Dieses Datum wird bei JMK in Kolitzheim so schnell kein Mitarbeiter vergessen: 23. Februar 2012 - der Tag, an dem die Pläne für eine drastische Senkung der Solarförderung um ein Drittel bekannt wurden. "Wir sind gefahren, was das Zeug hält", beschreibt Marcus Bunk, bei JMK quasi Mädchen für alles und operativer Leiter, die dramatische Situation. Wie im Akkord verließen die Lastwagen den unterfränkischen Betriebshof, nur um die Anlagen noch durch die Funktionsprüfung zu bekommen und die "alten" Fördersätze zu erhalten.
Ursprünglich galt als Stichtag der 9. März. "Wir hatten fünfzig Auflieger am Laufen", beschreibt der Fuhrparkverantwortliche. Dass der von der FDP forcierte Solarkahlschlag später nach zähem Ringen zwischen Bund und Ländern abgemildert und dann erst rückwirkend zum 1.4. in Kraft treten würde, war in den "gesetzeswirren" Märztagen für die JMK-Leute nicht absehbar.
Die Kunst für Marcus Bunk und sein Team aus Dispo und Fahrerschaft bestand darin, binnen kürzester Zeit so viel Frachtraum wie möglich verfügbar zu machen, ohne dass dabei die Qualität litt. Denn Solarlogistik ist ein sensibles Geschäft. Die transportierten Werte gehen schnell in die Millionen, wenn komplexe Wechselrichter mit an Bord sind oder tausende hochwertiger Dünnschichtsolarmodule, über deren Technik Bunk übrigens sehr kundig referieren kann. Auch auf Subunternehmer griffen Bunk und sein Team damals verstärkt zurück. Wie der Wahlfranke aus dem Ruhrgebiet, der selbst lange LKW fuhr und immer gern einspringt, generell den Fuhrpark durch Subunternehmer ergänzt. Einer davon ist Stefan Beyer, der freitagnachmittags mit seinem DAF auf den Hof prescht und freudig von den Kollegen begrüßt wird, als wäre er ein Festangestellter. Auf dem XF-Dach prangt passend eine Solaranlage, mit der er in Pausen Kühlschrank und Klimaanlage betreibt. Feixend verweist er auf das Schild in der Windschutzscheibe: "Elektrischer Betriebsraum". "Oben gibt' s Haxen", weist der angestellte Kollege Hubert Seufert auf ein kulinarisches "Goodie" hin, bei JMK Sitte zum Wochenende. Seufert ist nach zuletzt eher unguten Engagements glücklich bei JMK gestrandet - und schätzt die faire, geradlinige Art ebenso wie das moderne Gerät. Wenngleich der Volvo-Fan, TRUCKER-Lesern von der FH16-Challenge bekannt, mit seinem Actros MP3 erst warm werden musste. Bei Stefan Beyer hat das Wort "Haxn" derweil wohl einen Schlüsselreiz ausgelöst - weg ist er.
GEGEN AUFTRAGSSPITZEN: DER ATMENDE FUHRPARK
"Den kenn' ich auch schon ewig", sinniert Marcus Bunk ihm hinterher. Die drei "Subis", sämtlich seit langem verbunden, ermöglichen es Bunk, seine Vorstellung vom "atmenden Fuhrpark", mit dem man flexibel auf Auftragsspitzen reagieren kann, umzusetzen. Denn klar ist: "Auch wenn Belectric mit seinen Anlagen und der immensen Logistik dahinter für JMK wichtigster Auftraggeber ist, wir sind selbstverständlich offen für externe Kunden - und behandeln hier jeden mit der gleichen Sorgfalt". JMK Logistik ist eine fast 100-prozentige Tochter des nach eigener Angabe weltweit führenden Solaranlagenbauers. 40 zu 60 Prozent schätzt Bunk das Verhältnis zwischen "internen" und "externen" Aufträgen. Zu denen zählen etwa auch die "Ein-Euro-Märkte" oder ein Holzgroßhändler. In der Kooperation mit Schwerlastspediteur Kübler überlässt dieser JMK "kleineres" Frachtgut. Bis drei Meter Breite schaffen die Franken auch unter Plane. Wobei man trailerseitig auf flexiblere Megas setzt, "solideres Material", das in den harten Baustelleneinsätzen dennoch nach fünf Jahren "durch" sei, wie Marcus Bunk beschreibt. Alles größere ab dem Atlas-Terex-Bagger tritt JMK dann im Gegenzug an Kübler ab. Auftragsspitzen. wie etwa im letzten Jahr ein Freiflächensolarkraftwerk in Sizilien, "boosten" das Volumen schnell um mehrere hundert Prozent. Spitzen, die Bunk & Co auch mit Hilfe ausgefeilter Telematik und Speditionssoftware steuern. "Montag wurde hier geladen, Donnerstag war die Fracht auf Sizilien", skizziert er. Wobei dazwischen ein strikt getimter Wechselverkehr bis Hafen Genua, Sattel-Solo per Schiff und Übernahme durch die JMK-Zugmaschinen in Sizilien lag.
