Auch Mike möchte keine andere Lkw-Marke mehr fahren. Im internationalen Fernverkehr ist er normalerweise zwei oder drei Wochen am Stück unterwegs. „Da sollte man sich in dem Fahrerhaus ja auch wohlfühlen“, meint er. Bei Schlecht Logistik nimmt jeder Fahrer sein Fahrzeug mit nach Hause, es findet also kein Fahrzeugwechsel statt. Deshalb hat Mike, der von seinen Chefs die Spitznamen „DJ“ oder „Maschine“ bekommen hat, auch einiges in „seinen“ Lkw investiert, wie er stolz berichtet: „Ich habe alles mit Alcantara, also mit hochwertigem Velourskunstleder, ausgekleidet.“ Auch einen Fernseher und eine Kaffeemaschine gibt es im Fahrzeug, ein Kühlschrank ist eh schon drin.
Fahrpersonal wie Mike Lüders ist für die Schlechts nicht selbstverständlich. „Es gibt nicht mehr den Fahrer, der sich mit dem Beruf so identifiziert, wie es früher mal der Fall war“, stellt Dennis Schlecht fest. Wie sein Vater Dieter berichtet, erschweren es auch die hohen Lebenshaltungskosten in der Region Stuttgart, Fahrer aus anderen Regionen anzuwerben. „Wenn jetzt einer mit seinem Lkw aus dem Schwarzwald kommt, wo er eine Vierzimmerwohnung für 550 Euro kriegt, bei uns aber die Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung schon 750 Euro kalt kostet, dann haben wir auch noch mit diesen
Umständen zu kämpfen.“
Eigene Fahrer-Ausbildung als mögliches Zukunftsprojekt
Vor zwei Jahren hat die Spedition Schlecht auch selbst Berufskraftfahrer ausgebildet, nach negativen Erfahrungen allerdings wieder damit aufgehört. Andere Betriebe haben die ausgebildeten Fachkräfte abgeworben und auch das Alter der Azubis war oft ein Problem. „Wir suchen ja Haupt- oder Realschüler. Die sind beim Abschluss aber erst 15 oder 16 Jahre alt und können daher noch keinen Lkw-Führerschein machen“, sagt Marvin Schlecht.
Ein weitere Hürde: „Junge Leute, die noch nicht mal Erfahrung mit Autofahren haben, müssen bei uns gleich einen 40-Tonner steuern.“ Denn Zwischenklassen hat der Betrieb nicht. Marvin Schlecht versichert jedoch: „Das Thema ist für uns nicht komplett gestorben – wir müssen nur überlegen, wie wir es künftig umsetzen wollen“.
Seniorchef wünscht sich mehr Anerkennung für Fahrer
Für die Zukunft hat der Junior-Chef auch in Hinblick auf die gesamte Branche einen Wunsch: „Dass der Kunde die Transportdienstleistung sieht.“ Der Transport werde oft als Abfallprodukt oder notwendiges Übel gesehen, das geleistet werden müsse. „Alle regen sich immer über die Lkw auf, die die ganzen Autobahnen verstopfen. Wenn die mal zwei Tage nicht fahren würden, dann würden aber alle blöd aus der Wäsche gucken“, meint Marvin Schlecht.
Erst in der aktuellen Krisensituation wüssten viele Menschen mehr zu schätzen, dass jeden Tag Konserven im Supermarkt-Regal stehen. Dafür sorgen in erster Linie die Lkw-Fahrer, für die sich Senior-Chef Dieter Schlecht etwas mehr Respekt wünscht.Was heute von einem Kraftfahrer abverlangt werde, sei immens. „Sie haben einen stressigen Job und die Anerkennung dafür bekommen sie oft nicht“, meint er.