Ein Sportwagen ist ein Fahrzeug, das keiner braucht, das aber jeder haben will! Ein Euro-6-LKW ist ein Fahrzeug, das bald jeder braucht, das aber keiner haben will! Sorry, aber wir können uns diesen Scherz zum Einstieg in unseren Vergleichstest nicht verkneifen. Ab 1. Januar wird die neue Schadstoffnorm Pflicht, und trotzdem nehmen die Zulassungszahlen nicht so richtig Fahrt auf.
Vielleicht liegt's auch daran, dass bis auf Mercedes und Scania noch keiner so recht lieferfähig ist. Wahrscheinlich aber eher an den Vorbehalten der Kunden. Ob diese Reserviertheit berechtigt ist, soll unser exklusiver Euro-6-Vergleich klären. Zumindest hatten wir keine Probleme, von TRUCKER-Lesern drei Fahrzeuge zu bekommen - es gibt sie also - vervollständigt durch einen Stralis, den wir uns aus dem Iveco-Demo-Pool borgten.
Zum Wettstreit traten an: Als Neuheit, bislang noch nie im Test vertreten, besagter Iveco Stralis Hi-Way mit breiter Hochdachkabine und 460 PS starkem Cursor-11-Sechszylinder. Der jetzt 11,1 Liter messende Reihenmotor geht mit "SCR only", wie es Iveco nennt, einen eigenen Weg und schafft Euro 6 ohne Abgasrückführung. Mercedes ist vertreten mit einem New Actros 1845 mit Big-Space-Kabine, der als Einziger im Vergleich ohne Retarder antrat. Von Scania integrierten wir einen R 440 Topline, noch ohne Streamline - aber so gewaltig sind die Veränderungen dann auch wieder nicht (s. S. 44). Ebenfalls Test-Premiere feierte der erneuerte DAF XF 105, in unserem Fall ein 410 Space Cab.
EURO 6 ERFORDERTE VIELE VERÄNDERUNGEN AM MOTOR
Die Holländer haben ihr Fernverkehrsmodell nach eigenen Aussagen in rund 80 Prozent der Bauteile überarbeitet. Für den Euro-6-Motor sind es in erster Linie eine neue Common-Rail-Einspritzung, Abgasrückführung, vor allem aber ein variabler Turbolader. Der verhilft dem knapp 13 Liter großen Sechszylinder zu spontanem Antritt und einer sahnigen Leistungsentfaltung. Dabei bleibt der MX13 genannte Vierventiler akustisch stets dezent im Hintergrund.
Mit so viel motorischer Qualität kann allenfalls noch der Mercedes-Antrieb mithalten. Er arbeitet zwar deutlich lauter, überzeugt aber zumindest mit kernig-kraftvollem Sound. Sein asymmetrischer Turbolader - Mercedes nutzt Abgasrückführung nur auf drei Zylindern - sorgt nicht unbedingt für eine zackige Umsetzung der Gaspedalbewegungen. Dafür zieht der OM 471 gleichmäßig durch und hat das am breitesten nutzbare Drehzahlband.
Das hätten wir eigentlich dem Iveco zugedacht. Immerhin erreicht der Cursor 11 seine Höchstleistung 100 bis 200 Toren später als die Konkurrenz. Doch der kleinste Sechszylinder im Quartett gibt sich keine Blöße. Das Hubraummanko merkt man ihm nicht an. Seine Akustik wirkt an mancher Stelle zwar ein wenig angestrengt. Aber im Gegensatz zum Vorgänger ist der ebenfalls von einem VGT-Lader beatmete 11-Liter jetzt ein echter Steher - und nicht mehr nur ein Dreher.
Grundsätzlich weiß auch der Scania-Motor zu gefallen. Bereits legendär ist der gewaltige Antritt aus niedrigen Drehzahlen. Mit 2300 Nm Drehmoment steht der Schwede sehr gut im Futter. Grundsätzlich könnte er stets im dreistelligen Drehzahlbereich touren - wenn er dabei nur nicht so vibrieren würde.
