Für Bälsas Akeri laufen aktuell vier Holzzüge, zwei davon sind etwas ganz Besonderes: Volvo 540 "Performance Edition". Wir treffen uns morgens am Truckstop südlich von Örebro, um Morgans Team kennenzulernen. Der Boss ist mit seinen Söhnen Rickard und Kenny sowie zwei seiner Mitarbeiter gekommen - eine davon die erst 21-jährige Emelie Gustafsson.
Sie fährt seit zwei Jahren Holz. Die Performance Edition ist nach dem Motto "einmal alles" konfiguriert: mehr Platz in der Globetrotter-XL-Kabine, Volllederausstattung, speziell entworfene Sitze, Kaffeemaschine, unter dem Bett ein sehr eleganter Stauraum und noch vieles mehr. Käufer hatten die Qual der Wahl aus 650 verschiedenen Farben! Der Motor ist entgegen des Performance-Schriftzugs der "kleine" 13-Liter-Sechszylinder. Aber Morgan hat sich zumindest für die höchste Leistungseinstellung mit 540 Pferdestärken entschieden und sich auch noch ein Doppelkupplungsgetriebe gegönnt. Trotz der Power attestiert der Chef seinem Volvo Sparsamkeit - zumindest in Relation zu dem, was er täglich so leisten muss ...
Für den TRUCKER hat Morgan extra dafür gesorgt, dass beide Performance-Trucks heute am gleichen Ort Holz laden und ins Sägewerk Valasens liefern. Die Autos fahren an Wochentagen in Doppelschicht. Das Tagwerk startet um 5.00 Uhr morgens. Ab 17.00 Uhr greifen die Piloten der Nachtschicht in die Lenkräder. "Trotz zweimal zwölf Stunden Tageseinsatz bleibt damit am Wochenende Zeit für Wartung und Instandhaltung", erklärt Morgan.
Erste Schritte im Unternehmen des Vaters
Als der heutige Unternehmensinhaber nach der Schule seinen Lkw-Führerschein endlich bekam, fing er an, für seinen Vater zu fahren. Nach einigen Jahren kaufte er dem alten Herren einen Volvo F12 Intercooler ab und gründete seine eigene Firma. Das ist 37 Jahre her. Anfangs fuhr Morgan im Winter Holz und im Sommer Asphalt. Sein Sohn Rickard fing ebenfalls sofort nach Abschluss der Ausbildung an, für Morgans Firma zu fahren. Seit 2009 ist er Teilhaber an Daddys Firma, ebenso wie Morgans Ehefrau Marie. Sie kümmert sich um den Papierkram. Auch Kenny, Morgans jüngerer Sohn, hat kürzlich beschlossen, ins Familienunternehmen einzusteigen. Somit ist bei den Careliusséns inzwischen die dritte Generation fest im Fuhrgeschäft verankert.
Bis 2006 fanden sich ausschließlich Scania im Unternehmen. "Das war vor allem der Tatsache geschuldet, dass wir in unserer Region eine sehr gute Scania-Werkstatt haben", erläutert Morgan. Trotzdem wurde er irgendwann schwach und kaufte den ersten Volvo, "weil er so toll aussah". Neben den beiden Performance-Edition-Fahrzeugen hat der Boss einen weiteren 540er-Volvo im Einsatz. Der Junior schwenkte jetzt allerdings zurück zur alten Marke - Rickard hat sich einen neuen Scania R650 V8 bestellt, der kürzlich in Dienst gestellt wurde.
Jetzt geht's los, und wir begleiten die junge Emelie in ihrem Volvo. Während sie langsam auf den schmalen und holprigen Schotterstraßen im Wald zum Abholplatz fährt, sind wir überrascht, wie leise und weich das unbeladene Auto ist. Am Ladeplatz müssen beide Lkw zwischen den Holzstapeln zurücksetzen. Emelie hat trotz der Enge kein Problem, den Hängerzug punktgenau zu rangieren. Nachdem sie die richtige Parkposition gefunden hat, wechselt sie behände von der Fahrerkabine auf den Ladekran und beginnt, die schweren Stämme gekonnt zu laden. Je 1200 Kilo wiegen die vorkonfektionierten Bündel. Nach einer halben Stunde ist der Zug beladen, gesichert, und Emelie ist startklar.
