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Showtruck: Rotkäppchen fährt Sisu Polar V8

08.04.2013 08:00 Uhr
Showtruck: Rotkäppchen fährt Sisu Polar V8
Kaarlo Rundgren ist stolz auf seinen Traumtruck
© Foto: Richard Kienberger

Der tanzt mit dem Wolf: Finne Kaarlo Rundgren wählte Motive aus Grimms Rotkäppchen-Geschichte, um seinen Sisu Polar V8 zu einem fabelhaften Gespann zu machen.

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Leider war die "1" nicht mehr frei - sonst wäre Kaarlo Rundgrens Idee gut aufgegangen. SUS-I wollte der Unternehmer aus Westfinnland als Nummernschild auf seinem neuen Schmuckstück haben. Also Susi auf dem Sisu. Was für alle Nichtfinnen allenfalls ein lustiges Wortspiel ist, hat für die Kenner der Sprache eine tiefere Bedeutung. Denn Susi ist das finnische Wort für Wolf.

Mit dem mythischen Raubtier hat es in diesem Fall eine besondere Bewandtnis: Rundgrens neuer Truck ist mit Motiven aus dem Märchen "Rotkäppchen" bemalt. Zur Überschrift dieser Geschichte aus der Sammlung der Gebrüder Grimm gehört ja noch der Zusatz "... und der böse Wolf". Notgedrungen nahm Rundgren die II (11) als Zahl, zumindest die finnischen Besucher der Truck-Shows, auf denen sich Kaarlo mit seinem Holzlaster sehen lässt, wissen, was mit SUS-II im Prinzip gemeint ist.

Auf die Idee mit dem Märchenmotiv brachte Rundgren sein Airbrusher Mika Jefremoff (siehe Kasten). Beim gemeinsamen Besuch eines Truck Festivals beratschlagten die Beiden, mit welchen Bildern der neue Sisu besprüht werden könnte. Als das Stichwort Rotkäppchen - auf finnisch Punahilkka - fiel, musste Kaarlo nicht lang überlegen: Hilkka ist der Vorname seiner Frau. "Der böse Wolf, das bin dann wohl ich. Aber wer die Großmutter sein könnte, ist uns bis jetzt nicht eingefallen," feixt der Airbrush-Fan.

ABRÄUMER AUF DEN NORDISCHEN FESTIVALS

Bei Publikum und Juroren kommt der rote Märchenlaster gut an. Im vergangenen Jahr bestellte Rundgren seinen neuen Sisu Polar mit V8-Motor und Powershift-Getriebe. Gerade noch rechtzeitig vor dem wichtigsten Schaulaufen in seiner Heimat wurde der Holztransporter fertig. Beim Power Truck Festival in Alahärmä belegte Rotkäppchen prompt den ersten Rang in der Kategorie Timber Trucks. In der gleichen Klasse wurde Rundgren wenig später bei der Nordic Trophy im schwedischen Jönköping Zweiter, zudem wählten ihn dort die Besucher in der Publikumswertung, in der nicht nach Klassen unterschieden wird, auf Rang drei. Außerdem gewann er bei der Leserwahl der finnischen Fachzeitschrift Ajolinnja; dafür gibt's traditionell ein LKW-taugliches, in Finnland sehr beliebtes Reinigungsgerät von Kärcher.

Mit diesen Erfolgen vergrößerte sich die ansehnliche Pokalsammlung, die der Unternehmer im Eingangsbereich seines Hauses stehen hat, um weitere Trophäen. Die anderen sammelte er mit Punahilkkas Vorgängern sowie dem Mercedes Vito, der für alle möglichen Aufgaben gebraucht wird. Auf die stummelige Motorhaube des Vito hat Airbrusher Jefremoff das Markenzeichen Rundgrens gesprüht: einen schwarzen Cowboyhut. Keinen in großspurigem Texasformat, sondern ein Modell, das auch zum Arbeiten im Truck taugt.

