Nur wenige Liebhaber und Besitzer von Showtrucks wagen sich an eine grüne Lackierung für ihr Gefährt, und schon gar nicht an ein so schrilles Grün, wie es die Hausfarbe des Transportunternehmens Müller ist. Mit Sitz in Ermensee im Kanton Luzern in der Schweiz, führt Franz Müller bereits in der vierten Generation den Familienbetrieb. Er ist jedoch der Erste der Familie, der sich an Showtrucks wagt.
Müllers Fuhrpark – bis auf einen MAN alles Scania – stößt selbst bei den großen europäischen Truckshows auf großes Interesse. Nicht nur wegen der auffälligen Farbe, sondern auch aufgrund der perfekten Ausführung. Vom Erfolg zeugen die jüngsten Auszeichnungen, die er auf Festivals wie der Nordic Trophy, in Assen oder beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans erhielt, wo man die Highlights seiner Sammlung bestaunen konnte.
Vielfach preisgekrönt bei großen Truck-Festivals
Nach den Boliden V8 R 520 „Abba“ und dem 520 S „Diamond Fever“ war es zuletzt der 580 S „Muhammad Ali“, der Furore machte (vorgestellt in TRUCKER 3/2017). Die Ali-Hommage „The Greatest“ mit auffälligem und selten verwendetem Gold (Zugmaschine und Auflieger) wurde in Assen „Best of Show“ und in Schweden Number One der ausländischen Trucks. Nun wollte sich der Aargauer wieder einem neuen Thema zuwenden.
Ausgehend von einem Scania 520 S der neuen Generation, schloss sich Franz denselben Partnern an wie bei seinen bisherigen Projekten. Müller ist gelernter Landwirt und bodenständig, die Spedition transportiert Frischprodukte, vorwiegend Früchte und Gemüse. Die Fahrzeuge sind für den Lebensmitteltransport konfiguriert und holen die Ware direkt beim Produzenten ab; täglich fährt man von nationalen und internationalen Großmärkten in die ganze Schweiz, nach Südfrankreich, Spanien, Deutschland und Italien.
Zunächst galt es, sich mit einem der Kunden, einer Weinmanufaktur, über die Umsetzung der Werbung zu einigen. Das Bild, das in Airbrush-Lackierung auf der Zugmaschine, der Unterseite des Anhängers sowie als Folierung auf dem Tiefkühlaufbau realisiert wurde, präsentiert den im Kanton Waadt legendären Weinbauer „Aigle des Murailles“. Seine Trauben stammen von einem Weinberg, den es bereits seit dem Jahr 1838 in der Familie gibt. In schwindelerregend hohen Terrassen angebaut, profitiert das Gelände von großzügiger Sonneneinstrahlung und ist der ganze Stolz der Nachfahren von Henri Badoux.
Die erste Fahrt des künftigen Showtrucks „Lézard“ nach Verlassen der Fabrik führt nach Dronten, dem Sitz der niederländischen Sattlerei Special Interior. Nach mehreren Wochen Arbeit dort ist das Ergebnis verblüffend: Öffnet man die Türen des Fahrerhauses, wandert der Blick sofort zu der großen, namensgebenden Eidechse an der Rückwand. Um den Eindruck von Größe innerhalb der Fahrerkabine zu verstärken, wurden die Schränke und das obere Bett herausgenommen. Die Wände und die Decke sind in Grün gehalten.
Kreativ: Fußabdrücke und Steinmauer aus Kunststoff
In der Mitte der Kabine greift ein Weg, der vom Motortunnel bis hin zum Dach führt, das Motiv von Abdrücken einer Eidechse auf. Die Kunststoffelemente wirken wie steinerne Mauerteile und schaffen so eine Verbindung zwischen der Mauereidechse und ihrem natürlichen (auch schweizerischen) Lebensraum – bevorzugt sonnige, nach Südosten exponierte Lagen wie einem Weinberg. Großartig!
Weil sie mit der Arbeit an ihrem Projekt „Muhammad Ali“ so zufrieden waren, greifen Franz und Künstler „Matt the Painter“ ihre Zusammenarbeit erneut auf. So sind auf der Kabine viele der Reptilien erstaunlich realistisch lackiert. Dass die schönen Bilder auf der Zugmaschine so täuschend echt wirken, liegt vor allem an den vielen glatten Elementen, angefangen vom Blech der Rückwand und des Fahrgestells über die Verkleidungen bis zur hinteren Stoßstange, die an der Rückseite den langen Schwanz der Eidechse darstellt. Die auf Türen und Front angedeuteten Mauersteine schaffen eine logische Verbindung zu den Steinmotiven, die in der Kabine des Scania zu sehen sind.
Alleine die Zugmaschine ist eine Besichtigungstour wert – mit dem passenden Auflieger aber wird sie zu einem wahren Kunstwerk. Der Kühlaufbau der Marke VéDéCar macht die Perfektion des 520 S vollkommen. Passgenaue Verkleidungen, die Lackierung sowie kleine Airbrush-Elemente sorgen für den letzten Schliff.
Trotz seines Fuhrparks von zehn Kühlfahrzeugen, von denen die Hälfte besonders aufwendig gestaltet ist und der Rest Tuning Trucks sind, hat Franz nun angekündigt, dass dies nicht sein letztes Showtruck-Projekt sein wird – TRUCKER bleibt dran!