Ein größeres Manko ist aber die schwache Motorbremse. Auch bei dem ganz aktuellen Modell bleibt Scania der Philosophie treu, statt auf eine Zusatzmotorbremse auf einen Retarder zu setzen. Das könnte sich irgendwann als Nachteil erweisen, weil die Euro-6-Trucks echt schwere Brummer geworden sind. Und mit ihren Ventilbremsen können DAF, Iveco und Mercedes in vielen Fällen auf die 400 Zusatzpfunde der Hydrobremse verzichten - nicht so der Scania.
Das aktuelle Opticruise-Getriebe haben wir in vergangenen Tests vielfach gelobt. Jetzt, mit einem Kundenfahrzeug, relativiert sich das. Die Kupplungssteuerung ist nicht ganz so geschmeidig wie erwartet. Es zeigen sich kleinere Schwächen in der Schaltstrategie. Will heißen: Die Gänge passen nicht in jedem Fall, die Schaltgeschwindigkeit könnte höher sein. Kleinere Mankos, mit denen auch der Iveco zu kämpfen hat. Auch da haben die Fahrzeuge der Fahrvorstellung in Turin einen besseren Eindruck hinterlassen.
Im Gegensatz zum DAF. Bei dem waren wir nach der Präsentation in Spanien noch etwas enttäuscht. Unser Testauto zeigte sich dann von XFs bester Seite. Die AS-Tronic wechselt die Gänge, als wäre schon das avisierte Doppelkupplungsmodul installiert: schnell, ohne Rucken, mit minimaler Zugkraftunterbrechung. Scheint fast, als würden die Friedrichshafener Getriebebauer zeigen wollen, dass sie es noch nicht verlernt haben ...
Bei so viel Schaltqualität kann nicht mal der Mercedes besser sein. Er wechselt minimal langsamer die Gänge, die Kupplung hat eine Idee mehr Schlupf, die Schaltstrategie passt dafür aber so gut wie im DAF. Allein vieren gemeinsam ist eine gelungene Integration der automatisierten Schaltungen ins Bremsmanagement. Virtuos sortieren die "Automaten" zurück, wenn Bremspower gefordert wird. Wobei auch in diesem Fall die Bremstempomaten von DAF und Mercedes eine etwas höhere Regelgüte aufweisen als die der Wettbewerber. Scania leistet sich immer mal wieder leichte Überschwinger, Iveco arbeitet mit der größten Toleranz und erlaubt vor allem keine individuelle Einstellung. Hat der Fahrer den Tempomat gesetzt, verzögert der Italiener - inzwischen muss man ja eigentlich sagen Spanier - vier km/h über diesem Tempo.
DAF, Mercedes und Scania erlauben eine individuelle Anpassung, der Actros sogar in Halb-km/h-Schritten!
Eine glänzende Leistung bieten alle vier Trucks, wenn es um die Qualitäten der Betriebsbremsanlage geht. Spontanes Ansprechen, hohe Wirksamkeit und gute Dosierbarkeit gehören generell zu den Stärken. Jetzt auch beim DAF, der sich mit dem neuen Bremspedal viel gefühlvoller steuern lässt als noch mit dem alten "Trittplattenbremsventil". Eine kleine Schwäche zeigt der Iveco beim Trailerwechsel, wo die Anlage etwas länger braucht, um sich auf die neue Lastsituation einzustellen als der Rest.
DER NEUESTE DER VIER LKW LENKT NICHT AM BESTEN
Bei der Einführung des New Actros rühmte sich Mercedes, das ab jetzt beste Fahrwerk und die direkteste Lenkung zu bieten. Gemessen am Vorgänger mag das stimmen. In Relation zum Wettbewerb sieht's anders aus! Da mag der Mercedes durchaus eine gute Leistung zeigen. Die Konkurrenten - zumindest die in unserem Quartett - stehen ihm aber nicht nach. Ein immer noch gefühlvollere und direktere Lenkung besitzt etwa der Scania. Und auch, was die Verstellmöglichkeiten betrifft, schlägt Schwede Schwabe.