Zuletzt forderte ein Projekt in Templin auf dem ehemaligen Militärflughafen Groß-Dölln die ganze Truppe mächtig: 900 Züge waren nötig, um eines der größten Freiflächensolarkraftwerke Europas mit 116 Megawatt, produziert von 1,5 Millionen Solarmodulen, zu realisieren. "Wir sind Tag und Nacht gefahren. Jetzt ist es dafür grad' a weng ruhiger", grinst Marcus Bunk, der solche Projekte als sportliche Herausforderung sieht.
Für Fahrer Thomas Maurer, seit zwei Jahren bei JMK an Bord, war der Auftrag in Ostdeutschland ein Heimspiel. Der Brandenburger war über die Belectric-Niederlassung Luckenwalde dazugestoßen und vorher 20 Jahre lang auf eigene Faust unterwegs, bevor ihn eine schwere Verletzung außer Gefecht setzte. "Ich bin froh, aus der Knochenmühle der Selbstständigkeit raus zu sein. Vorher hab' ich zehn, zwölf Wochen auf mein Geld gewartet, hier kriegst du gutes Gehalt auch noch pünktlich", lobt er seinen Arbeitgeber. Außerdem genießt er es, projektweise zu arbeiten: "Du bist Teil eines großen Ganzen und siehst am Ende das Ergebnis, ein schönes Gefühl", beschreibt er - und freut sich als Fahrer, der leidenschaftlich gern in die Ferne fährt, auf das nächste Solarprojekt in Rumänien.
GRÜN VERPFLICHTET: NEUESTE ABGASTECHNIK
Kollege Stefan Musik, vorher als Sub, jetzt als angestellter Fahrer für JMK unterwegs, pflichtet bei: "Du kriegst immer wieder andere Touren. Vor Ort kennst du die Monteure, hast meist Duschen und Infrastruktur. Die Zeiten werden eingehalten und für Wochenenddienste gibt' s Ausgleich." Außerdem erlebe man immer mal wieder kleine Abenteuer, wie zuletzt in England, wo sie auf der Baustelle in knietiefem Schlamm wateten. Der junge Trucker mit dem wilden Look aus Irokesenfrisur und fetzigen Tätowierungen sähe so aus, als würde er seinen Truck gerne stärker "individualisieren". Doch da schiebt Marcus Bunk einen Riegel vor: "Wir setzen auf moderne LKW mit kompletter Ausstattung samt Standklima und allen verfügbaren Sicherheitsfeatures. Aber Schnickschnack wie Rammbügel oder Airbrushs sind tabu." V8-Motoren hält er für wirtschaftlich unsinnig. "Der 480er-Scania Euro 6 zieht eh wie ein V8. Wozu mehr Leistung", begründet er. Überhaupt gibt's immer die neueste Motorentechnik: "Als Unternehmen in einer grünen Branche ist das für uns obligatorisch", erklärt Bunk, der gerade den "ersten Euro-6-Scania Unterfrankens" in Dienst gestellt hat und auf der IAA den neuen Volvo FH 460 Euro 6 in konkrete Erwägung zog.
Dabei ist sein Fahrer Jörg Lange auch vom aktuellen FH-Modell sehr angetan, das er seit Anfang 2012 lenkt. Seit drei Jahren wiederum ist der großgewachsene Norddeutsche, der früher für Pabst fuhr, bei JMK. Glaubhaft spendiert er seinem derzeitigen Arbeitgeber das größtmögliche Lob: "Hier könnte ich alt werden". Das sind doch mal sonnige Ansichten.