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Die Windmühlen-Transporteure

03.03.2014 08:00 Uhr
Die Windmühlen-Transporteure
Die Spezialisten von Gertzen helfen beim Aufbau von Windkrafträdern
© Foto: Felix Jacoby

Wenn es um schwierige Transporte und Kranarbeiten geht, zeigen die Spezialisten von Gertzen, wie man Hightech mit Können kombiniert.

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Die vielzitierte Energiewende ist ja nicht zuletzt eine Wende zur Windkraft - und wäre somit ohne Lastwagen und Mobilkräne undenkbar. Für die Beteiligten bergen solche Aufgaben viele Herausforderungen, weil jeder Transport anders ist und selbst das Wetter großen Einfluss auf die Abläufe hat. Das zeigt sich, als wir den Aufbau von Windmühlen in Nordfriesland fotografieren wollen.

Die Kranfahrer Dieter Hilgefort und André Gerloff sitzen frühmorgens in einem kleinen Bürocontainer und beraten, welche Schlüsse sie aus dem Wetterbericht ziehen sollen, den sie gerade am Computer verfolgen. Dass das Niederschlagsradar kräftigen Regen zeigt, wäre zu verkraften, doch Windböen mit Stärke sechs und mehr machen den Einsatz heute praktisch unmöglich.

Ihr Liebherr LTM 1500 ist aktuell das stärkste Gerät auf Rädern in der gelben Flotte, doch im Frühjahr wird ein noch schwererer und kraftvollerer LTM 1750 dazu kommen. Der hydraulisch teleskopierbare Hauptmast des 1500ers kann bis auf 50 Meter ausgefahren werden, bei Bedarf lässt sich diese Länge mit Gittermastmodulen noch um weitere 91 Meter strecken. Maximal kann das Gerät 500 Tonnen zum Schweben bringen.

Der Sturm zeigt die Anfälligkeit des Gewerbes für Witterungseinflüsse. Während die Disponenten anderer Transportzweige meist weit im Voraus planen können, müssen sich die Verantwortlichen bei Gertzen oft mit kurzfristigen Ablaufstörungen auseinandersetzen. Das betrifft auch die Fahrer der Spezialtransporter, die nicht selten tagelang in ihren Trucks auf bessere Zeiten warten müssen.

"Da muss man ein dickes Fell haben, ich hab' ziemlich alles in der Kabine, was man braucht, Kühlschrank, Internet und Fernseher. Und im Sommer kann es richtig Spaß machen, wenn man mit guten Kollegen zusammensteht und grillt", erzählt Uwe Völker, der die Kuppel eines Maschinenhauses auf dem Tiefbett geladen hat. "Mir macht es Spaß, immer wieder neue Herausforderungen zu meistern. Mit meinem Vierachs-Volvo ziehe ich oft ein fünfachsiges Tiefbett mit zusätzlichem Dreiachsdolly, da gibt es schwierige Hindernisse zu bewältigen. Außerdem ist das Betriebsklima gut und familienfreundlich. Letztens musste meine kleine Tochter ins Krankenhaus, da habe ich sofort absatteln und zu ihr fahren dürfen", beschreibt Thomas Meyer seinen Arbeitsplatz.

Und sein Vater Hermann Meyer, der mit seinem MAN einen riesigen Achtachs-Tieflader von Noteboom zieht, freut sich, dass dies noch ein Job ist, wo die Kollegialität etwas gilt und man sich gegenseitig hilft. "Unsere Firma ist schon sehr gewachsen. Aber noch immer kennt jeder jeden, und wenn wir etwas auf dem Herzen haben, können wir auch den Junior oder den Senior darauf ansprechen."

LOGISTIK PUR: WENN EIN RIESE DEN ORT WECHSELT

Während wir den Firmengründer hier leider nicht persönlich vorstellen können, weil er zum Zeitpunkt unseres Besuchs erkrankt war, stellt uns sein Sohn Wolfgang Gertzen die Firma in ihren Grundstrukturen vor. Angefangen hat die Geschichte in den 60ern mit einer Opel-Werkstatt samt angeschlossener Tankstelle. Um deren Leistungen zu erweitern, wurde Anfang der 70er-Jahre ein Henschel-Abschleppwagen beschafft, in der Farbe Automobilclub-Gelb. Bis zum heutigen Tage ist dieser Lack der Firma erhalten geblieben. Bald darauf kam der erste Kran auf den Hof, um den Schlepper bei schwierigen Bergungen zu unterstützen.

Zunächst recht langsam vergrößerte das Unternehmen den Fuhrpark um einige Krane, Anfang der 90er-Jahre wurde das Leistungsangebot um Speditionsdienste erweitert. Bald darauf begann die Windkraftindustrie aufzublühen und versorgte die Krane mit einer ständig wachsenden Zahl von Aufträgen. Die Opel-Werkstatt gibt es längst nicht mehr, aber der moderne, vierachsige Abschleppwagen erinnert an die Wurzeln der Firma.

