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DAF setzt stärker auf Verteiler

24.07.2014 08:00 Uhr
DAF setzt stärker auf Verteiler
DAF erweitert die Modellpalette: Vom 12-Tonner-Komplettangebot über Müllwagen bis hin zum 8x2 mit drei Lenkachsen ist alles vertreten
© Foto: Gerhard Grünig

DAF kennen die meisten Kollegen als Sattelzugmaschinen. Fahrgestelle oder Baufahrzeuge sind eher selten. Mit einer breiteren Modellpalette wollen die Niederländer diese Situation jetzt wieder einmal ändern.

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DAF? Das ist in den meisten Fällen eine XF-Sattelzugmaschine im Fernverkehr. In Deutschland kommt noch das ein oder andere Wechselbrücken-Fahrgestell dazu.

Und dort legte DAF jetzt nach: Beim aktuellen 6x2 bekommt man künftig auch die Vorderachse luftgefedert und beide Federungen wurden im Hinblick auf Hubhöhe und Arbeitsgeschwindigkeit optimiert. Beim gefahrenen 6x2 mit 440 PS lassen sich dank 12 bar Systemdruck ziemlich schnell 280 Millimeter vorne und 285 Millimeter hinten an Höhe gewinnen. Der Motor passt hervorragend zu den im Wechselbrückenverkehr üblichen Tonnagen. Wie vom neuen großen DAF gewohnt, läuft er komfortabel und leise. Die automatisierte Schaltung mit Speed-Shift in den oberen Gängen und Eco-Roll passt zum gewichtsoptimierten Antrieb. Für den leichten Paketeinsatz wären sogar 400 PS überlegenswert. Allerdings gibt's die im XF nicht. Dafür offerieren die Niederländer jetzt BDF-Komplettlösungen ab Werk. Die eignen sich für Standard-Brücken bis 7,45 Meter Länge und 1320 Millimeter Abstellhöhe.

DER NIEDERLÄNDER LIEBT LIFT- UND LENKBARE VOR- UND NACHLAUFACHSEN

6x2-LKW-Fahrgestelle mit gelenkter Nachlaufachse gehören seit jeher zu den Spezialitäten aus Eindhoven. Wir haben uns für die nächste Testfahrt einen Müllsammler ausgesucht, weil der neben einer gelenkten Vorlaufachse die neu abgestimmte Sechsgang-Automatik von Allison bot. Der Automat wurde sehr gut auf den in diesem Fall 290 PS starken 10,8-Liter abgestimmt. Die Schaltpunkte liegen akkurat im grünen Bereich. Allison hat außerdem den Wandler deutlich optimiert. Mit weniger Wandlerbetrieb reduziert sich auch der Kraftstoff verbrauch. Statt wie früher beim Gas geben sofort den Wandler zu aktivieren, bleibt jetzt die Überbrückungskupplung geschlossen und der Triebstrang vertraut auf die Elastizität des Motors - was auch mit 26 Tonnen gut passt. Einziger Kritikpunkt ist die wenig gelungene Integration der Motorbremse. Zwar schaltet der Automat zurück, sobald der Fahrer Hebel oder Pedal betätigt. Trotzdem bleibt die Bremsleistung unerwartet niedrig!

DAF hat zu den Testfahrten in den Ardennen auch einen 6x4-Abroller mitgebracht. Die für Deutschland ungewohnte Auslegung erschien uns trotzdem interessant für einen kurzen Test, denn sie basiert auf einem 6x4-Kipperfahrgestell, auf das sich auch klassisch ein Dreiseitenkipper aufbauen ließe. Auffällig ist die Kurvenunwilligkeit. 4,55 Meter Radstand und zwei angetriebene Achsen wollen partout geradeaus fahren. Zudem zeigen sich relativ hohe Lenkkräfte. Den Dreiachser auf Kurs zu halten, erfordert Bizeps. Da könnten die Niederländer überlegen, ob sie nicht etwas ähnliches wie "Powersteering" verbauen, um dem Fahrer das Leben zu erleichtern. Mit 400 PS ist der 6x4 ausreichend motorisiert, wenn er überwiegend solo unterwegs ist. Als Abroller macht das Sinn, im Kipper mit Zweiachsanhänger dürfte es ruhig etwas mehr sein. Wobei auch in diesem Fall 440 PS und MX 11 genügen sollten.

Immerhin ist der 10,8-Liter 200 Kilogramm leichter als ein Kipper mit MX 13. Speziell im Kipper wär' es schön, wenn DAF einen Kriechmodus spendieren würde. Der erleichtert häufiges Rangieren doch enorm. Beim Anfahren in Steigungen knallt die Kupplung bei den ersten beiden Schaltvorgängen merklich. Die folgenden Gangwechsel fallen dann ziemlich langsam aus, weshalb man Gang für Gang jede Schaltung "auskosten" darf ...