Grundsätzlich bietet auch der DAF eine gute Anpassung der Lenkradposition. Die Wippe zum Ver- und Entriegeln ist aber ungünstig platziert. Fast so ungünstig wie der unterm Teppich versteckte Knopf am Stralis-Boden. Da bietet Mercedes mit einem Fußknopf anstelle des nicht mehr vorhandenen Kupplungspedals die beste Lösung.
Mit der insgesamt besten Fahrwerksabstimmung wartet der neue XF 105 auf. Die Holländer haben es verstanden, den besten Kompromiss aus dem Zusammenspiel von Vorderachs- und Hinterachsfederung sowie Fahrerhauslagerung und Sitzfederung zu finden. Der XF läuft tadellos geradeaus, schluckt auch Stöße von schlechten Fahrbahnen, ohne dass sich das Fahrwerk aus der Ruhe bringen ließe oder Stöße zum Rückgrat des Fahrers durchdringen. Dabei lässt sich der DAF auch schön durch Kurven zirkeln, wobei ihm das kompakte Space-Cab-Fahrerhaus zugute kommt. Die anderen drei Kabinen warten mit höheren Schwerpunkten auf und wanken entsprechend mehr. Wobei Mercedes das etwas besser hinbekommt als Scania mit dem hohen Topline-Haus. Speziell der Schwede zeigt auf schlechter Fahrbahn ruppiges Federungsverhalten. Man weiß nie so genau, wo die Stöße herkommen. Voll beladen auf jeden Fall von der Vorderachse, leer teilt dann eher die bockige Hinterachse aus.
Auch Mercedes hat sich mit dem New Actros von der "weichen Linie" abgekehrt. Das aktuelle Modell ist insgesamt straffer, aber noch nicht so hart wie der Schwede. Am nächsten zum DAF liegt noch der Iveco. Aber das Fahrwerk war schon beim Vorgänger gut.
Wenn es um die Beurteilung der Kabinen geht, hat klar der Mercedes die Nase vorn. Während Scania und Iveco bereits mit dem größtmöglichen lieferbaren Fahrerhaus antreten, gäbe es beim Benz mit Giga Space noch ein eine Nummer größeres. Und auch DAF könnte mit dem Super Space Cab noch nachlegen. Umso mehr erstaunt es, dass Iveco bei diesem Wertungspunkt doch ins Hintertreffen gerät. Zwar wurde der komplette vordere Bereich überarbeitet und der Stralis sieht jetzt deutlich wertiger aus. An den im Vergleich kleinen Staufächern, der über dem Motortunnel eingeschränkten Stehhöhe, vor allem aber den im Vergleich kleinen unteren Betten, hat sich aber leider nichts geändert.
Ein Manko, das der Stralis mit dem Scania teilt, weil auch er keine wirklich großen Betten hat. Über die umständliche Umbaumimik mit Ausziehbett beim Schweden haben wir uns ja schon öfter geärgert - und da hat sich auch bei den neuen Modellen leider nichts geändert! Beim Iveco ist es vor allem die zerklüftete Matratze, die stört. Man muss dem Hi-Way allerdings zugute halten, dass er mit der umbaubaren "Sitzecke" einen Vorteil in der Pause und zwischen Fahrt und Schlafen bietet, mit dem die anderen Modelle nicht aufwarten können. Da ist selbst das optionale Solo-Star-Konzept des Benz kein adäquater Ersatz.
