Mist, schon wieder vorbei! Dabei dachte ich, diesmal den übergroßen Kunststoffball mittig getroffen zu haben, sodass er durch das enge Holztor rollt und ich endlich Punkte bekomme. Also schnell den Rückwärtsgang des kommunalorangefarbenen Unimog U 323 einlegen über die aus dem Actros bekannte Schaltmuffe. Und dann erneut versuchen, mit der übergroßen Lanze, die an der vorderen Anbauplatte des Mogs montiert ist, den Ball endlich im richtigen Winkel zu erwischen.
Unimog, das ist bekanntlich die Abkürzung für Universal-Motor-Gerät. Was so viel heißt wie "ein Lkw, der (fast) alles kann" - eben auch als Wettkampfgerät fungieren. So wie bei der Unimog-Challenge, die Mercedes jüngst ausrichtete und an deren Herausforderungen ich mich soeben versuche. Selbstredend außer Konkurrenz, worüber ich schon nach der ersten Übung nicht unfroh bin.
Zwar schaffe ich es dann doch noch, die Kugel beim "Billard" einige Male einzulochen. Aber eben doch deutlich weniger als der Beste der allesamt Unimog-erfahrenen Teilnehmer: Der erzielte in den sieben Minuten nicht weniger als 21 Treffer!
Ebenfalls Neuland für mich ist die sogenannte Balldusche, die als nächste Prüfung folgt. Hier kommt es weniger auf fahrerisches Geschick als vielmehr auf Gefühl in der linken Hand an. Denn die bedient den Joystick für den hydraulischen Gießarm. Der ist mit dem Wassertank auf der Ladefläche eines U 423 verbunden. Die Aufgabe: Mit dem an der Spitze des Arms montierten Duschkopf - eigentlich zum Bewässern von Blumenbeeten gedacht - müssen nacheinander auf Zeit fünf überdimensionale Weizenbiergläser mit Wasser befüllt werden. Natürlich ohne die Gläser dabei umzuwerfen und ohne, dass sie überlaufen. Trotz der für mich ungewohnten Technik ein vergleichsweise einfacher Job, auch wenn ich auf die Profis natürlich weiter Zeit einbüße.
BEIM WENDEN KOMMT ES AUF JEDEN ZENTIMETER
AN Dann doch lieber fahren oder besser gesagt, rangieren. Im sogenannten Wendehammer gilt es, einen Unimog-Geräteträger auf einer 6,5 x 6,5 Meter kleinen Fläche zu wenden. Erste Erkenntnis: Dank der optionalen Allradlenkung dreht dieser Mog wirklich fast auf der Stelle. Trotzdem muss ich die Pylonen vorne und im Spiegel genau im Auge behalten und den Abstand genau abschätzen, um bloß keinen umzustoßen, denn das wird mit Strafsekunden geahndet.
Andererseits benötige ich aber jeden Millimeter Platz, will ich nicht zu viel Zeit verlieren. "Beim Einfahren auf die Fläche unbedingt bis ganz nach vorne durchfahren. Sonst hast Du zum Rangieren am Ende keinen Platz mehr und hängst fest", hatte mich der Mercedes-Fahrtrainer doch extra noch vorgewarnt! Leider habe ich den gut gemeinten Rat nicht entsprechend beherzigt. Weshalb ich zwei zusätzliche Rangierzüge einschieben muss und ein Pylon wird leider Opfer des linken Hinterrads.
RINDENMULCH MUSS PER FRONTLADER IN DIE KISTE
Abhaken und zur nächsten Aufgabe. Die heißt "4 gewinnt" und verspricht besonders viel Spaß zu machen. Auch wenn ich vorher noch nie mit einem hydraulischen Frontlader gearbeitet habe - von meinen damaligen Spielzeugbaggern in der Sandkiste abgesehen ...
Mit der Schaufel gilt es, eine auf gut 2,50 Meter Höhe befestigte Holzkiste möglichst schnell mit Rindenmulch zu befüllen, bis sie gleichmäßig voll ist. Die intuitive und feinfühlig reagierende Joystick-Bedienung des Frontladers habe ich schnell verinnerlicht. Umso schwieriger ist es jedoch, den Abstand zur Kiste aus der Kabine heraus richtig einzuschätzen. Von der ersten Schaufel Rindenmulch fällt dann auch gut die Hälfte auf den Boden.
Umstieg in den hochgeländegängigen Mog für die letzte Prüfung, "Wasserträger" genannt. Die Tugend hier: Geduld. Zwar geht es ebenfalls um eine möglichst niedrige Gesamtzeit. Dennoch muss man sich zurückhalten, denn auf der Ladefläche des hochgeländegängigen Unimog U 4023 ist ein oben offener, prall mit Wasser gefüllter Container verzurrt. Davon gilt es wenig zu verschütten, während ich den Gelände-Lkw über einen Haufen ausgelegter Baumstämme bugsiere. Und keinesfalls darf die auf der Oberfläche schwimmende Plastikente herausgeschleudert werden! Das würde zusätzliche Strafsekunden auf die Gesamtzeit bedeuten.
DER SIEGER IST AM ENDE DEUTLICH SCHNELLER
Für mich und den Mog mit seinen gewaltigen Schraubenfedern sind die Stämme lediglich eine kleine Herausforderung. Allerdings fehlen trotz sanftem Gasfuß am Ende doch einige Liter Wasser im Container. Macht nichts, dabei sein ist bekanntlich nicht nur im olympischen Jahr alles. Und riesigen Spaß hat's obendrein gemacht.
Gesamtsieger wurde übrigens Jürgen Werner aus Alheim. Mit einer Gesamtzeit von nur 8:49 Minuten war er deutlich schneller als ich. Deshalb meinen herzlichen Glückwunsch und Respekt!