Wenn die Sportler am Abend zum Après-Ski auf der Breitfußalm zusammenkommen, haben Michael Neureiter und sein Tatra Phoenix 8x8 ihren Job erfolgreich erledigt - Gepäck und Getränke warten auf die Gäste. Die Alm liegt auf 1740 Metern Höhe in Saalbach-Hinterglemm im Salzburger Land direkt an der Skipiste des Zwölferkogels.
Bis vor einiger Zeit wurden die Versorgung der Skihütte und der Gepäcktransport für das angeschlossene Jugendhotel mittels Seilbahn und Pistengeräten durchgeführt. Aus Sicherheitsgründen verzichten die Verantwortlichen aber während der Pistenöffnungszeiten weitgehend auf diese Fahrten. Die Touren hat die ortsansässige Firma Josef Neureiter Transporte und Erdbau übernommen. Michael, Jahrgang 91, ist Juniorchef des 1989 von seinem Vater Josef gegründeten Unternehmens.
DER PHOENIX LÖST DEN GINAF AB UND LÄSST SICH EINFACH UMRÜSTEN
Während sich der Vater um den Bereich Erdarbeiten kümmert, ist Michael für die Transportaktivitäten mit vier Lkw verantwortlich. Verantwortlich heißt: Er fährt selbst. Wichtige Entscheidungen treffen die Neureiters gemeinsam. Unterstützt wird die Familie von elf Mitarbeitern von denen neben Michael drei als Fahrer arbeiten. "Ich bin tagsüber meist mit dem Lkw unterwegs. In dem erledige ich auch das Tagesgeschäft rund um den Transport", sagt Michael Neureiter. Zudem kümmert er sich um die eigene Werkstatt, in der die Neureiters neben den Lkw auch ihre zehn Bagger warten.
Der Tatra Phoenix 8x8 hat im vergangenen Spätsommer einen Ginaf 6x6 abgelöst. Durch ein Schnellwechselsystem kann der Tatra als Hakengerät mit Abrollbehältern oder als Zweiseiten-Gesteinskipper eingesetzt werden. Der Umbau lässt sich mit überschaubarem Personalund Materialeinsatz erledigen.
Im Tal werden spezielle, gemeinsam mit den Hinterglemmer Bergbahnen entwickelte Wechselbehälter beladen und auf den Haken genommen. Kettenbewährt und mit Allrad geht es auf schneeglatten Waldwegen bis kurz vor die Hütte. Der Clou an den Containern sind Kufen und eine spezielle Anhängevorrichtung für Pistenraupen. Denn bereits 200 Meter vor der Hütte setzt Neureiter die Behälter ab. Eine Pistenraupe rangiert dort rückwärts an die Anhängevorrichtung und zieht die Container wie einen Schlitten über die Skipiste zur Hütte.
Die Tour ist zwischen sieben und acht Kilometer lang - über die Hälfte Bergstrecken mit zum Teil knackigen Steigungen. "Die Fahrzeit inklusive Beladen und Umcontainern variiert je nach Witterung und kann daher sehr unterschiedlich ausfallen", sagt Neureiter. Gute Bedingungen sind minus 10 bis 20 Grad und eine feste Schneedecke auf den Wegen. Übel sind frischer Schneefall und um die null Grad. "Der Schnee ist dann rutschig und verfüllt das Reifenprofil. Bei solchen Bedingungen brauche ich nicht nur an den Lenkachsen Ketten, sondern auf allen Rädern." Liegen geblieben ist Neureiter trotz schwieriger Bedingungen bislang nicht: "Aber manchmal muss ich ein paar Meter zurück, um für den nächsten Anstieg noch mal Schwung zu holen." Oder es braucht einen Stopp für zusätzliche Schneeketten.
AUF DER SKIPISTE KOMMT AUCH DER 8X8 AN SEINE GRENZEN
Die letzten 200 Meter zur Hütte sind auch für den tschechischen Allrad-Lkw mit seinem Zentralrohrrahmen zu heftig. Während auf den Wegen die 15 bis 20 Zentimeter dicke Schneedecke komplett durchfriert und einen festen Untergrund zum Fahren bildet, ist die Lage auf der zu querenden Piste anders. Über anderthalb Meter türmt sich dort der Schnee. "Der wird nie so kompakt wie auf den Wegen. Mein Lkw würde einsinken und aufsitzen. Da helfen weder Ketten noch Allrad", erklärt der Juniorchef.
Neben Ketten und Allrad steht Neureiter in seinem Handschalter mit Untersetzungsgetriebe bei Glätte noch ein weiterer Helfer zur Verfügung. Die zweite Achse verfügt über ein System zur Entlastung. So lässt sich bei Bedarf der Bodendruck auf der ersten Achse erhöhen. Derart gerüstet, bleibt dem Chauffeur auf seiner Fahrt Richtung Skihütte auch mal die Zeit für einen Blick auf das Hochwild entlang seiner winterlichen Route, die anderen als Urlaubsziel dient.