Ein Gericht in Rotterdam hat das niederländische Unternehmen Wemmers Tanktransport dazu verurteilt, neun rumänischen Lkw-Fahrern rückwirkend Löhne nach niederländischen Regelungen zu zahlen. Die rumänischen Fahrer waren zwischen 2011 und 2015 beim tschechischen Tochterunternehmen von Wemmers, Unitrans, angestellt, fuhren aber hauptsächlich in und von den Niederlanden aus. Das Gericht wertete die Beschäftigung bei Unitrans als Scheinkonstruktion.
Als Begründung für diese Einschätzung erklärte ein Gerichtssprecher gegenüber niederländischen Medien, dass sowohl Wemmers als auch Unitrans demselben Haupteigentümer gehörten. Nach Auffassung des Gerichts hätten die Verträge bei Unitrans lediglich dazu gedient, niedrigere Löhne und Abgaben für die Fahrer zu rechtfertigen.
Wemmers und die neun Fahrer sollen sich jetzt außergerichtlich über die genaue Höhe der Entschädigung einigen. Sollte dies nicht gelingen, wird das Gericht die Höhe der Löhne für jeden einzelnen der neun Fahrer individuell festlegen. Laut der niederländischen Fahrergewerkschaft FNV, die die neun Fahrer vor Gericht vertreten hatte, habe jeder einzelne Fahrer Anspruch auf mehrere zehntausend Euro.
Der zuständige Richter betonte, dass sich sein Urteil lediglich auf die neun geprüften Einzelfälle beziehe. Mögliche Ansprüche anderer Fahrer von Unitrans, die ebenfalls für Wemmers in den Niederlanden gefahren seien, müssten jeweils einzeln neu untersucht werden. Von Wemmers wollte sich zunächst niemand zu dem Urteil äußern.
Wemmers Tanktransport hat seinen Firmensitz in Bleskensgraaf östlich von Rotterdam und ist auf den europaweiten Transport von flüssigen Lebensmitteln spezialisiert. Das Unternehmen betreibt Filialen oder Tochterunternehmen in Deutschland (Hamburg), Belgien, Österreich und Tschechien, zwei Hubs in Frankreich sowie Agenturen in England und Italien. (kw)