Trotz neuem Fahrerplatz hat der Mercedes den Scania nur eingeholt, aber längst nicht überholt. Okay, die Sitzverstellung im Sternen-Laster ist leichter zu durchschauen. Dennoch bieten die Sitzmöbel im Schweden mindestens so viel Komfort und Verstellmöglichkeiten. An diesem Punkt müssen wir grundsätzlich anmerken, dass alle Fahrzeuge sehr gute Sitze aufweisen - obwohl nirgends das aktuelle Non-Plus-Ultra, nämlich ein Klimasitz, verbaut war.
Scania und Mercedes punkten auch, weil sie den Sitzen auf der rechten Seite ein wenig mehr Beachtung schenken. Fahrer freuen sich, wenn man in der Pause wechselt und mehr Bewegunsgfreiheit hat. Eine Drehstuhl à la Volvo hat allerdings keiner der vier Test-LKW zu bieten. Gerade in Kombination mit einem Flat-Screen über dem Fahrersitz wäre dies eine willkommene Lösung, um nach der Lenkzeit schön entspannt in die Glotze gucken zu können ...
JE MODERNER DER LKW, DESTO BESSER DIE ERGONOMIE
So lange man hinterm Lenkrad sitzt, sind andere Dinge wichtiger: zum Beispiel gut ablesbare Instrumente und leicht bedienbare Schalter, Hebel und Knöpfe. Wie oft im Leben, geht das bei den Test-Trucks in den Bereich des persönlichen Geschmacks. Der Mercedes wartet mit Armaturen auf, die auch einer S-Klasse gut zu Gesicht stehen würden. Wer allerdings mehr auf Audi oder BMW steht, kann dem nicht viel abgewinnen: Er wird sich eher im Scania zu Hause fühlen.
Der DAF ist nach wie vor minimalistisch, der Iveco bunt überladen und verspielt. Beispiele gefällig? Actros und R warten mit übersichtlichen Lenkstockhebeln auf, um die Getriebe zu bedienen. Das ist eindeutig und von bester Ergonomie. DAF teilt die Bedienung in einen Drehknopf und einen Hebel am Lenkrad zum Gangwechsel. Iveco setzt noch eins drauf und hat die unergonomischen Vorwahltasten beibehalten.
Auch die zweifellos sehr sinnvollen Fahrerassistenzsysteme, die den Chauffeur anleiten sollen, vorausschauend zu fahren, die Zusatzbremsen zu nutzen oder den Schwung zu nutzen, arbeiten in Scania und Mercedes mit mehr Logik. Sowohl die Darstellung als auch die Auswertung erscheinen beim XF und beim Stralis nicht sonderlich logisch, vor allem aber nicht immer nachvollziehbar. In der Praxis könnte dies dazu führen, dass der Fahrer die Empfehlungen ignoriert, weil das System seine Bemühungen nicht belohnt. Selbstredend, dass auch der Bordcomputer des Mercedes ein viel besser strukturiertes Menü hat. Das des Scania ist zwar gut strukturiert, aber nicht sonderlich reichhaltig. Beim Iveco geht nichts ohne Studium der Bedienungsanleitung.
DIE ELEKTRONIKPLATTFORM DES MERCEDES IST SEHR GUT
Thema Assistenzsysteme: Auch bei dieser Wertung punktet der Mercedes. Er ist nicht nur der Einzige mit Notbremsassistent. Auch sein Abstandstempomat arbeitet mit etwas höherer Präzision als die Systeme der Marktbegleiter, sein ESP greift gezielter und sanfter ein und auch die Spurbindung meldet sich nur zu Wort, wenn's absolut sein muss. Was nicht heißen soll, dass die anderen Trucks nicht auch ein gutes Niveau erreichen würden. Eigentlich gehören diese Sicherheitssysteme in jeden neuen Laster. Und alle arbeiten so zufriedenstellend, dass sie den Fahrer unterstützen.