Heute arbeiten über 50 Lastwagen und 20 Krane für Gertzen. Wenn das dickste Ding in der Flotte, der Raupenkran LR 1600/2, den Einsatzort wechseln muss und zur vollen Höhe von 153 Metern aufgerüstet wird, sind über 30 Lastwagen erforderlich, um das Großgerät mit seinen gewaltigen 600 Tonnen maximaler Hubkraft zu verfrachten.

Ergänzt wird der Fuhrpark um ein rundes Dutzend eigener BF3-Begleitfahrzeuge. Während viele Schwertransporteure zur Absicherung und Betreuung von Schwertransporten Fremdfirmen einsetzen, legt Wolfgang Gertzen Wert auf eigene Spezialisten, die sich mit den Fahrern der Schwerlastzugmaschinen gut ergänzen. Außerdem lernen Berufseinsteiger so das spezielle Geschäft der überdimensionalen Transporte von Grund auf. Es gibt einige Kollegen, die mit dem Begleiten angefangen haben und später auf den LKW-Sitz gewechselt sind. Manche zog es noch weiter auf die Kräne, so werden Fachleute im eigenen Betrieb ausgebildet.

Der Lohn eines solchen Aufstiegs ist ein krisenfester, ordentlich bezahlter Arbeitsplatz. "Viele unserer altgedienten Mitarbeiter sind im Unternehmen groß geworden. Das sind dann Spezialisten, die wissen, was sie wert sind. Auf den großen Geräten wird Stundenlohn bezahlt, dazu Spesen und Zuschläge zum Beispiel für Nachtarbeit", erklärt der Firmenchef, und ergänzt: "Dank unseres guten Betriebsklimas und des ordentlichen Fuhrparks sind wir in der glücklichen Lage, uns bezüglich künftiger Bewerber keine großen Sorgen machen zu müssen."

IN DER EIGENEN WERKSTATT WIRD GENERALÜBERHOLT

Dafür, dass die Technik immer gut funktioniert, sorgt die achtköpfige Werkstatttruppe. Neben den täglichen Reparaturen und Wartungen werden hier auch immer wieder Fahrzeuge nach harten Einsatzjahren komplett generalüberholt und mit frischer Farbe überzogen. Die Strapazen bei Sondertransporten und das Verzurren der Lasten mit schweren Ketten setzen den Ladungsträgern enorm zu.

Faszinierend ist der technische Fortschritt, der mit den wachsenden Ansprüchen der Kundschaft und den immer gigantischeren Abmessungen der Windmühlenflügel einhergeht. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der vierfach teleskopierbare Wingcarrier von Noteboom, den Jens Grüßing mit seinem Vierachser zieht und der Flügel bis zu einer Länge von 70 Metern packt. Dank moderner Pendelachstechnik sind Lenkwinkel von bis zu 60 Grad möglich. Und nimmt der Zug eine Kuppe, kann die Last vorne und hinten um jeweils über einen Meter angehoben werden.

EIN PROGRAMM BERECHNET, OB KURVENRADIEN PASSEN

Ein anderer technischer Leckerbissen kommt von Goldhofer: Wenn es darum geht, die Fahrstrecke eines Großtransports mit schweren Achsmodulen des Herstellers in der Theorie auf Machbarkeit zu überprüfen, nutzt man ein Programm, mittels dem man die Strecke mit der Computermaus auf der Straßenkarte eines Satellitenbildes abrollt. Das Programm rechnet dann aus, ob die Kurvenradien der Strecke ausreichend sind.

Was sich auch keiner Routine unterwirft, sind die Auseinandersetzungen mit der Genehmigungsbürokratie, um neue Transportstrecken bewilligt zu bekommen. In den letzten Jahren hat sich der Zustand vieler Strecken und Brücken in Deutschland stark verschlechtert. Das zwingt zu absurden Umwegen, die oft ein Mehrfaches der eigentlichen Trans portentfernung ausmachen. Schwierig ist manchmal auch das Zusammenwirken mit der Polizei, deren Aktivitäten ein Fahrer mit den Worten auf den Punkt bringt: "Das reicht von sehr inkompetent bis zu total übereifrig."

Das geballte Fachwissen und die hochspezielle Fuhrparktechnik lassen die Zukunft der Firma dennoch rosig erscheinen. Selbst auf den britischen Inseln kommt Gertzen-Kompetenz schon zum Einsatz. Und mit einem Chef, der bei Bedarf selbst anpackt, praktisch alles fahren kann und seine Bürotür bewusst offen lässt, um für seine Leute ansprechbar zu sein, passen offenbar auch die "weichen Faktoren". Die Firma fabriziert jedenfalls keine Luftnummern.

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