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Neue Lkw-Maut: Fit für die neuen Pflichten?

28.06.2024 15:14 Uhr | Lesezeit: 4 min
Lkw-Maut Schilder Maut und Autobahn
Ab 1. Juli 2024 sind Fahrzeuge mit  mehr als 3,5 Tonnen zGM auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen mautpflichtig 
© Foto: WoGi/AdobeStock

Zum 1. Juli 2024 sind auch Fahrzeuge von über 3,5 Tonnen bis 7,49 Tonnen zulässiger Gesamtmasse (zGM) mautpflichtig. Wo es in der Praxis offenbar noch hakt, was Transport- und Speditionsunternehmen jetzt noch tun müssen.

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„Die neue Mautpflicht für Fahrzeuge von über 3,5 Tonnen bis 7,49 Tonnen zGM wird viele kleine Transportunternehmen hart treffen“, befürchtet Vanessa Klonnek, Leiterin der SVG Unternehmensberatung in Frankfurt/Main. Auch weil die kleineren Betriebe nach wie vor nicht ausreichend dafür vorbereitet seien, insbesondere nicht in ihrer Kostenrechnung.

Riskant ist das. „Denn die neue Lkw-Maut ist ein erheblicher Kostenblock, den ein Transportunternehmer natürlich in seiner Kostenrechnung einkalkulieren muss und entsprechend seinen Auftraggebern preislich durchreichen muss“, erklärt Klonnek. So muss ein Euro-6-Fahrzeug in der genannten Gewichtsklasse ab 1. Juli 15,1 Cent pro gefahrenen Kilometer auf Bundesstraßen und Autobahnen bezahlen. Bei im Schnitt circa 240 gefahrenen Kilometern pro Tag (etwa regionale Sammelgut-Verteilertouren) kommen damit, rechnet sie vor, pro Fahrzeug (geschätzt 80 Prozent mautpflichtiger Straßenanteil) locker 30 Euro zusätzliche Kosten pro Tag allein durch die neue Lkw-Maut auf den Transportbetrieb zu. Bei im Schnitt 250 Einsatztagen seien das also insgesamt rund 7500 Euro Mehrkosten im Jahr. Sprich: Die Fahrzeugkosten in diesem Gewichtssegment erhöhen sich dadurch nochmals um rund elf Prozent. Infos zu den neuen Mautpflichten im VerkehrsRundschau-Webinar unter www.verkehrsrundschau-plus.de/view/107535 – für VR-Abonnenten kostenfrei

„Diese Mehrkosten durch die neuen Lkw-Maut-Pflichten müssen die Transportfirmen dringend eins zu eins an ihre Kunden durchreichen – sowohl für die gefahrenen Last- als auch die Leerkilometer“, betont die Beraterin. Im Übrigen gelte dies auch für Heimfahrten der Lkw-Fahrer. Auch dort fallen ja fallweise Mautkosten an, die der Arbeitgeber zusätzlich entrichten müsse. Wichtig auch: Unternehmer sollten dringend ihre Liquidität im Blick haben, die Vorauslage der Maut kann eine finanzielle Belastung sein.

Was Klonnek Sorgen macht: Es gibt einen Graubereich an Transportbetrieben, die sich offenbar mit den neuen Mautpflichten zum 1. Juli 2024 noch gar nicht befasst haben. Werden diese dann aber bei Fahrzeugkontrollen dabei erwischt, dass sie die Maut nicht ordnungsgemäß entrichtet haben, etwa über eine im Fahrzeug eingebaute On-Board-Unit (OBU) oder die App von TollCollect, drohen ihnen empfindliche Bußgelder. Um so dringlicher rät sie Chefs kleinerer Transportbetriebe, selbst wenn sie nur über sehr wenige Fahrzeuge mit über 3,5 Tonnen zGM verfügen, sich über alle einschlägigen Medien über das Thema Lkw-Maut zu informieren, etwa über Fachzeitschriften und die SVG Unternehmensberatung.

