Daf eilte lange der Ruf voraus, immer nur in Rufweite modernster Technik zu sein. Ging es um echte Innovationen, zeigten sich die Niederländer zurückhaltend. Viele Kunden fanden das gut, denn was nicht verbaut war, konnte nicht kaputtgehen.
Inzwischen gab es in Eindhoven einen Sinneswandel. Mit dem Modelljahr 2015 kommen viele Neuerungen - darunter ein "PCC", Predictive (engl. = "vorausschauend") Cruise Control, genannter Tempomat, der GPS-Daten verarbeitet. Dazu eine abgestimmte Schaltstrategie, ein überarbeitetes Fahrerinformationssystem (siehe Kasten), ein Notbremsassistent samt optimiertem Abstandstempomat sowie in wesentlichen Details überarbeitete Motoren. Die erhielten neue Kolben sowie eine optimierte Common-Rail-Einspritzung für ruhigeren Lauf, vor allem aber niedrigeren Verbrauch.
KEIN ZUSATZGAS VORM BERG IST LETZTLICH SPARSAMER
TRUCKER hatte exklusiv die Möglichkeit, die Neuheiten des aktuellen Jahrgangs in einem CF 440 zu testen. PCC arbeitet auch bei den Niederländern nach bekannten Methoden. Wobei Daf darauf verzichtet, vor Anstiegen Gas zu geben, um etwas mehr Schwung mitzunehmen und so eventuell nötige Schaltungen zu vermeiden - zumindest aber so spät wie möglich zu machen. "Wir haben festgestellt, dass diese Strategie zwar die Durchschnittsgeschwindigkeit verbessert, letztlich aber nicht so sparsam ist wie gewünscht", erklärt Raoul Wijnands, Leiter der Produktentwicklung bei Daf Trucks.
PCC ERLAUBT SCHWINGER VON PLUS/ MINUS ZWEI STUNDENKILOMETERN
Ein Plus an Transportgeschwindigkeit bringen leichte Überschwinger bei der Bergabfahrt - wobei Daf maximal kurzzeitig 92 km/h erlaubt, um den Fahrer nicht in Bedrängnis zu bringen. Andererseits gestattet sich das System im Auslauf Unterschwinger von -2 km/h.
In der Praxis funktioniert PCC ordentlich, nutzt aber in der ersten Ausbaustufe noch nicht wirklich alle Möglichkeiten. Vor allem in der Maximalstufe mit -10 km/h (zudem sind -4 und -7 km/h möglich), geht PCC nicht wirklich um die vollen 10 km/h nach unten, wenn es vor der Kuppe Gas wegnimmt. Dafür passt die neue Schaltintegration gut zum MX11-Sechszylinder. Probleme hat die AS-Tronic von ZF nur, wenn der Fahrer verkehrsbedingt verzögert und gleich wieder beschleunigt. Dann findet sie oft nicht schnell genug einen Anschlussgang. Dafür klappen die Rückschaltungen mit "Speed Shift" von 12 auf 11 sowie von 11 auf 10 fast so schnell wie bei einem Doppelkupplungsgetriebe. Gut auch, dass bei schwierigen Manövern der Gang gehalten wird. Ein Manko hat Daf beim neuen System nicht beseitigt: Falls Beibremsungen nötig sind, fliegt immer noch der Tempomat raus.
Die Informationen zum PCC sowie zum Abstandtempomaten spiegelt Daf in ein großes Display, leider nur separat und nicht in der Fülle wie etwa Mercedes. Wer die Daten zum vorausschauenden Fahren nutzen will, hat so ein kleines Info-Defizit.
DAS BESCHLEUNIGEN MIT PCC DAUERT ZIEMLICH LANGE
Um Kraftstoff zu sparen, beschleunigen die Holländer im Tempomatbetrieb ziemlich lethargisch. Da werden wohl die meisten Fahrer mit Zusatzarbeit am Gaspedal nachhelfen ... Auch ist die "Drehmoment-Reduzierung" in den Schaltstufen 1 bis 11 ein kleiner Etikettenschwindel. Ein Plus im 12. Gang wäre sicher sinnvoller. Trotz DEB "plus"-Motorbremse ist die Verzögerungsleistung des MX11-Motors allenfalls durchschnittlich. Zudem schaltet der Automat für ordentliche Bremsungen oft nicht weit genug zurück. Dafür ist jetzt die Bremsleistung in drei Stufen (40, 70, 100 %) am Lenkstockhebel ordentlich eingeteilt. Unterm Strich hat Daf durch die neuen Funktionen deutlich gewonnen und schließt auf.