-Wandlerschaltkupplung zwar bestens gerüstet, angesichts des hohen Preises aber eben viel zu schade.
Des Rätsels Lösung fand sich schließlich ausgerechnet dort, wo der Funmog eigentlich am wenigsten verloren hatte: in der Stadt. Zahllose Passanten verdrehten sich die Hälse, hoben anerkennend den Daumen. Wo immer der Funmog stoppte (wobei er immer zwei Parkplätze einnahm), bildete sich schnell eine - meist rein männliche - Menschentraube. Womit dieses Universal-Motor-Gerät seinen Zweck erfüllt hatte: viel Aufmerksamkeit erregen. Diese Idee griff Mercedes zusammen mit dem Tuner Brabus übrigens 2007 beim Unimog U 500 "Black Edition" erneut auf. Ebenfalls schwarz mit viel Chrom, teuer - und ohne Hydraulik. JB
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DAS STAND NOCH IM TRUCKER 10/1994
- Die fränkische Gemeinde Merkendorf entgeht nur knapp einer Tanker-Katastrophe. Der Fahrer eines mit Kerosin beladenen Tanksattelzugs verlor in der Ortschaft die Kontrolle und krachte in eine Gaststätte. Wie durch ein Wunder blieben die Tanks des Aufliegers dicht.
- Der Vignetten-Verkauf für die neue Autobahnmaut für Lkw über zwölf Tonnen Gesamtgewicht startet am 20. Dezember. Diese müssen sowohl in- als auch ausländische Lkw erwerben, wenn sie deutsche Autobahnen nutzen wollen.
- In Österreich werden neue Bestimmungen für den Straßenverkehr wirksam. Unter anderem gilt für Lkw ab 7,5 Tonnen ab sofort ein Nachtfahrverbot von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens. Nur als lärmarm eingestufte Lkw sind davon ausgenommen.
- Der vergrößerte Autohof Geiselwind an der A 3 wird eröffnet. 200 Mitarbeiter kümmern sich ab sofort um Trucker und Pkw-Fahrer.