Den hat der Transporteur anscheinend immer auf - auch im Winter bei 30 Grad Minus? Auch da, bestätigt Rundgren. Nur wenn er sich bei derartigen Temperaturen länger im Freien aufhalten muss, zum Beispiel für Reparaturen oder Servicearbeiten, tauscht er das Modell mit Krempe gegen eine Winterkappe mit Ohrenschützern.

MEMORIAL-SISU: FÜR DEN VERSTORBENEN FREUND

In der Ahnengalerie von Rotkäppchen steht 2004 der Pink Panther, etliche Jahre davor hatte Rundgren seinem Freund Mika Myllylä einen Truck gewidmet. Myllylä war einer der erfolgreichsten finnischen Skilangläufer, der bei Weltmeisterschaften und olympischen Spielen zahlreiche Titel sammelte. 2001 flog das halbe finnische Team als gedopt auf und wurde zunächst gesperrt. Nach dem Skandal und mäßig erfolgreichem Comeback fand Myllylä nicht mehr zurück in ein normales Leben, wurde zum schweren Alkoholiker und starb 2011 mit nur 41 Jahren. Weil Rundgren den Sportler trotzdem immer als Freund betrachtet hat, ist es für ihn nichts Besonderes, den alten Sisu weiter zu fahren - und im Winter die Langlaufski des gefallenen Helden, von denen Rundgren zwei Paar vor der Haustüre stehen hat. Zwei Millionen Kilometer hat der Oldie aus der alten E-Baureihe inzwischen auf dem Tacho, ohne größere Probleme. Mit der neuen Perle im Fuhrpark arbeite er noch nicht jeden Tag, erzählt Rundgren. Hinterher wird er gestehen, dass unsere Fotofahrt die erste "richtige" Tour in den Wald war - zuvor wurden Rotkäppchen die Holzbündel eher schonend auf einem Umschlagplatz am Güterbahnhof Pello aufgeladen. Der Grund für das Schonprogramm findet sich in den Regularien der Nordic Trophy. Aufgrund seiner guten Platzierungen müsse er auch in diesem Jahr mit Punahilkka in Jönköping antreten, erzählt Rundgren. Für das Schaulaufen der Top-Laster aus dem Norden Europas soll der Timber Truck top in Form sein - bei der harten Arbeit im Wald ist es oft schwierig, Kratzer und Gebrauchsspuren zu vermeiden. Kein Holztrucker kann es sich leisten, jeden herunterhängenden Ast so hinzurichten, dass der schöne Lack nicht touchiert wird.

IM KIESTRANSPORT MIT KIPPBRÜCKE EINSETZBAR

Weil die Konkurrenz unter den Holztransporteuren groß und die Ladungen wegen gesunkener Nachfrage zurückgingen, hat Kaarlo Rundgren seinen neuen Truck als vielseitig einsetzbares Arbeitsgerät geordert. Wann immer kein Holz zu fahren ist, baut er Rungen und Ladekran ab und setzt kurzerhand eine Kippbrücke für den Kiestransport auf das massive Chassis. Derartige Lösungen sind eine Spezialität des nordeuropäischen Kleinserienherstellers, die Kunden wie Rundgren zu schätzen wissen: "Der Truck kommt fertig zum Arbeiten aus dem Werk. Da braucht es keine großen Umbauten mehr, man kann damit sofort loslegen."

Nachdem Sisu bei Einführung der Euro-5-Triebwerke mit der verkorksten Acert-Technik von Caterpillar ins Schleudern geraten war, herrscht an dieser Front jetzt Ruhe, dank Daimler-Technik. Vor einigen Jahren waren finnische Holztrucker stolz auf ihre 630-PS-Boliden - jetzt sind sie mit acht Zylindern und 550 zuverlässigen Benz-PS glücklich. Die reichen für die 60-Tonnen-Züge und sind angesichts der Treibstoffpreise (im Februar 2013: 1,50-1,60 Euro/Liter Diesel) sicher die vernünftigere Wahl.

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