Zusätzliche Rungenpaare erhöhen die Flexibilität
Die Bälsas-Akeri-Trucks schaffen mit zehn Rungenpaaren - vier auf der Zugmaschine und sechs auf den OP-Höglund-Anhängern - drei große Holzstapel weg. Der Aufbau stammt von der Floby Company, einem skandinavischen Hersteller, mit dem Morgan sehr zufrieden ist und der alle seine Trucks aufgebaut hat. "Viele Unternehmer lassen weniger Rungenpaare montieren", meint Morgan. "Weil's billiger ist. Aber das schränkt ein, weil man nicht alle Ladungen transportieren kann", erklärt es seine aufwendigere Lösung.
"Motoren waren schon immer meine große Leidenschaft"
Emelie Gustafsson, Fahrerin
Auch in Schweden wird viel über Gewichte diskutiert. Morgan ist Teil der schwedischen HCT-Gruppe, die für die entsprechenden Festlegungen zuständig ist. Seit 1. Juli 2018 gibt es eine Ausnahmeregelung auf bestimmten Straßen - etwa elf Prozent des schwedischen Straßennetzes -, bei dem Züge mit einem Gesamtgewicht von bis zu 74 Tonnen fahren dürfen. HCT steht übrigens für High Capacity Transport und steigert durch höhere Gewichte die Effizienz, weil der Kraftstoffverbrauch und damit die CO2-Emissionen in Relation zum transportierten Gewicht um bis zu 20 Prozent niedriger ausfallen. Trotzdem hat Morgan einen kleinen Nachteil: "Bei uns in Örebro gibt es keine freigegebenen Straßen, weshalb wir nur mit maximal 64 Tonnen fahren dürfen."
Emelie liebt schöne Trucks und schöne Landschaften
Emelie rollt langsam über die schmalen Schotterstraßen im Wald. "Schau mal, welch schönen Kontrast das Frühlingsgrün zu unserem blauen Performance-Volvo bildet", begeistert sich die junge Frau. Obwohl erst 21 Jahre "alt", fährt Emelie schon seit zwei Jahren Holztransporter für Bälsas Akeri. "Motoren waren schon immer meine große Leidenschaft", schwärmt sie weiter. "Ich habe auf dem Land gelebt, und als Teenager war's ein großes Problem, von A nach B zu kommen." An ihrem 16. Geburtstag schenkte ihr der Vater einen sogenannten A-Traktor: einen umgebauter Volvo 945. "Der sah toll aus, und ich war endlich mobil."
In Schweden darf man mit 16 einen A-Traktor mit passendem Führerschein bewegen. Der darf nicht schneller als 30 km/h fahren. "Trotzdem bedeutet das für einen Teenager Freiheit", lacht Emelie. Sie startete genau wie Morgans Sohn Rickard mit einem dreijährigen Fahrzeugtraining am Tullängs Motor Gymnasium in Örebro. Die letzten sechs Monate wird dort nur noch gefahren, und die Youngsters bewegten verschiedenste Lkw. "Meinen Abschlusstest hab ich auf einem Volvo FH480 abgelegt", so Emelie rückblickend.
Während des letzten Schuljahres interessierte sie sich immer mehr für Holzfahren - auch wenn viele Freunde Kiesautos fuhren und meinten, "kleine Mädchen sollten kein Holzauto fahren". Als Emelie mit der Ausbildung fertig war, rief sie Morgan an und fragte, ob er einen Fahrer bräuchte. "Komm auf einen Kaffee vorbei", meinte der und stellte die junge Frau anschließend gleich ein.
Emelies erster Truck war ein eher bescheidener Volvo FH6. Doch sie hat sich schnell hochgearbeitet und freut sich jetzt umso mehr über das Performance-Modell. Morgan ist sich bewusst, dass es schwierig sein kann, einen völlig unerfahrenen Fahrer einzustellen. "Aber Emelie hat sich sehr schnell eingewöhnt - auch wenn sie anfangs öfter angerufen hat, weil sie mit bestimmten Situationen noch nicht alleine klarkam. War aber alles am Telefon zu lösen ..."
"Ich liebe die Freiheit hier im Wald"
Emelie Gustafsson, Fahrerin
"Ich liebe die Freiheit hier im Wald", sagt Emelie mit einem Lächeln und nähert sich nach kurzer Fahrt dem Sägewerk. Sie wird langsamer, als wir durchs Tor in Richtung Abladestelle rollen. Während der Lkw in der Warteschlange steht, nimmt Emelie trotz ihrer Zierlichkeit die schweren Sicherungsketten ab, als seien es leichte Hanfseile. Entladen wird mit einem riesigen Svetruck. Er kann 28 Tonnen in einem Hub bewegen. Entsprechend ist der Lkw innerhalb weniger Minuten leer. Emelie entert mit einem glücklichen Lächeln ihren FH 540 und macht sich auf den Weg in den Wald, die nächste Fuhre zu holen.