Weniger ist mehr. Das zumindest verspricht MAN für seinen neuen D15-Sechszylinder, der ab sofort die bisherigen D20-Aggregate mit 10,5 Litern Hubraum ablöst. Der D15 verfügt dagegen lediglich über neun Liter Volumen und schöpft daraus seinen wohl größten Pluspunkt: Er baut nämlich satte 230 Kilogramm leichter als der Vorgängermotor. Auf diese Weise bringt es diese zweiachsige TGS-Testzugmaschine trotz schwererer Außenplanetenhinterachse und langem Fahrerhaus auf nur 7270 Kilo Eigengewicht.
Ihrem neuen Motor trauen die Münchener viel zu, zumindest, wenn die Strecken topografisch nicht allzu anspruchsvoll sind, soll der D15 sogar eine Alternative zum 12,4 Liter großen D26-Sechszylinder sein. Und das, ohne dass es dem Mann oder der Frau hinter dem Lenkrad die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
Zur Überprüfung starten wir sogleich die Probe aufs Exempel: Knapp 39 Tonnen bringt die Testzugmaschine in Kombination mit der beladenen Fliegl-Alumulde auf die Waage. Gegen die stemmt sich der neue Reihensechszylinder in seiner stärksten Ausführung mit 400 PS und 1800 Newtonmeter Drehmoment ab 1000/min. In der Ebene funktioniert das gut: Das Tipmatic-Getriebe wählt zum Anfahren immer den passenden Gang, schaltet in Gangsprüngen hoch bis zum siebten.
Ab da nur noch in Einerschritten, obwohl dann der Schaltpunkt auch nur bei 1300 Umdrehungen liegt. Besser wäre vielleicht, wenn zwischen 1700 und 1800/min zwei Gänge mit nur einer Zugkraftunterbrechung gewechselt würden.
Spezieller Schaltmodus beim Tipmatic-Getriebe
Hilfreich ist der beim D15 immer hinterlegte DP-Fahrmodus des automatisierten Getriebes. Hier wird eine dynamischere Gangart mit schnelleren Fahrstufenwechseln und späterem Hochschalten aktiviert, der die Gänge beim Beschleunigen bis 1700 Touren für einen schnelleren Geschwindigkeitsaufbau ausdreht. Einmal auf Marschtempo beschleunigt, schwimmt der Kippsattel im Verkehr locker mit.
Auch weil MAN dem kleinvolumigen Motor im Testfahrzeug eine gut gewählte Hinterachsübersetzung mitgibt, durch die bei 80 km/h 1250 Touren anliegen. Auf der Landstraße sind es bei 60 km/h dann ebenfalls passende 1200 Umdrehungen im elften Gang. So gesehen ist der von uns gefahrene Kippsattel ein wirtschaftliches Fahrzeug, das legal knapp 29 Tonnen laden kann.
Auf der anderen Seite wird aber wahrscheinlich kaum ein Kippsattelfahrer über 400 PS aus neun Litern Hubraum begeistert sein. Zudem müsste auch der jeweilige Umlauf stimmen. Sind in den stärkere Fahrzeuge eingebunden, könnten sie bei einer Taktzeit von circa zwei Minuten schnell auflaufen und Stress auf den Vordermann verursachen.
Ideal ist der D15-Motor deshalb wohl eher für gewichtssensible Betonmischer oder Vierachskipper.