Erkrath. Timocom-Gründer Jens Thiermann zieht sich aus der operativen Geschäftsführung seines Unternehmens zurück und wird Transportbotschafter. Das teilt das IT-Unternehmen mit. Thiermann hatte 1997 die Frachtenbörse Timocom (heute: Smart Logistics System) gegründet und hatte, wie jetzt bekannt wurde, schon im April 2019 die Geschäfte vollständig an seinen ältesten Sohn Tim und an Sebastian Lehnen übergeben, der bislang Mitglied des Executive Board gewesen war.
„Es ist Zeit, der Branche etwas zurückzugeben“, begründet Thiermann seine Entscheidung. In den kommenden Jahre hat sich der 59-Jährige einem Projekt verschrieben, das ihm schon immer „Herzensangelegenheit“ war: das gesellschaftliche Ansehen einer Branche zu fördern, die dem gelernten Speditionskaufmann ermöglich hat, zu einem der erfolgreichsten IT-Unternehmer in Deutschland aufzusteigen.
Wider schlechtes Image und Nachwuchsprobleme
Dazu hat Thiermann schon im Jahr 2012 den Verein „Die Transportbotschafter e.V.“ gegründet, den er nun weiter voranbringen will. Zweck des Vereins ist es, mit öffentlichkeitswirksamen Themen und Events auf die Belange der Transport- und Logistikbranche in Deutschland aufmerksam zu machen und „dem Unverständnis zu begegnen, das der Branche und ihren Beschäftigten auf der Straße noch immer entgegenschlägt“, betont Thiermann: „Wir wollen Botschaften transportieren, die bei jedem ankommen.“
Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich als „Logistikweltmeister“ dasteht, hat der hierzulande drittgrößte Wirtschaftszweig nach Automobil und Handel (prognostiziertes Marktvolumen 2019: 279 Milliarden Euro) seit Jahren mit schlechtem Image und Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Aktuell fehlen in Deutschland mindestens 45.000 Fahrzeugführer, melden Fachverbände besorgt.
Truck als rollendes TV- und Podcasting-Studio
Vehikel für die zentrale Transportbotschaft des Vereins – „Everybody needs Logistics“ – ist ein neuer Freightliner Cascadia, den Daimler Trucks in Colorado Springs für den US-Markt produziert. Aus Atlanta über Bremerhaven nach Deutschland importiert, und für die Zulassung in Europa umgebaut, präsentiert sich der Truck als rollendes TV- und Podcasting-Studio, in dem Interviews und Momentaufnahmen aus dem Alltag der Transport- und Logistikwirtschaft produziert werden. Auch auf Berufsmessen und Sportereignissen soll der Freightliner zum Einsatz kommen und zur Bühne für die Branche werden.
„Es ist mir wichtig, dass wir unsere Rolle als Transportbotschafter vollkommen unabhängig und frei von politischen Interessen wahrnehmen können“, betont Thiermann, der den Verein als Vorstand führt. Erster öffentlicher Auftritt für den Showtruck ist der Start der kommenden Eishockeysaison am 1. September bei der Düsseldorfer EG. Geplant ist, die Aktionen der Transportbotschafter auf ganz Europa auszudehnen. (eh)