Den rund 100 Fahrern der Lakner Spedition + Logistik in Schwäbisch Gmünd steht eine spannende Zeit bevor. Die Firma macht sich nämlich gerade fit für die digitale Zukunft. Schon heute übernehmen bei Lakner Scanner die Sendungserfassung, man arbeitet mit spezieller Speditions-Software und auch die klassische Dispowand gibt es nicht mehr. Ab 2020 sollen alle Abläufe komplett papierlos sein. Damit will das Logistikunternehmen seine Effizienz verbessern und nachhaltiger wirtschaften.
Daneben beschäftigt Lakner aber auch der akute Fahrermangel, der hierzulande gerade viele Speditionen plagt. "Es gibt praktisch keine Fahrer mehr in Deutschland", erklärt Jochen Abt, Geschäftsführer der Spedition. Seit Jahren schon stelle die Firma deswegen Fahrer aus Rumänien ein. Dafür betreibt das Unternehmen sogar ein eigenes Büro in dem südosteuropäischen Land. Doch selbst dort ist laut Abt der Markt an Fachkräften mittlerweile so gut wie leer gefegt. "Ich kenne Spediteure, die holen ihre Fahrer aus Vietnam und den Philippinen", erzählt der 50-Jährige.
Eine Herausforderung ist die Verständigung – auch unter den Fahrern. "Die sind freundlich und hilfsbereit, keine Frage, aber die sind dann eher für sich und wir für uns", berichtet Fahrer Thomas Pflieger, der seit 1991 für Lakner fährt und Möbel transportiert. Für ihn war der Job ein Kindheitstraum. Auch sein Vater und Opa waren bereits Lkw-Fahrer. Sein Fahrzeug ist ein Mercedes-Benz-Brückenzug, damit ist er glücklich.
Wie seine Kollegin Elke Stegmeier ist er als deutscher Fahrer schon fast ein Exot in seinem Beruf. "Bei der Anlieferung wird man häufig überrascht begrüßt, weil man Deutsch spricht", berichtet Elke, die vor rund 22 Jahren als erste Kraftfahrerin bei Lakner einstieg. Heute sind es in Summe drei Fahrerinnen. Ihren Volvo-Sattelzug mit Plane würde Elke nicht tauschen wollen.
Seit die beiden alten Hasen für Lakner fahren, hat sich im Unternehmen viel getan. Darunter, dass es viele ausländische Mitarbeiter gibt, leidet beispielsweise das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Fahrern, berichtet Abt: "Die Osteuropäer, ohne das negativ zu meinen, machen halt den Job, um Geld zu verdienen."
Lakner bildet selbst aus, doch es fehlt an Interesse
Um sie besser zu integrieren, bietet die Firma ihren ausländischen Fahrern jeden Samstag kostenlosen Deutschunterricht an. Das nehmen viele an, aber auch nicht jeder. "Manche sprechen nach einem Jahr wirklich gut Deutsch. Andere sind seit zwei Jahren im Betrieb und sprechen kein Wort", bedauert Abt. In der Dispo hat Lakner daher eine rumänische Mitarbeiterin eingestellt, die zwischen den deutschen und rumänischen Kollegen vermitteln soll.
Natürlich bilde man auch selbst Berufskraftfahrer (BKF) aus. Doch auch hier sei es zunehmend schwer, interessierte Bewerber zu finden: "Wir schreiben jedes Jahr aus, aber bei uns bewirbt sich kaum noch jemand", berichtet Abt. Für die Wenigen, die eine Ausbildung im gewerblichen Bereich beginnen, sei man dann fast schon ein "soziales Auffangbecken". Unpünktlichkeit sei da noch das kleinste Problem: "Wir haben hier Schlägereien gehabt, wir haben hier Diebstähle gehabt. Einer hat einen Getränkeautomaten aufgebrochen", erinnert sich Abt. "Deshalb haben wir gesagt, wir reduzieren das auf die, von denen wir glauben, dass es auch die Richtigen sind. Aktuell haben wir beispielsweise drei BKF-Azubis statt früher 18", ergänzt er.