Grundsätzlich ist die Variantenzahl im aktuellen Produktportfolio deutlich gewachsen. Abhängig vom Grundmodell offeriert DAF die 4x2 jetzt mit Radständen von 3,80 bis 6,90 m. Die 6x2 mit Nachlaufachse verfügen über eine 7,5-Tonnen- (Typ FAR) bzw. eine Zehntonnen- (Typ FAS) Nachlaufachse und werden mit Radständen von 4,20 bis 5,90 Metern angeboten. Der FAN mit gelenkter Nachlaufachse bleibt im Programm. DAF brachte ein solches Fahrzeug mit für Deutschland ungewöhnlich langem Radstand mit. Dadurch geht zwar viel Wendigkeit verloren, dafür schwenkt das Heck in Kurven unkritischer aus. Die typisch niederländische Auslegung hat allerdings ein Problem mit der hohen Vorderachslast. Wer so konfiguriert, sollte auf jeden Fall eine Neuntonnen-Achse einbauen lassen.

BREITES SPEKTRUM AN VIERACHSERN - ABER KEINE ALLRADMODELLE

Serienmäßig bei den robusten 8x4 der FAD-Reihe ist jetzt die so genannte 8-Stangen-Tandemaufhängung mit Außenplanetengetriebe. Speziell fürs Bausegment hob DAF die 8x4- und 6x4-Modelle der "Construction"-Reihe ins Programm. Die Verwendung gerader Achsen ermöglicht einen Böschungswinkel von 25 Grad und 40 Zentimeter Bodenfreiheit.

Neu in der CF-Palette sind 8x2 mit zwei gelenkten Vorderachsen mit acht oder neun Tonnen Tragkraft sowie eine Antriebsachse mit zwillingsbereifter Nachlaufachse (FAC) bzw. einfach bereifter und gelenkter Nachlaufachse (FAX).

Schon mit Euro 5 hatte DAF den FAQ mit Tridem-Achse aus einer gelenkten, liftbaren Achttonnen-Vorlaufachse, einer angetriebenen 13-Tonnen-Hinterachse sowie einer gelenkten, liftbaren 7,5-Tonnen-Nachlaufachse. Bereits in früheren Fahrtests konnte dieser Vierachser durch überragende Wendigkeit glänzen. Technisch bietet er bis zu 36 Tonnen Gesamtgewicht. Neben den neuen und verbesserten Fahrgestellvarianten ist DAF um mehr Aufbauerfreundlichkeit bemüht. SCR-Einheit und Rußpartikelfilter sind variabel anbaubar. Der Adblue-Tank findet je nach Bedarf auch unter dem Fahrerhaus Platz. Bei den Fernverkehrsfahrzeugen stehen auch bei ausgefallenen Achskonfigurationen bis zu 1200 Tankvolumen und Platz für Kompressoren oder ähnliches zur Verfügung.

LEYLAND GEHT JETZT MIT EINEM AEROKOFFER UNTER DIE AUFBAUER

Wieder aufgelegt haben die Niederländer die Komplettlösung des LF mit britischem Aero-Kofferaufbau und Dhollandia Ladebordwand. DAF wirbt mit dem kleinsten Wendekreis im Segment. Tatsächlich überzeugt der gefahrene LF 210 durch Wendigkeit und Agilität. Allerdings macht sich bei Längsrillen in der Fahrbahn eine gewisse Tendenz zum Schwimmen bemerkbar und auf schlechten Straßen zeigt sich das Fahrwerk etwas unterdämpft. Die jetzt bestellbare automatisierte Sechsgang-Schaltung macht einen guten Job. Gott sei Dank, denn manuell über die auf der Mittelkonsole angeordneten Schalttasten einzugreifen macht keinen Spaß. Die via Lenkradtaste zuschaltbare Motorbremse kann man sich getrost schenken. Außer ein wenig mehr Lärm passiert nicht viel.

Da soll der neue strömungsoptimierte Kofferaufbau schon mehr bringen. DAF spricht von acht Prozent Verbesserung im Verbrauch! Den Aufbau fertigt das Leyland-Werk, in dem alle LF entstehen, mit 6,75 oder 7,05 Meter Länge für 16 oder 17 Europaletten. Trotz Ladebordwand liegt die Nutzlast bei 1500 Kilogramm.

Alles in allem ist DAF mit den neuen Modellen gut gerüstet in Segmenten zu wildern, die bislang der Wettbewerb bestellt. Gern dürfen dort künftig etwas mehr Kollegen einen DAF lenken.

Denn die Niederländer können eben auch anders!

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