Schon seit den Sechzigerjahren rollen die Trucks der Ettenheimer Spedition Wildt in auffallendem "Patinagrün". Doch die Firmenfarbe spiegelt auch die Philosophie des Familienunternehmens wieder. Denn in Sachen Umweltschutz gehen die Schwarzwälder mit gutem Beispiel voran. Die derzeitige Flotte von 60 Trucks, bestehend aus Mercedes Actros MP2 und MP3, DAF XF und MAN TGA und TGX befördert ihre Fracht "grün", sprich, klimaneutral.
Wie das geht? Für jede Ladung kauft Rolf Wildt, der das Fuhrunternehmen in der dritten Generation leitet, Klimazertifikate bei der Umweltstiftung "Myclimate". Diese unterstützt mit den Einnahmen Klimaschutzprojekte, wie beispielsweise den Bau von Solaroder Windkraftanlagen in Ländern der Dritten Welt. Selbige ersetzen dort bisherige Energiequellen, die deutlich mehr CO2-Emissionen ausstoßen würden. "Unsere Umwelt ist schließlich gebeutelt genug, deshalb habe ich mich für dieses Engagement entschieden," erklärt der 47-Jährige Wildt, der sich auch privat für den Umweltschutz einsetzt. Auch wenn es in der preissensiblen Transportbranche schwierig sei, den daraus entstehenden Mehrpreis von knapp zwei Cent pro Kilometer an die Kunden weiterzugeben. "Bislang haben wir gerade mal einen Kunden, der diese Zusatzkosten akzeptiert, und der kommt als Hersteller von Solarwärmeanlagen ebenfalls aus der "grünen Industrie", bedauert Wildt. Trotzdem reicht das Umwelt-Engagement noch weiter: Sozusagen als Ausgleichsmaßnahme spendet das Unternehmen für jede neu angeschaffte Zugmaschine 500 Euro an den Naturschutzbund Deutschland. Die firmeneigene Waschanlage nutzt ausschließlich aufgefangenes Regenwasser, den Strom bezieht man aus eigenen Photovoltaik-Anlagen, und alle neueren Fahrzeuge rollen EEV-sauber und sind mit Spritspar-Paketen à la DAF ATE ausgestattet.
EURO 6 HAT BEI WILDT NOCH KEINE CHANCE
Von Euro 6 hält Rolf Wildt, für manchen vielleicht überraschend, nichts: "Ich finde den technischen Aufwand mit AGR, SCR und Partikelfilter zu hoch. Die LKW werden dadurch schwerer und in der CO2-Problematik und beim Verbrauch bringt uns Euro 6 überhaupt nicht weiter." So lang es noch geht, will man deshalb die ab 2014 verbindliche Schadstoffnorm meiden - auch aus der Erfahrung heraus, dass die per aufwändiger Abgasrückführung auf Euro 4 gereinigten MAN TGA im Wildt-Fuhrpark alles andere als zuverlässig laufen. Mit dem neuen hochgerüsteten Actros kann sich der Firmenchef ebenfalls noch nicht recht anfreunden. Die Zugmaschinen bleiben mindestens sieben, die Auflieger zehn Jahre im Dienst - schließlich ist eine lange Haltbarkeit auch eine Form von Nachhaltigkeit.
AUF ZUFRIEDENE FAHRER LEGT MAN GROSSEN WERT
"Nachhaltig" geht man bei Wildt auch mit den Fahrern um. Nicht wenige von ihnen greifen seit Jahrzehnten für die "grüne Flotte" ins Lenkrad oder kehrten von anderen Firmen zurück. Sein 25-Jähriges feierte kürzlich Peter Ellinger, der im Actros 1841 MP3 Megaspace meist im Inland, in Frankreich und der Schweiz unterwegs ist.
"Bei Wildt braucht man keinen Betriebsrat, wir sind wie eine große Familie", versichert Peter, "wenn du ein Problem hast, hat der Chef immer ein Ohr offen!" Oder man wendet sich an den von allen 80 Fahrern gewählten Fahrersprecher. "Was nützt der sparsamste LKW, wenn der Fahrer unzufrieden ist?", lautet Rolf Wildts Philosophie. "Nur ein glücklicher Fahrer ist auch motiviert. Wenn ihn Sorgen und Nöte belasten, will ich das wissen, wir können über alles reden!" So versetzte Wildt schon einige Fahrer auf ihren Wunsch hin vom Fern- in den Nahverkehr oder umgekehrt und versucht, Fahrzeugvorlieben zu berücksichtigen, so weit der Fuhrpark sie abdecken kann.
So kam auch DAF-Fan Phil Paßier in den Genuss seines Traumtrucks. Wobei der 22-Jährige seine Berufskraftfahrer-Ausbildung bei Wildt absolviert hatte, dann aber das Unternehmen verließ, weil er unbedingt im "echten" Fernverkehr fahren wollte. "Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass ich bei Wildt das beste Leben habe", lacht Phil. "Als ich dann noch hörte, dass der Fuhrpark um zehn neue DAF XF 460 ATE erweitert wird, war die Rückkehr beschlossene Sache." Dass er noch nicht die ganz neue XF-Generation fährt, ist für Phil übrigens mehr Vor- als Nachteil: "An dessen weichgespülte Optik muss ich mich erst noch gewöhnen!"
Schnell gewöhnte er sich dagegen an die Standklimaanlage auf dem Space-Cab-Dach und den Tablet-PC, auf dem ein Telematiksystem installiert ist, über das Disposition und Navigation laufen. Noch eine weitere Neuerung seines Chefs lernte Phil während der ersten 10.000 Kilometer schätzen: Der Fuhrpark wurde nämlich auf Digi-Tachos von Stoneridge umgestellt. Grund ist deren serienmäßiges Fahrerassistenz-Modul "DDS", das mit seinem rückwärtsgerichteten Zeitlauf die Arbeit erleichtert.
"Das ist schon sehr hilfreich, weil ich auf den ersten Blick sehe, wie lange ich noch fahren darf und welche Tätigkeit danach folgen muss," lobt Phil die Entscheidung seines Chefs. Auch wenn für ihn die Ein-Minuten-Regel fast noch wichtiger ist, wofür er auch gleich ein Beispiel parat hat: "Vor ein paar Wochen haben wir mit vier LKW Blumen aus Holland geholt und gerieten in einen 16 Kilometer langen Stau. Als wir da endlich durch waren, hatte ich satte 14 Minuten mehr Lenkzeit übrig als die Kollegen mit der alten Tachogeneration!"
WOCHE FÜR WOCHE EINE INSPEKTION DER LKW
Mit der "Hardware" jedes Wildt-Trucks beschäftigt sich dagegen Ramazan Ildiri regelmäßig. Trotz seiner erst 33 Lenze gehört er schon seit 20 Jahren zum Wildt-Team und arbeitet als Hausmeister auf dem Firmengelände. Vor allem Samstags, wenn die Flotte in Reih' und Glied auf dem Hof parkt, wartet auf Ramazan viel Arbeit. Dann zieht er mit Schubkarre und Checkliste von LKW zu LKW und überprüft deren Ausstattung auf Vollständigkeit. Jeden Torx-Schlüssel im Bordwerkzeug hakt er auf seiner Liste ab, jeden Zurrgurt überprüft er genau und sorgt gegebenenfalls für Ersatz. Auch eine Brechstange und im Winter Schneeketten gehören ins Staufach. Letztere anzulegen üben die Fahrer übrigens jeden Herbst gemeinsam. Wie beim Umweltschutz geht man bei Wildt auch hier keine Kompromisse ein.