Unglaublich, aber offenbar wahr - diese Firma wirkt wie aus der guten alten Zeit: ein Betrieb mit großem Herz und feinem Fuhrpark. Und dieses Bild verkörpert der Chef Andreas Konzack, der vom Spreewald aus seine schönen Lastzüge kreuz und quer durch die Bundesrepublik disponiert, selbst am besten. Mit ihrer Farbgebung macht die blaue Flotte unverkennbar auf sich aufmerksam.
Der junge Chef, Jahrgang 1980, hat sich schon seit seiner Kindheit für Lastwagen begeistert, der Vater, selbst Kraftfahrer, nahm ihn früh auf seine Touren mit. Zwar lernte der Kolkwitzer nach der Schule zunächst erst einmal den Beruf des Maurers, doch die Fahrerei zog ihn danach schnell in ihren Bann. Erst war er auf einem Kipperzug im nationalen Fernverkehr im Einsatz, bald darauf mit Planzügen im internationalen Fernverkehr. Eine seiner häufigen Aufgaben war, Spreewälder Gurken nach Amsterdam zu verfrachten. Mit 25 Jahren legte er die Sachkundeprüfung ab, die ihn ein Jahr später befähigte, sich mit einem ersten DAF, damals schon in Euro-5-Schadstoffklasse, selbstständig zu machen.
KLASSISCH GESTARTET ALS SELBSTFAHRER
Schon nach vier Monaten kam ein zweiter Lastzug dazu, mit Hardy als Fahrer, dem Cousin des Firmengründers, der reichlich Erfahrung mit in das junge Unternehmen brachte. Der erste Auftraggeber war eine Frachtenvermittlung, die die Lastzüge von den Alpenländern über Frankreich bis hinunter nach Spanien schickte.
Auch wenn Andreas Konzack bei diesen Touren viel erlebte und weit herumkam, erkannte er doch schnell, dass bei den Auslandsverkehren auch viele unwägbare Risiken mit eine Rolle spielen und die Konkurrenz immer gnadenloser wird. Dazu kam noch ein Zahlungsausfall eines insolventen Kunden in fünfstelliger Höhe, der zeigte, wie schnell man unverschuldet in Schwierigkeiten kommen kann, wenn man sich zu sehr auf eine Sache ausrichtet.
Also begann er, verstärkt nach eigenen Kunden im nationalen Fernverkehr zu suchen. Hier sah er eher die Möglichkeit, sich mit Zuverlässigkeit und gutem Service zu profilieren. Jährlich kam ein Lastzug dazu, und je mehr der kleine Fuhrpark wuchs, desto weniger nahm man grenzüberschreitende Aufträge an. Seit 2008 ist die Firma fast nur noch im Inland im Einsatz.
2010 kam der erste Scania in den Fuhrpark, ein R500, mit dem sich der Chef eigentlich selbst eine Freude machen wollte, der aber dann doch einem Fahrer anvertraut wurde. Jahrelang hatte Andreas Konzack als Fernfahrer in seiner eigenen Firma gearbeitet und nebenbei die ganze Flotte disponiert, dazu noch am Wochenende die Büroarbeiten erledigt. Doch mit dem stetigen Wachstum ging das irgendwann nicht mehr.
Deswegen entschloss er sich, nur noch bei Bedarf zu fahren und sich stattdessen in Vollzeit um das Büro, die Dispo und die Pflege der Kundenbeziehungen zu kümmern.
FAMILIENBANDE: DIE SCHWESTER HILFT MIT
Unterstützt wird er dabei seit einem Jahr von seiner Schwester Mandy, die früher für einen Cottbusser Spediteur tätig war und sich mit dieser Erfahrung um Buchführung, Personalwesen und Kosten kümmert.
In der Lausitz hat sich die kleine Flotte einen festen Stamm an Auftraggebern erworben. Am häufigsten werden Gipskartonplatten von Danogips in Schwarze Pumpe, die als Material für den Trockenbau verwendet werden, auf die Sattelauflieger geladen. Aber auch Spanplatten und Betonfertigteile von festen Auftraggebern werden vom Osten aus verfrachtet.