Gerüstet sieht sich dagegen die IDS Logistik. „Aus Sicht von IDS Logistik ist die neue Mautpflicht für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen bis 7,49 Tonnen zGM ab 1. Juli 2024 kein großes Thema mehr“, betont Michael Bargl, Geschäftsführer der Stückgutkooperation. Grund dafür sei, dass bei IDS im Nahverkehr im Schnitt nur zehn bis 15 Prozent der Lkw unter diese Gewichtsklasse und damit die neue Maut-Pflicht fallen“, erklärt er. Zudem hat sich der Fuhrparkmix aus Effizienzgründen in den letzten Jahren in Richtung Zwölf- bis 15-Tonnen-Lkw entwickelt. Und diese wurden schon zum 1. Dezember 2023 oder früher mautpflichtig.

„Unsere Transportpartner werden die Lkw-Maut an uns weitergeben; wir geben diese an unsere Kunden weiter. Keiner der Beteiligten in der Transportkette kann die Lkw-Maut schlucken“, betont Bargl. Höhere Preise müssten IDS-Kunden jetzt nicht fürchten, falls die Mautmehrkosten schon zu Jahresbeginn vereinbart wurden. „Der große Kosten-Brocken stand mit der fast doppelt so hohen Maut zum 1. Dezember 2023 an. So gesehen wird die Maut-Pflicht für Lkw über 3,5 Tonnen zGM nicht den ganz so großen Effekt haben. Das macht auf die durchschnittliche Stückgutsendung vielleicht rund 15 bis 20 Prozent Steigerung der aktuellen Mautkosten aus.“ Zumal die Spediteure diese Themen schon in ihren Preisgesprächen zum Jahreswechsel mit den Kunden besprochen haben.

Auch beim Thema „OBU“ sieht Bargl die IDS Logistik gerüstet: „Wir gehen davon aus, dass die Frachtführer, die für uns fahren, zum 1. Juli mit entsprechender OBU ausgestattet sind.“ Die Lkw-Maut sei ja für die allermeisten Transportbetriebe kein Neuland. Die Umsetzung der Mauterweiterung dürfte für den Großteil also „kein wirkliches Problem“ darstellen. Arbeitsintensiv habe sich 2023 indes die Änderung der Bemessungsgrundlage ausgewirkt. So ist für die Differenzierung der Maut seit Dezember 2023 die technisch zulässige Gesamtmasse und nicht mehr das zulässige Gesamtgewicht der Zugmaschine oder aber Fahrzeugkombination relevant. Zusätzlich wurde die bestehende Schadstoffklasse Euro 6 durch Emissionsklassen ergänzt. Dazu wurde umfangreich der Fuhrparkmix pro Depot ermittelt, da keine Datengrundlage aus offiziellen Quellen (KBA und BAM) verfügbar war.  

„Am einfachsten zahlen Sie die Maut mit einer On-Board Unit, kurz OBU. Damit wird die Maut automatisch erhoben“, sagt Antje Schätzel, Sprecherin des Mautbetreibers Toll Collect. OBUs werden von Toll Collect, den Anbietern des European Electronic Toll Service (EETS) oder deren Vertriebspartnern bereit gestellt. Eine Übersicht über die in Deutschland zugelassenen EETS-Anbieter liefert die Webseite des Bundesamts für Logistik und Mobilität. „Toll Collect stellt OBUs für alle Fahrzeuge kostenlos zur Verfügung – auch in der Gewichtsklasse über 3,5 und unter 7,5 Tonnen. Es gibt Geräte für die Windschutzscheibe, auch Windshield-OBUs genannt, und für den DIN-Schacht.“ Die Einbaukosten tragen die Unternehmen selbst.

Toll Collect arbeitet dafür mit 1300 Service-Werkstätten zusammen. „Die Nachfrage zieht an. Wenn Sie Ihre Maut mit einer Toll Collect-OBU entrichten möchten, registrieren Sie Ihre Fahrzeuge online in unserem Kunden-Portal und vereinbaren Sie so schnell wie möglich einen Termin zum OBU-Einbau“, so Schätzel. „OBUs sind in ausreichender Menge vorhanden und unsere Servicepartner-Werkstätten können kurzfristig Einbautermine anbieten.“ Wenn die OBU erst nach dem Starttermin für die Gewichtsklasse zwischen 3,5 und 7,49 Tonnen am 1. Juli eingebaut wird, könne die Maut bis zum OBU-Einbau über die Toll Collect-Website oder die Toll Collect-App abgerechnet werden, sagt Schätzel. Dies sei aber deutlich aufwendiger und erfordere, dass die Route jeder mautpflichtigen Fahrt im Voraus genau angegeben werde. 

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