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Reportage: Spezialtransporteure

31.10.2019 10:45 Uhr | Lesezeit: 6 min
Aufmacher GSG Spedition
Wem das spanisch vorkommt, der irrt nicht: Auch westlich von Gallien liefern die Schwaben
© Foto: GSG/Zimmermann, Vogt-Möbs/TRUCKER

Chef Steffen Deroni und das GSG-Team transportieren gerne Ungewöhnliches und Überbreites – Pistenbullis durch das sonnige Spanien zum Beispiel.

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Wie jeden Montagmorgen ist Fahrerin Dagmar Sildatke gegen vier Uhr als Erste los – um ihre Ladung bei Papierhersteller Palm in Aalen zu laden und die 2,50 Meter hohen Rollen dann ins rheinland-pfälzische Wörth oder aber hoch nach Andernach zu bringen. Sie ist Fahrerin bei der Gosbacher Speditionsgesellschaft, kurz GSG, in Bad Ditzenbach. Das Unternehmen mit Sitz am Fuße der Schwäbischen Alb, wo der Drackensteiner Hang sich die A 8 gen Süden hochschlängelt, hat Geschäftsführer Steffen Deroni vor rund zwölf Jahren gemeinsam mit einem Kompagnon gegründet.

Der Auflieger von Dagmars Mercedes Actros hat – logischerweise – Jolodaschienen, mit denen die gut drei Tonnen schweren Rollen problemlos hochkant geladen werden. Acht bis neun in einer Reihe, manchmal auch bis zu elf, die die Fahrerin dann versetzt stehend mit dem Schlitten laden muss. Sie ist schon seit acht Jahren bei der Schwabentruppe, besitzt seit dem Jahr 2009 ihren CE-Schein und nimmt mit diesen kurzen Touren, die sie auf eigenen Wunsch fährt, eine Art Sonderstellung im Fahrerteam ein.

Ziel erreicht: Nische perfekt besetzen und weiter ausbauen

Thumbs up: So sieht sich die Kerntruppe der Bad Ditzenbacher Transportlogistiker. Die Zielscheibe im Logo zeugt von Geradlinigkeit und Zielbewusstsein – das wissen auch die Kunden
© Foto: GSG/Zimmermann, Vogt-Möbs/TRUCKER

Denn die Nische, für die sich Chef Deroni und sein Kompagnon einst entschieden haben und die sie peu à peu ausbauen konnten, sind Maschinen-Ferntransporte. Dafür sind Erfahrung, Fingerspitzengefühl, und vor allem Durchhaltevermögen notwendig – nicht allein wegen der Überbreite der Auflieger, sondern auch wegen der enormen Gewichte und diffizilen Ladungsverteilungen.

Während Dagmar jeden Freitag auf den Hof einfährt, um Papiere zu holen, AdBlue nachzutanken sowie an der Maschine Reinigungs- und Wartungsarbeiten durchzuführen, sind die meisten der anderen Fahrer irgendwo im europäischen Ausland auf der Piste, auf einer Fähre oder beim Laden mit Kran oder per Auffahrrampe.


"Die Tour mit dem Showtruck war echt ein Abenteuer"

Bernhard Hohnecker, Fahrer


Mit Maschinen kreuz und quer durch ganz Europa kurven

Gute Nerven brauchten die GSG-Fahrer, um Maschinenteile passgenau aufzuladen und mehrere Tausend Kilometer über Land und Meer beim Kunden abzuladen. Auch Uwe und Günnie haben die. Die zwei langjährigen Fahrer sind gerade eben von einer Südeuropa-Tour zurück, bei der sie allerhand schweres Testgerät aus Immenstaad über Ancona zum Airbus-Stützpunkt nach Kreta transportieren mussten. Zuvor, im Mai, ging es für Uwe erst einmal in den Norden, ins nordirische Craigavon Portadown, um dort landwirtschaftliche Maschinen auszuliefern. Dann führte seine Tour über Belfast „back to base“. Auch Fahrer Mike fährt häufig auf die grüne Insel – etwa, um im mittelenglischen Rochester bei Hersteller JCB Radlader abzuholen. Zwei hatte er jüngst in Staffordshire inmitten der Midlands von England für deutsche Kunden dort geladen.

Schwedische Gardine: Als jüngster Zugang kann der Meusburger Vierachser 29,2 Tonnen zuladen
© Foto: GSG/Zimmermann, Vogt-Möbs/TRUCKER

Einen ungwöhnlichen Einsatz hatte er auch im März: Da sollte sein Truck nach Spanien – mit zwei Pistenbullis, die in den katalanischen Pyrenäen künftig für perfekte Schneeverhältnisse sorgen sollten. Und während es hier krachend kalt war, kurvte Uwe durch Südspanien. Trotz strahlenden Sonnescheins, so berichtet er, war das kein Honigschlecken – Fahrerkollege Hohnecker hatte beim Abladen des mächtigen Kranauslegers in Arganda mitgeholfen, den die beiden einige Tage zuvor im Ehinger Liebherr-Werk abgeholt hatten. Hohnecker, reisefreudiger Süßener und seit er 34 Jahre alt ist, hinterm Lkw-Steuer, durfte kürzlich für den langjährigen GSG-Kunden Peri auf Jubiläumstour gehen. „Diesmal musste er keine Gerüste liefern, sondern brachte die Hauptattraktion zu allen Festveranstaltungen der Peri-Niederlassungen – Bühne, Band und Schankanlage – und konnte mitfeiern und Leute kennenlernen“, sagte GSG-Boss Steffen.