Zu einem gerüttelt Maß an Sicherheit gehört eine gute Sicht aus der Kabine. Da spielen DAF und Mercedes ihre Vorteile aus, weil die Konstrukteure einiges an Gehirnschmalz bei den Spiegelbefestigungen und der Verbesserung der Sichtfelder aufgewendet haben. Iveco hat sich nichts Besseres einfallen lassen, punktet aber nach wie vor als einziger Hersteller mit einer durchgehenden Elektrifizierung aller Spiegeleinstellungen. Schlusslicht ist in dem Fall Scania. Würden wir jedes Mal, wenn wir über vibrierende Scania-Spiegel und schlechte -Sichtfelder schreiben müssen, einen Euro bekommen, die ganze Redaktion könnte fürstlich zum Essen gehen ...
Einen echten Anachronismus erlaubt sich DAF mit den drei Scheibenwischern. Wenn dadurch das Sichtfeld bei Regen wenigstens größer würde. Nichts dergleichen! Die drei Wettbewerber bieten eindeutig den besseren Durchblick. Zudem haben es Iveco, Mercedes und Scania auch besser verstanden, die Waschdüsen in den Wischerarmen zu platzieren. Bei Schmuddelwetter dauert es beim DAF am längsten, bis man wieder freie Sicht hat. Wer dagegen am Parkplatz die Frontscheibe reinigen möchte, ist beim Scania am besten bedient. Er ist der Einzige mit breitem Aufstieg und vernünftigen Griffen. Alle anderen warten mit mehr oder weniger schlechten Kompromissen auf.
Bei der Innenraumklimatisierung ist es erneut der Mercedes, dem die Testerherzen zufliegen. Obwohl auch er manchmal Probleme hat, die Temperatur konstant zu halten. Der Scania zeigt Schwankungen aber noch deutlicher. Beim Iveco und DAF sind es laute Gebläse und teils unzureichende Luftverteilung mit Zuglufterscheinungen, die nicht gefallen.
In der Endabrechnung fällt es trotz der geäußerten Kritik gar nicht so leicht, einen Favoriten zu küren. Der Motor unseres Wunsch-LKW würde wohl von Scania oder Mercedes kommen. Das Getriebe von Mercedes oder DAF. Das Fahrwerk würden wir uns in Holland oder Italien anpassen lassen. Weil wir nach wie vor Retarder-Fans sind, überzeugt uns - wenn vorhanden - der leistungsfähige Wasserretarder des Mercedes. Er hat viel Power, ist am besten ins Bremsmanagement integriert und dennoch am leichtesten.
Stichwort Gewicht: Schwere Brocken sind sie alle! Mit ordentlich Tankvolumen, Fahrer und vielleicht noch Kipphydraulik steht meist eine "8" an der Tausender-Stelle. Einzig der Iveco hält noch ein vertretbares Maß.
Zum Thema Verbrauch bleibt zu sagen, dass unsere Ergebnisse nicht repräsentativ sind, weil wir mit zwei völlig jungfräulichen Fahrzeugen unterwegs waren. Echte Aussagen bekommen wir wohl erst beim nächsten Euro Truck Test Ende Juni.
Mit Euro 6 sind die Fahrzeuge aber nicht nur schwer, sondern auch extrem teuer geworden. Spitzenreiter ist Mercedes. Dass sich der neue Actros überhaupt an den Mann bringen lässt, liegt vor allem an hohen Restwerten bei Leasing-Kontrakten. Wer kauft, zahlt für den Stern 25.000 Euro (!) mehr als für einen Iveco.
Kein Wunder also, dass sich viele zurückhalten. Ein Trost bleibt: Wenn man ab 1. Januar Euro 6 kaufen muss, wird's zwar teuer, aber die Trucks sind echt gut!
TRUCKER-FAZIT DAF
Serie besser als die Prototypen
Das Kundenfahrzeug kann auf ganzer Linie überzeugen. Der Holländer fährt sich klasse, überzeugt mit seinem kräftigen Motor und das Getriebe zeigt sich besser denn je. Vor allem ist der neue XF extrem leise, sehr komfortabel und bietet auch mit Space Cab viel Platz. Defizite in der Ergonomie sind dem Alter des Konzeptes geschuldet und durchaus verschmerzbar.
