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Neue SLT-Modelle: Leistung ist nicht alles

20.02.2014 08:00 Uhr
Neue SLT-Modelle: Leistung ist nicht alles
Doppelt besser: Actros für den Fernverkehrseinsatz und luftgefedert. Arocs mehr für Schlechtwege
© Foto: Daimler

Mit den SLT-Modellen bringt Mercedes Actros und jetzt auch Arocs für schwere Transportaufgaben. Auch bei 250 Tonnen Zuggesamtgewicht sollen 625 PS genügen.

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Knapp 16 Liter Hubraum und 625 PS im Arocs sind eine Macht auf der Baustelle. Wenn Mercedes aktuell die neue Schwerlastzugmaschine SLT mit identischer Power präsentiert, werden Leistungsfetischisten aber enttäuscht sein. Der Wettbewerb bietet 700 PS plus. Doch Mercedes weiß, dass Leistung nicht alles ist - zumal mehr als 150 Tonnen Zuggesamtgewicht auf deutschen Straßen kaum genehmigt werden.

Bei den SLT-Kabinen samt Interieur, Ausstattung und Fahrerplatz haben die Kunden die Wahl zwischen Actros- und Arocs-Fahrerhäusern. Was Motor, Getriebe und Rahmen angeht, bedient sich der SLT weitgehend beim Arocs.

Herzstück des neuen SLT ist der 15,6 Liter große OM 473-Reihensechszylinder in Euro 6. Mercedes liefert drei Leistungseinstellungen: 380 kW (517 PS), 425 kW (578 PS) sowie 460 kW (625 PS). Bereits die schwächste Version wartet mit einem maximalen Drehmoment von 2600 Nm auf. Der stärkste Antrieb bringt es auf 3000 Nm. Viel wichtiger: Bereits bei 800 Touren stehen bei allen drei Aggregaten 2500 Nm bereit. Das Einspritzsystem entspricht mit Common-Rail und X-Pulse-Druckverstärkung (max 2100 bar Einspritzdruck) gängiger Daimler-Technik. Als Besonderheit wartet der OM 473 mit Turbocompound-Technik auf. Dort gibt ein zweiter Lader sein Drehmoment via Übersetzung direkt an die Kurbelwelle ab.

WICHTIGER ALS PS? KRAFT AUF DIE STRASSE BRINGEN!

Diese Technik ist speziell im Schwerlasteinsatz sinnvoll und erlaubt anfahrstarke Motoren mit extrem hohem Drehmoment bei niedrigsten Drehzahlen. Der beim OM 473 breite nutzbare Drehmomentbereich erlaubt, Gänge länger zu halten. Das führt zu weniger Schaltungen, reduziert Zugkraftunterbrechungen und entlastet Kupplung und Getriebe. Bei den Schaltboxen setzt Mercedes im Schwertransport ebenfalls auf die Powershift-3- Schaltautomatisierung mit unsynchronisiertem 16-Gang-Klauengetriebe. Die Stuttgarter versprechen gegenüber dem Vorgänger-SLT um 20 Prozent verkürzte Schaltzeiten und eine präzisere und der Fahrsituation besser angepasste Gangwahl durch sensiblere Schaltsensorik. Die neue Getriebesteuerung erkennt jetzt Schubbetrieb im Gefälle und hält den eingelegten Gang. Die von Actros und Arocs bekannte Kriechfunktion bleibt erhalten und ermöglicht dem Fahrer leichtes Anfahren sowie präzises, feinfühliges Rangieren. Speziell auf den Schwertransport ausgelegte Zusatzfeatures erweitern das Handlungsspektrum. Etwa die Möglichkeit, schnell vom ersten in den Rückwärtsgang zu schalten.

VIER FAHRPROGRAMME FÜR ALLE DENKBAREN EINSÄTZE

Dem Fahrer stehen im neuen SLT vier Fahrprogramme zur Wahl: "Standard" unterstützt die wirtschaftliche Fahrweise. In "Manuell" kann der Fahrer die Gänge selbst wählen. Wählt der Fahrer "Power", arbeitet das System mit erhöhter Drehzahl und aktiviert Eco-Roll automatisch, wenn kein Drehmoment abgerufen wird. Bei der Auswahl von "Heavy" verändert Powershift 3 die Schaltpunktwahl hin zu mehr Schaltungsdynamik.