Öfter gehen Touren in den Süden und Norden der Republik, aber die meisten Fahrtziele liegen im Westen, in der Rhein-Ruhr-Region, weswegen die A2 die Hauptstrecke der Konzack-LKW ist. Heimwärts gibt es meist Leergut oder Ladungen von großen Logistikunternehmen, für die der Transporteur regelmäßig im Einsatz ist. Frachtenbörsen im Internet nutzt man nur gelegentlich, um den Anteil von Leerfahrten zu verringern.
INDIVIDUELLES DESIGN ALS VISITENKARTE
Bis auf einen Thermoauflieger mit Kühlmaschine sind alle Trailer mit Schiebeplane ausgestattet, dazu noch mit Halterungen für den Mitnahmestapler, der je nach Einsatz von Fahrzeug zu Fahrzeug gewechselt wird. Mit diesem Gerät macht sich Andreas Konzack besonders bei der Baustellenbelieferung von fremder Hilfe unabhängig.
Dieser Service, bei dem die Fahrer das selbstfahrende Ladegerät sogar nachts im Begegnungsverkehr auf Autohöfen tauschen, funktioniert so gut, dass schon die Anschaffung einer zweiten Maschine dieser Art geplant ist. Da viele Ladungen aus rutschfreudigen Platten bestehen, kommen bei der Sicherung besonders starke Schwerlastgurte mit zusätzlicher Vorspannvorrichtung zum Einsatz.
Eigentlich hätte Andreas Konzack sein Geschäft auch mit irgendwelchen Standard-Fahrzeugen organisieren können. Doch er baute sich stattdessen einen feinen Fuhrpark auf, der ihm zunächst höhere Kosten beschert, aber auch seine Vorteile hat. So gibt es immer reichlich Bewerber, obwohl demnächst gar keine offenen Stellen zu erwarten sind. Und nicht zuletzt: Seine Fahrer haben an ihren Arbeitsgeräten richtig Freude!
OBLIGATORISCH: DIE PFLEGE DER FAHRZEUGE
Wenn eine neue Maschine geliefert wird, erhält Markus Niedergesäß aus Cottbus den Auftrag zur individuellen Lackierung. Dazu kommt eine Vollausstattung der Kabine, vom Kühlschrank über eine Kaffeemaschine bis zur Standklimaanlage ist alles an Bord, was den Fahreralltag besser macht. Und wer seine Probezeit hinter sich hat, bekommt vom Lackierer noch ein passend zum Fahrzeugdesign gestaltetes Namensschild dazu.
Dafür sind die Fahrer gehalten, sich um die regelmäßige Wäsche der Lastzüge zu kümmern und die glänzenden Aluräder zu pflegen. Die Schadensquote ist verschwindend gering, weil die Kollegen sich viel mehr mit "ihren" Fahrzeugen identifizieren.
Viele Fuhrparks werden auch heutzutage noch von ihren Chefs ziemlich autoritär geführt und disponiert. Oft haben die Fahrer das Gefühl, dass ihre Meinung und ihr Sachverstand gar nicht gefragt sind und sie eigentlich nur dazu da sind, Befehle auszuführen, egal, ob diese sinnvoll sind oder nicht. Andreas Konzack dagegen hat dazu seine eigene Meinung und fordert seine Leute zum Mitdenken auf.
"Immer wieder gibt es Fälle, in denen die Fahrer die aktuelle Situation besser überblicken, deswegen sind mir ihre Erfahrung, ihre Meinung und ihre Vorschläge, wie sich ein Ablauf besser organisieren ließe, grundsätzlich willkommen", erzählt der junge Transporteur. "Darum bin ich froh, wenn meine Leute mit überlegen, und lasse mich von guten Vorschlägen auch gerne überzeugen."
Dazu kommt ein auch beim Kurzbesuch spürbar freundschaftlich-familiäres Betriebsklima, zu dem mindestens drei jährliche Firmenfeste und die "wochenendlichen" Grillaktionen auf dem Firmenplatz beitragen. Bei denen sind oft auch Andreas Eltern und seine Lebensgefährtin Nicole samt Tochter Hanna dabei, dazu noch weitere Verwandte und Freunde. Auch diese Form des Zusammenhalts kann ein Faktor für Erfolg sein - mit Herz und Verstand eben.