Angenehmes blaues Licht zum Entspannen, Fitnessübungen an der Boxbirne, um die Muskeln wieder in Schwung zu bringen und sich dann von sanften Vibrationen im Bett in den Schlaf schaukeln lassen - das soll die Fahrerkabine der Zukunft möglich machen. Zumindest, wenn es nach Mercedes-Entwickler Siegfried Rothe und seinem Team geht. Mit dem Konzept Top-Fit-Trucks wollen sie das Fahrerleben durch Extras wie diese angenehmer und gesünder machen.
Beim Tester-Stammtisch am Mercedes-Museum Ende Oktober in Stuttgart stellte Ingenieur Rothe Konzepte vor, die künftig in die Fahrzeugentwicklung fließen sollen. Grundlage sind Erkenntnisse aus der Schlafforschung, Farbpsychologie und Sportwissenschaft. Erste Forschungsergebnisse wurden bereits in der Konzeption des 2011 erschienen New Actros berücksichtigt. Er verfügt zum Beispiel serienmäßig über ein breiteres Bett, und für das kurze Nickerchen - bzw. den Powernap - lässt sich der Fahrersitz in der Pause in angenehme Liegeposition verstellen.
SPEZIELLES LICHTKONZEPT FÖRDERT DIE KONZENTRATION
Aktuell arbeiten Rothe und sein Projektteam mit zwei neuen Actros-Sattelzugmaschinen an weiteren Neuerungen. Auf Messen, Workshops und Events werden in einem Actros 1845 die bereits erprobten Techniken vorgestellt. Dort kann man Boxhandschuhe überziehen und seine Fitness an der Boxbirne testen, die an die Decke der Fahrerkabine hängt. Auch Übungen mit Expanderzügen sind hier möglich. "Wenn ein Fahrer auf der Raststätte vor dem LKW Gymnastik macht, zeigen ihm alle anderen den Vogel", sagt Rothe. Deshalb hat Sportwissenschaftlerin Nina Schuler ein Fitnessprogramm entwickelt, das der Fahrer bei zugezogenen Vorhängen in der Kabine absolvieren kann.
Ebenfalls in das Fitnessprogramm integriert werden können so genannte Vibratoden. Die vibrierenden Zylinder dienen als Gewichte für die Übungen oder werden in die Expanderzüge integriert, um den Trainingseffekt zu verstärken. Gleichzeitig unterstützen sie die passive Fitness: die Entspannung. Sie lassen sich am Sitz oder in der Spezialmatratze integrieren und so als Massagegerät einsetzen. Auch ein biologisches Lichtkonzept soll nach Rothes Forschungen zum Wohlbefinden und zur Konzentration des Fahrers beitragen. "Nur etwa zehn Prozent des Außenlichtes kommen während einer Tour im Auge des Fahrers an. Wenig Tageslicht führt aber zu geringer Konzentration und Stress", erklärt Rothe. Daher lässt sich im Actros 1845 Tageslicht simulieren. Zusätzlich kann zwischen verschiedenen Farben des Lichtes gewechselt werden. Nach den Regeln der Farbtherapie hat das jeweils eine entspannende oder auch aktivierende Wirkung.