Werden Lagerbestände gesichtet, hat Sven in Schorndorf viel Arbeit
© Foto: GSG/Zimmermann, Vogt-Möbs/TRUCKER

Neben europaweiten Transporten übernimmt GSG auch schon seit Jahren Aufgaben moderner Logistik – als Partner der Raumtechnik Messebau & Event Services GmbH. Der alteingesessene Dienstleister wurde vor rund 70 Jahren von einer Stuttgarter Agentur für Werbetechnik als ehemaliger Handwerksbetrieb für Werbebauten gegründet. Weil das Logistikgeschäft brummt, wurden dann im vergangenen Jahr kleinere GSG-Lager aufgelöst, als im Remstal ein 7000 Quadratmeter großes Lager frei wurde. Ralf Zimmermann hat dort seit März die Leitung übernommen, Sven Löckle, dessen Frau in Gosbach die Buchhaltung in Ordnung hält, hat dort mit seinem Drei-Tonnen-Stapler das Material im Griff. „Gerade vor Messen wollen Lagerkunden ihre eingelagerte Ware sichten“, erklärt er. Auf dem ehemaligen Bauknecht-Gelände gibt es auch einen-Zehn-Tonnen-Hallenkran, in Gosbach ein Hochregal mit bis zu 150 Palettenstellplätzen. Am Standort Schorndorf kann GSG auch beheizbare Lagerflächen anbieten.


"Meine Papierrollen sind immer bestens gesichert"

Dagmar Sildatke, Fahrerin


Für den Kunden auf Jubiläumstour ...

Mobile Actros-Bühne: Die Peri-Band spielte in ganz Europa auf
© Foto: GSG/Zimmermann, Vogt-Möbs/TRUCKER

... ging der Süßener GSG-Fahrer Bernd Hohnecker direkt nach der Münchener Bauma: Dort wurde als „Überraschungsgast“ der modifizierte Actros zum 50. Firmenjubiläum des weltweit agierenden Schalungs- und Gerüstsystembauers Peri vorgestellt und auf Geburtstagsparty-Tour geschickt. Der Aufbau besteht aus einem präparierten Seecontainer, der mit LED-Videoleinwand, Schankanlage und Showbühne ausgestattet wurde. Alle Wände sind hdyraulisch ausfahrbar. Neben dem Stromgenerator und der automatisch nachführenden SAT-Anlage war für den Fahrer die hochwertige Inneneinrichtung wichtig. Auf 36.000 Kilometer fuhr Hohnecker 42 Peri-Niederlassungen in Europa an.


Fünf Fragen an den Chef:

Was sollen Fahrer mitbringen, die sich bei Ihnen bewerben?

Engagement und Leidenschaft. Nur so kann man den Job auf Dauer auch bewerkstelligen. Das Auftreten beim Kunden ist ebenso wichtig, da bei uns der direkte Kontakt ja schwerpunktmäßig durch den Fahrer entsteht. Man könnte sagen, wir haben „Vertriebler“ auf den Autos.

Sind die Fahrer denn am Wochenende zu Hause?

Wir haben verschiedene Modelle: Da sind feste Montag-bis-Freitag-Touren, ebenso haben wir ein sogenanntes 3/1-System – drei Wochen Fahren und dann eine Woche zu Hause. Der Großteil unser Fahrer ist aber im freien Verkehr unterwegs, das heißt, die Fahrer sind nach Rücksprache mehrwöchig unterwegs.

Aufträge wie die PERI-Tour sind wohl Ausnahmen. Gab es schon mal etwas Ähnliches?

Da wir viel im Messe- und Eventbereich tätig sind, haben wir in den letzten Jahren einige Roadshows und Events organisiert und durchgeführt, aber nicht über einen so langen Zeitraum.

Was liefert ihr am häufigsten?

Schwerpunkte sind Maschinentransporte unter Plane mit bis zu fünf Metern Breite und 3,6 Metern Höhe sowie Transporte für Messen und Events. Die letzten Monate waren Lieferungen von und nach Spanien und Skandinavien stark frequentiert. Aktuell schwächelt die UK-Auftragslage aufgrund des ungeklärten Brexitdilemmas.

Lehnt GSG auch Aufträge ab?

Für langjährige Kunden, mit denen wir stets einen engen Kontakt pflegen, werden wir immer eine Lösung finden, um Anforderungen zu meistern. Ein Nein wird es nicht geben, solange es fair zugeht und im Team funktioniert. Wir setzen seit jeher auf Qualität, der Billigste wollten wir noch nie werden.

Autor: GV



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