In einer solch poppigen Farbe würde Scania heute wohl keinen Test-Lkw mehr lackieren. In den bunten 90er-Jahren traf grelles Pink dagegen die Geschmäcker, was erklärt, warum die Lackierer in Södertälje sogar dem V8-Motor einen pinkfarbenen Farbüberzug verpassten.
Vielleicht sollte der R 143/500 auch einfach besonders auffallen, schließlich war einiges neu an ihm. Zunächst einmal die Zahl 500 selbst. Sie wies auf die Anzahl der Pferdestärken hin, und die hatte Scania bei seinem Topmodell erst wenige Monate zuvor von 470 auf 500 gesteigert.
Im gleichen Zug änderte der Greif auch sein Aussehen. Um die Windschlüpfigkeit zu verbessern und damit dem Verbrauch den Kampf anzusagen, hatte der Hersteller sein 3er-Modell mit zahlreichen Kunststoffteilen geglättet. Hinter dem Namen Streamline - den Scania übrigens beim letzten Facelift des Nachfolgers 2013 erneut aufgriff - verbargen sich unter anderem heruntergezogene Einstiegsabdeckungen, abgerundete Fahrzeugkanten sowie seitliche Rahmenabdeckungen.
STETS SOUVERÄNE POWER - AUCH DANK HOHER DREHZAHLEN
1991 ebenfalls neu: die Einhaltung der ersten Schadstoffnorm Euro 1, die sich allerdings noch allein durch innermotorische Maßnahmen, wie höhere Einspritzdrücke, bewerkstelligen ließ. AdBlue und SCR-Kat waren deshalb vor 27 Jahren noch Fremdwörter ...
Unvorstellbar waren damals auch die Leistungen heutiger Powertrucks von über 700 PS. 1991 genügten noch 500 Pferde, um in der Top-Liga mitzuspielen. Wie eben der pinkfarbene Testwagen: "Der große Scania ist ein absolutes Fahrerauto", schwärmte der Tester, "souverän schwimmt man mit 40 Tonnen im Verkehr mit und hat jederzeit satte Power zur Verfügung!"
Selbst leichte Steigungen überwand der King ohne Rückschaltung und Tempoverlust. Dabei half ihm seine kurze Übersetzung, durch die im zwölften Gang aus heutiger Sicht aberwitzige 1450 Touren bei 85 km/h anlagen. Und als ob das nicht genug wäre, empfahl der mitgereiste Scania-Werksfahrer, das großvolumige Triebwerk vor ausgewachsenen Bergen per Rückschaltung um einen ganzen Gang auf 1900/min zu bringen.
Auf diese Weise ebnete der 143er zwar die Topografie der Teststrecke beeindruckend ein und absolvierte diese um vier km/h schneller als ein im Vorfeld getesteter 420er-Scania. Verbrauchsrekorde waren so aber nicht zu schaffen, sodass 33,7 l/100 km durch die 14,2 Liter Hubraum flossen. Ein Wert, mit dem der Power-Greif am Ende der oberen Skala kratzte. Allerdings ging das zu einem gewissen Prozentsatz auch aufs Konto der Euro-1-Norm, die innermotorische Schadstoffreinigung wirkte sich nicht eben positiv auf den Verbrauch aus.
DIE TOPLINE-KABINE BOT EHER BESCHEIDENE PLATZVERHÄLTNISSE
Nichts verändert hatten die Entwickler in Södertälje an den Maßen der Topline-Kabine, weshalb Scania-Fahrer noch bis zur Ablösung des 3er-Modells im Jahr 1995 mit eher bescheidenen Platzverhältnissen klarkommen mussten. Viele Konkurrenten, allen voran der Renault AE sowie die Hochdachkabine des MAN F 90, boten in diesem Punkt deutlich mehr.
Die Fans schien das nicht zu stören. Sie verwiesen stattdessen auf Details, die damals nur Scania zu bieten hatte. Wie den extremen Verstellbereich des Lenkrads.