Die Familie Richter gehört zu den klassischen Fuhrbetrieben im Ruhrgebiet oder besser gesagt am Rande des "Pottes": Der Betriebshof liegt direkt an der A 1 und damit eigentlich noch im Sauerland. Von dort, aus Hagen, bezieht Richter auch seine speziellen Coilsattel, die allesamt von Meierling stammen, komplett in Alu gefertigt werden und über reichlich Ladungssicherungspunkte verfügen, um den Fahrern die Arbeit zu erleichtern.
Seit 1963 beschäftigt sich der Familienbetrieb ausschließlich mit Coiltransporten und hat sich auf die Eigenheiten dieser Branche spezialisiert. Dazu gehören exakte Verladepläne genauso wie diverse Markierungen am Trailer. Denn bei steigenden Coilgewichten und damit verbundenen hohen Punktlasten kann das Ablegen der Metallrundlinge fünfzig Zentimeter zu weit vorn oder hinten den Rahmen schnell mal über Gebühr beanspruchen. Entsprechend speziell ordert Richter "seine" Sattel, die zwar nie preisgünstig sind, dafür aber auch nach fünf Jahren noch fast aussehen wie neu. In der Regel bleiben sie mindestens zehn Jahre im Fuhrpark und werden damit fast zu "Familienmitgliedern". Ein weiterer Meierling-Vorteil ist laut Seniorchef Jörg Richter neben der Konfiguration auch die individuelle Beratung, die hohe Verarbeitungsqualität, keinerlei Korrosion und nicht zuletzt kurze Wege - sowohl bei der Abholung als auch bei der Ersatzteilversorgung.
Das alteingesessene Familienunternehmen führt Jörg Richter mittlerweile gemeinsam mit Sohn Jan, der sich seine Sporen von der Pike auf verdienen muss: "Als Chef sollte man nach Möglichkeit jede Arbeit, die jemand erledigt, auch selber können. Nur dann weiß man, wovon man spricht und wo die Probleme liegen", so die Philosophie des Seniors. Der schwingt sich dann auf den Stapler, um den Sattel von Fahrer Catalin Gabor zu entladen, der gerade mit seinem DAF auf den Hof kommt.
STARK: DIE MEISTEN ACTROS HABEN DEN GROSSEN OM 473
Catalin schätzt das familiäre Klima bei Richter und seinen XF, den er subjektiv gemütlicher findet als die ebenfalls im Fuhrpark laufenden Actros.
Das sieht Kollege Willi Guntlach, der gerade seinen Actros 1858 mit Fünfachs-Coilsattel belädt, ganz anders. Wolle man mal ein gescheites Auto mit ordentlich Power sehen, solle man rüberkommen! Bis zu 37 Tonnen Stückgewicht müssen die Sattel packen. Da die Kasseler Berge nicht weit sind, ordert Richter bei den schweren Zügen generell den OM 473 mit 578 oder gar 625 PS! Gerade legt Guntlach mit seinem Kollegen Dirk Thoms einen schweren Coil in Ketten.
Der Fahrer ist sichtlich stolz auf seinen Zug, der bis zu 68 Tonnen Gesamtzuggewicht packt. Außerdem bietet der spezielle Sattel bei steigenden Coilgewichten deutlich mehr Reserven, was die Ladepunkte angeht. Um ihn manövrierfähiger zu machen, lenken die ersten beiden und die letzte Achse mit. Unbeladen lassen sich diese Achsen auch liften.
Dass das Stahlgeschäft nicht nur in puncto Stückgewicht "schwer" ist, hat auch Junior Jan schon gespürt. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen muss er sich nicht nur die Sporen, sondern auch das Auskommen in dieser Branche hart erarbeiten. Entsprechend schwer sei es, die Fahrer angemessen zu bezahlen und gutes, motiviertes Personal zu bekommen.
Die guten Seelen im Betrieb sind außerdem Disponent Stefan Karel, der von seinem Büro aus auch immer einen guten Blick auf den Coilkran und die Fahrzeugund Lagerhalle hat, unterstützt von Disponentin Maria Niggemeier, während sich mit Petra und Pia Richter zwei Familienmitglieder aus zwei Generationen die Buchhaltung teilen. Sie sorgen außerdem immer für Müsli und Obst im Aufenthaltsraum, damit die Kollegen zwischendurch auch mal was "Gesundes" essen können. Die Technik samt Werkstatt verantwortet Michael Wieberneit.
Zur "Technik" gehören vollausgestattete Autos mit Duomatic-Köpfen, wobei die Actros in der Regel mit Solostar-Paketen geordert werden. Die Trailer bieten neben vielen Anschlagpunkten auch detaillierte Markierungen an Coilwanne und Rahmen, was die Positionierung der blechernen Rundlinge und die Ladungssicherung erheblich vereinfacht, bestätigen die Fahrer Guntlach und Thoms. Der lupenreine Meierling-Fuhrpark erleichtert Richter Service und Reparaturen, zumal alle Sattel auf BPW-Achsen mit Michelin-Reifen rollen.
LEASING IST FÜR RICHTER NICHTS ANDERES ALS MIETE
Letztere punkten laut Richter durch die geringste Ausfallquote und die gute Nachschneidefähigkeit, was den etwas höheren Kaufpreis amortisiert. Auf die Runderneuerung verzichtet er, da die Karkasse mit den Stahlcoils oft stark beansprucht wird.
In der eigenen Werkstatt erledigt man alle groben Reparaturen an Aufliegern und Lkw selbst. Nur Garantiearbeiten lässt Richter in der Lkw-Werkstatt durchführen. Vom Leasing kam man wieder ab: Das sei der Erfahrung nach nichts anderes als "Miete" und könne am Schluss teuer kommen: "So sorgsam kann man mit dem Equipment gar nicht umgehen, dass man am Schluss nicht einen Kratzer hier und da hätte, die alle vom Restwert abgezogen werden", fasst der Senior seine Erfahrungen zusammen und ordert seine Fahrzeuge stattdessen mit festen Rückkaufwerten. Eine weitere Spezialität der Stahlbranche ist die Rückfracht. Denn die Ladung für die Tour zurück ist selten dort zu finden, wo die Hinfracht abgeliefert wird. Außerdem fordern viele Ladungen 2,7 Meter Innenhöhe, die aufgrund der massiven Halshöhen der Coilsattel kaum erreicht werden.
Und wie sieht es in dem klassischen Familienbetrieb mit Telematik aus? "Ist überall drin, weil man auf einen Blick die komplette Übersicht hat. Wenngleich die Fahrer dadurch natürlich ein Stück gläsern werden". Was aber laut Richter den Vorteil hat, dass sich auch Einsatzprofile, Staus und eventuelle Probleme besser ablesen lassen, was für mehr Gerechtigkeit sorgt. Hier machen die Richters ihrer Branche und ihrem Namen im positiven Sinn alle Ehre: Das Geschäft ist hart wie Stahl, aber gerecht!