Einst wartete Daf mit technischen Neuerungen so lange, bis diese ausgereift (und preisgünstiger) waren. So handelte man sich irgendwann den Ruf des konservativen Nachzüglers ein.
Doch das ist Geschichte. Mittlerweile optimieren die Eindhovener ihre Autos im Jahresrhythmus und schieben laufend neue Varianten nach - entsprechend üppig ist der Vorführpark. TRUCKER pickte sich eine CF-FAN-Hängerzugkombination heraus mit neuem GPS-gesteuerten Tempomat sowie automatischer Abstandsregelung. Diese lässt sich vielfach einstellen und soll konstant Distanz zum Vordermann halten. Ob und wie gut das funktioniert, konnten wir auf einer großen Runde um das Eindhovener Werk erfahren. Außerdem interessierte uns das Fahrverhalten des mit 5,05 Meter langem Radstand vorfahrenden "Stretch-CF".
Der erste Eindruck: Das vorn parabel- und hinten luftgefederte CF-Möbelkofferfahrgestell gibt sich für einen CF erstaunlich soft. Über innerorts verbaute Querschwellen schwankt der Daf sanft weg, was gut für die Fracht ist - wenngleich etwas mehr Härte in der Abstimmung auch mehr Präzision brächte. Unterstützt wird der Sänftencharakter von der Komfortlagerung der Kabine, die sich über drei treppenförmig angeordnete Stufen leicht entern lässt.
Die Nachlauflenkachse sorgt für Präzision beim Abbiegen und lässt sich manuell liften. Auf den Ausfallstraßen muss der radargestützte Abstandsregler ran, der trotz 39,7 Tonnen Gesamtgewicht auch stärkere Verzögerungen der Vorausfahrenden gut pariert.
Wie präzise der GPS-gestützte Tempomat regelt, beweist er auf einem vermeintlich ebenen Autobahnabschnitt, auf dem er in den Leerlauf wechselt, um Schwung mitzunehmen. Die GPS-Datengrundlage bilden bei Daf permanent hinterlegte Daten aller europäischen Fernverkehrsstraßen, die jährlich auf neuesten Stand gebracht werden.
Die Fahrstrategie ähnelt der anderer Lkw-Hersteller, wobei Daf aufs Gasgeben vor Anstiegen verzichtet. Das freie Setzen von Mini- und Maximaltempo ersetzt Daf durch drei Grundeinstellungen, mit denen man über die Kuppe rollt. Unabhängig von der Voreinstellung regelt das System das kraftfreie Rollen über den Berg so, dass im anschließenden Gefälle das programmierte Maximaltempo erreicht wird, womit Daf den Dieseldurst weiter senken möchte: Die Formel "niedrige Geschwindigkeit + niedrige Drehzahl = niedriger Verbrauch" ziehen die Niederländer auch beim Fahrgestell durch.
DIE ASSISTENZSYSTEME REGELN SEHR SAUBER
Die Rückschaltungen hat Daf mit "Speed-Shift" merklich beschleunigt: Hier steht die AS-Tronic Volvos I-Shift kaum nach, doch beim Hochschalten lässt sie sich merklich mehr Zeit. Per Gaslupfen kann man die AS-Tronic gut zum Hochstufen bewegen. Bei niedrigen und mittleren Geschwindigkeiten schaltet die AS-Tronic jetzt noch eher hoch, auch wenn abzusehen ist, dass die folgende Anschlussdrehzahl nicht mehr vierstellig ausfallen wird - für den überarbeiteten MX 13 kein Problem.
So lässt sich der CF selbst im dichten Verkehr um Eindhoven bis aufs Lenken fast "autonom" bewegen: Er schaltet und verzögert sauber. Selbst plötzlich einscherende Vordermänner erkennt er zuverlässig. Sofern die genug Abstand haben und sich zügig entfernen, verzichtet er auf Bremsmanöver. Verzögert der Verkehr aber zu stark oder erzwingt ein Beibremsen, schaltet der Tempomat ab und muss neu gesetzt werden.
Den Ecomodus des Tempomaten kann der Fahrer per Tastendruck auf dem Lenkstockhebel deaktivieren. An dem lässt sich auch die MX-Motorbremse dreistufig dazuholen, sie greift dann mit 40, 70 oder 100 Prozent Verzögerung ein. Das bietet meist genug Kraft, um den 40-Tonnen-Zug in Schach zu halten. Ansonsten blieb sich Daf treu.
Der Fahrer sitzt im CF wohlig umbaut, was umgekehrt den Durchstieg erschwert. Schick sind die teils in "Oranje" belederten aufpreispflichtigen Recaro-Sitze, die sich gut bedienen lassen, komfortmäßig aber nicht mehr bieten als das Vorgängergestühl. Was langer Radstand und das luftgefederte Space Cab aber mehr als ausgleichen!