Bereits beim Vorgänger auf Basis Actros MP3 hat Mercedes die verschleißfreie Turbo-Retarder-Kupplung, eine vorerst exklusive Kooperation mit Voith, präsentiert. Die hat sich bewährt und kommt auch beim aktuellen Modell in weiterentwickelter Form zum Einsatz. Sie erlaubt maximale Belastbarkeit beim Anfahren und Rangieren mit besonders hohen Lastzuggesamtgewichten und Drehmomenten. Außerdem dient sie als Primärretarder. Die Hydrobremse des SLT wird unterstützt von einer Motorbremse, die dank großem Hubraum und Ventilsteuerung als optionale "High-Performance-Brake" bis zu 475 kW (646 PS) bietet und via Lenkstockhebel dreistufig zugesteuert wird.

Für adäquate Temperaturen in Motor und Turbo-Retarder-Kupplung sorgen große Kühlflächen im Kühlturm hinterm Fahrerhaus. Die Installation an der Kabinenrückwand trägt auch den bis zu 900 Liter großen Alu-Dieseltank, genug für eine Einsatznacht, wie Daimler verspricht. Trotz zerklüfteter Architektur gewährleistet eine aerodynamische Vollverkleidung niedrigen Luftwiderstand. Großzügig dimensionierte Wärmetauscher sorgen dafür, dass Leistung und Drehmoment auch bei lange andauernden Kriechfahrten und Rangiermanövern unter Höchstlast voll zur Verfügung stehen. Auf Kundenwunsch hat Mercedes die Hydrauliksysteme für Zugmaschine und Tieflader getrennt. Eine unerwünschte Ölvermischung ist demnach nicht mehr möglich.

Einsatzspezifisch lässt sich der neue SLT an Front und Heck mit verschiedenen Schwerlastkupplungen sowie unterschiedlichsten Sattelkupplungen ausrüsten, darunter eine Version mit Verschiebeeinrichtung sowie eine mit kardanischer Aufhängung. Ein neuer "Catwalk" hinter dem Fahrerhaus sowie begehbare Alu-Kotflügel für die Hinterachsen verschaffen dem Fahrer mehr Bewegungsfreiheit. Für Nutzer von Deichselanhängern lässt sich der SLT zur Steigerung der Zugleistung noch mit einer Ballastpritsche ausstatten.

Wählt der Kunde den Actros mit stets luftgefederten Vierbalg-Hinterachsen als Basisfahrzeug, kommt ein um 90 Millimeter (834 mm) breiterer und ebenfalls steiferer Rahmen aus Feinkornstahl mit acht Millimeter Rahmenstärke zum Einsatz. Eine breitere Spur in Kombination mit höherer Steifigkeit sollen Straßenlage und Fahrverhalten verbessern. Für Zug- und Schubeinsätze lässt sich vorn ein Anbaubock mit Schwerlastkupplung ordern. Optional gibt es auch fürs Heck einen Anhängebock. Nicht angetriebene Vorderachsen liefert Mercedes mit 7,5, 8,0 oder 9,0 Tonnen Tragfähigkeit. Grundsätzlich kommen Scheibenbremsen zum Einsatz.

ROBUSTE AP-ACHSEN FÜR MEHR BODENFREIHEIT

Bei den Antriebsachsen setzen die Stuttgarter auf Außenplaneten-Konstruktionen mit höherer Bodenfreiheit und zusätzlicher Untersetzung in der Radnabe. Bei den Drei- und Vierachsern kommen Tandemaggregate mit der vom Vorgänger bekannten Durchtriebsachse und 16 Tonnen Achslast zum Einsatz. Serienmäßig sind gewichtsoptimierte Parabelfedern mit vier oder fünf Blättern. Die neue, hydraulisch gelenkte Vorlaufachse ist luftgefedert und verfügt über eine Tragkraft von bis zu acht Tonnen. Durch automatische, stufenlose Regelung wird sie erst belastet, wenn die Vorderachse voll ausgelastet ist. Das sorgt für höhere Traktion und Fahrstabilität. Damit genügen dann auch "nur" 625 PS, um in allen Fällen des Schwertransportalltags gut voranzukommen.

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