+ antrittsstarker Motor; schnell schaltendes Getriebe; sauber arbeitende Kupplung; kräftige Zusatzmotorbremse; direkte Lenkung; gute Federungsabstimmung
- teils umständliche Bedienung von Getriebe, Bordcomputer und Assistenzsystemen; verwirrendes Multifunktionslenkrad
TRUCKER-FAZIT IVECO
Noch mehr Feinarbeit wäre nötig
70 Mio. Euro hat Iveco in Qualitätsverbesserungen des Madrider Werkes investiert. Davon merkt man beim Demo-Auto nicht viel. Fahrwerk, Lenkung und Motor arbeiten auf gewohnt hohem Niveau. Und der Fahrerplatz sieht jetzt richtig hochwertig aus. Trotzdem ist der Stralis, gelinde gesagt, eine Klapperkiste. Als Kunde würden wir so etwas nicht akzeptieren. Schade drum, denn eigentlich ist das Preis-/Leistungsverhältnis unschlagbar, der Stralis sparsam und zuverlässig!
+ Für den Hubraum kräftiger, vor allem genügsamer Motor; starke Turbomotorbremse; direkte Lenkung, gute Feder-Dämpfer-Abstimmung
- Schwächen in der Verarbeitung; wenig Stauraum; im Vergleich kleinste Kabine
TRUCKER-FAZIT MERCEDES
Der Neueste ist auch der Beste
Schon wieder mal hat der New Actros in einem Vergleichstest die Nase vorn. Doch im Wettbewerb der Serien-LKW fällt der Vorsprung nicht mehr ganz so groß aus. Seine Stärke liegt vor allem in seiner Ausgewogenheit. Er ist an kaum einer Stelle der Beste, aber er leistet sich auch keine Schwächen. Mercedes hat bei der Konzeption recht genau hingehört, was die Fahrer wollen und brauchen.
+ kräftiger, drehmomentstarker, sparsamer Motor; viel Stauraum, straffes, aber dennoch komfortables Fahrwerk, bequeme Betten, gelungener Fahrerplatz, hohes Sicherheitsniveau
- für eine Neuerscheinung zu schwer, zu weiche Kabinenfederung - nickt und schaukelt
TRUCKER-FAZIT SCANIA
Ist er jetzt alt oder ausgereift?
Fans werden sich auf "ausgereift" einigen, denn auch nach der Modellpflege ist er nicht wirklich runderneuert - allenfalls leicht geliftet. Nach wie vor zieht der Scania sein Flair aus drehmomentstarken Motoren, einem ausgezeichneten Fahrerplatz und der - inzwischen wieder - sehr guten Verarbeitung. Zudem waren die Schweden die ersten mit Euro 6, sind zuverlässig und sie können liefern!
+ höchstes Drehmoment seiner Leistungsklasse; gut mit dem Motor harmonierendes Getriebe; exzellente Betriebsbremsen mit guter Integration der verschleißfreien Bremssysteme; direkte Lenkung; gute Sitze
- sehr straffe Fahrwerksabstimmung; eingeschränkte Sichtverhältnisse (Zerrungen an der Scheibe, flatternde Spiegel); schmale Betten
TEST MIT KUNDENFAHRZEUGEN
Mit den km sinkt der Verbrauch
Zwei Dinge fallen besonders auf bei unserem ersten Euro-6-Vergleich: Die Kundenfahrzeuge zeigen so manchen Detailmangel - Klappern, Quietschen, aber auch andere Schaltstrategien - die wir von den Testfahrzeugen der LKW-Hersteller so nicht kennen. Außerdem zeigt sich mal wieder, dass ein LKW-Motor doch ein paar Kilometer auf dem Tacho haben muss, eher er halbwegs "frei" ist. Anders sind Verbrauchsdifferenzen von Scania (200 km) zu Mercedes (40.000 km) im Bereich von zehn Prozent nicht zu erklären.
