Grobstollige Einzelbereifung, hohe Bodenfreiheit, 13,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, zuschaltbarer Allradantrieb samt spezieller Geländegruppe sowie Quer- und Längssperren und ein Stern am Kühlergrill. Das kann doch eigentlich nur ein Unimog sein, denken Sie jetzt?
Falsch geraten! Denn jenseits der Spezialfahrzeug-Abteilung kann Mercedes auch auf der Basis des Verteilers Atego geländetaugliche Lastwagen realisieren.
Zu dem greifen Kommunen gerne, denn vor allem im Winterdienst macht der 4x4-Atego eine gute Figur. Für den Einsatz empfiehlt sich dann die Einzelbereifung an der Hinterachse, denn die bringt auf Schnee Traktionsvorteile, weil die Hinterräder der freigefahrenen Spur der vorderen Pneus folgen.
Der Griff zur Laster-Version bringt im direkten Vergleich zum Unimog für den Fahrer vor allem mehr Komfort. Wer den kompromisslosen Geländewühler einmal beherzt über Stock und Stein oder auch nur schlechte Straßen getrieben hat, weiß über die gnadenlose Rückmeldung, welche die gewaltigen "Mog"-Schraubenfedern fast ungefiltert ans Rückgrat des Fahrers weitergeben. Da gibt sich der Atego-Testwagen, obwohl an Vorder- und Hinterachse "nur" blattgefedert, deutlich komfortabler. Fahrbahnunebenheiten werden rückenschonender kompensiert, wenn auch kopflastiger. Schließlich sitzt der Fahrer hier gewissermaßen auf der Vorderachse.
Zum guten Komfort trägt auch die niedrige Geräuschkulisse in der kurzen "Classic-Space"-Kabine bei. Auch in dieser Disziplin ist die nahezu ungedämmte Stahl-Hütte des "Universal Motorgerätes" meilenweit geschlagen. Gleiches gilt für den Antrieb. Erst recht, wenn wie beim Testwagen, der 7,7 Liter große Sechszylinder verbaut ist. Der verwöhnt mit angenehmem Motorsound, einer für sechs "Töpfe" typischen Laufruhe und er bietet dank 238 PS und satten 1000 Newtonmetern Drehmoment für alle Lebenslagen genügend Power.
DER ALLRAD-ATEGO BIETET HOHE GELÄNDETAUGLICHKEIT
Der Fahrstufenwechsel des Sechsgang-Getriebes erfolgt automatisiert in Form der Powershift-3-Schaltbox. Manuelle Eingriffe sind auf befestigten Straßen meist unnötig. Sobald der Untergrund schwieriger wird, empfiehlt sich aber, per Knopfdruck in den manuellen Modus zu wechseln.
Überraschend ist dann, wie souverän sich der Atego auch im Gelände schlägt. Zwar kann er mit den Qualitäten eines Unimog in diesem Kapitel nicht ganz konkurrieren. Doch mal ehrlich: Außer Bundeswehr, Katastrophenschutz oder Tagebau-Unternehmen benötigt wohl kaum jemand die extreme Geländetauglichkeit des Mogs.
In solchen Fällen genügt der 4x4-Atego völlig. Per Tastendruck lässt sich im Stand der Allrad zuschalten. Bei Bedarf lassen sich zusätzlich noch die serienmäßige Geländeuntersetzung sowie Längs- und Quersperre dazuholen. Dann wühlt sich der 4x4 auch im unbeladenen Zustand problemlos einen steilen, matschigen Feldweg hinauf.
Wer sich vorrangig auf solchem Terrain bewegen muss, kann gegen Aufpreis auch einen Atego mit Permanent-Allrad ordern. Der ginge dann zwar noch einen Schritt weiter in Richtung Unimog, unterböte diesen aber laut Mercedes-Aussage preislich immer noch deutlich. Ein weiterer, wichtiger Punkt für den Allrad-Verteiler!