Was Abt auffällt ist, dass seinen Fahrern die Familie und ihre Freizeit immer wichtiger werden. Er erinnert sich an einen Satz seines Vaters: "Früher wollte jeder Fernverkehr fahren, heute will jeder nur noch in den Nahverkehr – die Leute wollen abends daheim sein."
Ohnehin fährt Lakner aufgrund des erstarkenden Wettbewerbs aus dem Ausland heute kaum noch Touren außerhalb der DACH-Region. "Ich bin früher viel in England, Italien, Frankreich, Dänemark und Irland unterwegs gewesen. Das war fast wie bezahlter Urlaub", erinnert sich Thomas Pflieger. Auch Fahrerin Elke trauert den Touren quer durch Europa nach. Die 46-Jährige genießt aber auch die Zeit am Wochenende zu Hause, die sie am liebsten mit ihrem Schäferhund und ihren Schafen verbringt. Mit dem Arbeitsklima in der Firma sind beide zufrieden. "Mit den Kollegen ist es ein positiver Umgang, mittlerweile sind viele davon Freunde geworden", loben Thomas und Elke die Situation. "Und auch das Verhältnis mit den Chefs ist gut."
Jochen Abt, der weiß, wie wichtig Fahrer sind und was sie leisten, liegt besonders der Respekt seinen Mitarbeitern gegenüber am Herzen. "Das ist ein schwerer Beruf, aber ich habe schon Anrufe gekriegt von Kunden, die sich beschwert haben, weil der Fahrer schwitzt. Im Möbelbereich, wo er schwer tragen muss." Für so etwas hat er kein Verständnis. Außerdem wird der Beruf insgesamt immer unattraktiver. "Wenn ich mir angucke, was heute da draußen auf den Autobahnen los ist und wie die da drei, vier Monate im Jahr campieren auf den Rastplätzen unter übelsten Bedingungen – dann wundert mich das nicht", betont Abt.
Mehrere Marken im Fuhrpark, seit Kurzem auch ein Lng-Lkw
Auch deshalb stehen 80 Prozent seiner Flotte am Wochenende auf dem Hof in Schwäbisch Gmünd, die restlichen in Nürnberg, wo Lakner auch ein Lager hat.
Der Großteil des 100 Lkw umfassenden Fuhrparks besteht aus den Marken Mercedes-Benz und Volvo. Hinzu kommen noch drei MAN und seit Kurzem auch drei mit Flüssigerdgas (LNG) betriebene Lkw von Iveco. Speditionschef Abt, der den LNG-Lkw schon selbst gefahren hat, ist positiv überrascht. "Die Autos sind viel leiser als ein Diesel-Lkw. Da klappert nichts. Zwar haben sie ein niedrigeres Drehmoment, da muss man sich ein bisschen umstellen, aber sie stoßen wesentlich weniger CO2 und Feinstaub aus und haben alle wichtigen Assistenzsysteme drin. Die Reichweite ist mit 1200 bis 1300 Kilometern auch in Ordnung", lobt er. Für den Technologiekonzern ZF pendeln die drei Fahrzeuge zwischen Nürnberg und Friedrichshafen. "Diese Tour hat sich angeboten, weil sie an Ulm vorbeigeht, und dort befindet sich derzeit die einzige LNG-Tankstelle Baden-Württembergs." Für ihn ist LNG derzeit die einzige Option für den Übergang vom Diesel. "Es gibt im Moment für mich keine andere Alternative. Der E-Lkw wird nicht kommen, und wenn, dann die Brennstoffzelle. Das dauert aber noch vier bis fünf Jahre."
Wie das Beispiel zeigt, legt Lakner großen Wert auf das Thema Umweltschutz. Das ist auch ein Anliegen von Manfred Kaiser, der vor eineinhalb Jahren als Speditions- und Fuhrparkleiter zum Unternehmen kam. Er hat jüngst das Dach der Spedition begrünt. "Die Außenwände sollen jetzt folgen", verrät der 53-Jährige. Zudem plant er eine bepflanzte Ruhezone für die Mitarbeiter, wo sie ihre Mittagspause verbringen können. "Ich will da auch Insektenhäuser aufstellen. Und für jeden Lkw, den wir fahren, werde ich einen Baum pflanzen", kündigt er an.