ÜBERWIEGEND FALSCHE TRIPDATEN VOM COMPUTER
Aus unseren Tests wissen wir jedenfalls, dass die Hersteller inzwischen recht nahe beisammen liegen. Differenzen von 0,5 bis maximal einem Liter pro hundert Kilometer sind die Regel. Man darf den Verbrauchswerten (S. 36) also noch keine allzu große Bedeutung beimessen - zumal ohne Referenz und ohne Ermittlung des Adblue-Konsums, der Iveco mit "SCR only" verbraucht mehr davon - gemessen wurde. Sehr interessant übrigens: Ausnahmslos alle Bordrechner zeigen höhere Verbräuche, alle Tachos mehr Strecke, als tatsächlich zurückgelegt wurde!
TESTFAHRZEUGE VON DER "STANGE" UND VOM KUNDEN
Kooperation mit dem Leser!
Das sind unsere liebsten Storys! Fahrzeuge vom Leser, so richtig aus dem Leben, ungeschminkt und direkt ab Werk. Um solche Fahrzeuge zu bekommen, bedarf es Fahrzeughalter, die uns ihre Schmuckstücke überlassen. Deshalb an dieser Stelle herzlichen Dank an die Brüder Stamm für die Überlassung von Scania und Mercedes und dafür, dass sie uns auch während der Tests kräftig unterstützt haben. Auch Dank an Rainer Wullkotte, der noch nichtmal selbst mit seinem neuen DAF gefahren war und ihn uns trotzdem gab! Last but not least ein "Vergelt's Gott" an Iveco, die kurzfristig einen Stralis Hi-Way aus ihrem Demo-Pool zusteuerten.
TRUCKER-FAZIT
Die Wahl würde mir wirklich schwer fallen
Die Überraschung im Test ist für mich der DAF. Von den Prototypen beim Presselaunch in Spanien war ich nicht begeistert. Ganz anders jetzt das "echte" Auto. Ich denke, den werden die Fahrer weiterhin lieben. Beim Iveco ist es andersherum: Bei der Pressevorstellung machten die in Ulm gebauten Autos "bella figura". Jetzt scheint "spanische Mentalität" eingekehrt: Im Grunde genommen ein gutes Auto, hat er das "Klappern" nicht verdient! Ganz oben steht der Mercedes. Kein Wunder, er ist die neueste Konstruktion, durchdacht, komfortabel und sparsam. Der Scania punktet noch immer mit gutem Fahrerplatz, straffem Fahrwerk - wer's mag - und einem tollen Motor.
IVECO HI-WAY
Modell: Stralis 440 S 46 Hi-Way Euro 6
Hubraum: 11.100 cm³
PS (kW): 460 (338) bei 2100/min
Gew. (fahrfertig): 7400 kg, mit Retarder
Listenpreis (Testfzg.): 84.000,- (netto)
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DAF XF 410
Modell: DAF XF 410 Super Space Cab Euro 6
Hubraum: 12.900 cm³
PS (kW): 410 (302) bei 1425 - 1900/min
Gew. (fahrfertig): 7775 kg, mit Retarder
Kaufpreis (Testfzg.): 90.000,- (netto)
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MB ACTROS
Modell: MB Actros 1845 Big Space Euro 6
Hubraum: 12.800 cm³
PS (kW): 449 (330) bei 1400-1900/min
Gew. (fahrfertig): 7760 kg, ohne Retarder
Listenpreis (Testfzg.): 110.000,- (netto)
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SCANIA R 440
Modell: Scania R 440 Topline Euro 6
Hubraum: 12.700 cm³
PS (kW): 440 (324) bei 1900/min
Gew. (fahrfertig): 7600 kg, mit Retarder
Kaufpreis (Testfzg.): 101.000,- (netto)