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Lkws in Thailand: Einsam auf der Insel

11.01.2016 08:00 Uhr
Lkws in Thailand: Einsam auf der Insel
Der einzige fahrende Truck auf der Ferieninsel Koh Mak hat schon etliche Jahre auf dem Buckel
© Foto: Richard Kienberger

Die Truck-Population auf der thailändischen Insel Koh Mak ist überschaubar - ein uralter Kipper, ein wahrscheinlich ausrangierter Mischer und drei Lkw mit Stromaggregaten. Die "richtigen" Lastwagen fahren auf dem Festland. Viele mit Gasantrieb, einige aufgemotzt mit seltsamen Accessoires.

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Wie soll sich die kleine thailändische Insel Koh Mak in Zukunft ihren Gästen präsentieren? So wie bisher, also sehr natürlich und mit viel Grün, oder doch etwas moderner, touristischer - erschlossener eben? Die Einheimischen diskutieren die Frage momentan mit viel Engagement. Und während andernorts, auf großen Inseln oder auf dem Festland, von den Modernisierern mit großem Tatendrang schon längst Fakten geschaffen worden wären, kann sich die Diskussion auf Koh Mak ruhig etwas in die Länge ziehen. Denn auf der Insel dauert es mit Sicherheit eine ganze Weile, ehe Fakten geschaffen werden. Zum Bauen von neuen Häusern oder Ferienanlagen braucht es bekanntlich Trucks - und die sind auf dem Eiland Mangelware. Angeblich gibt es nur noch ein Transportunternehmen, das andere ist im Sommer 2014 in Konkurs gegangen ...

DER EINZIGE KIPPER AUF DER INSEL HAT SEINE BESTEN TAGE HINTER SICH

Und der einzige "richtige" Truck unter den vielen Pick-ups auf den einspurigen Betonpisten hat seine besten Tage auch schon vor vielen Jahren gesehen. Es ist ein betagter, von Kitt und vielen Farbschichten zusammengehaltener Isuzu-Kipper, dessen Dachbügel ein Michelin-Männchen ziert, das im Lauf der Zeit zwar farblos, aber gottlob nicht schlank geworden ist. Wie alt der Truck ist, wie viele PS der Motor hat oder was für ein Getriebe in dem Oldie verbaut wurde, weiß Peak, der Fahrer, nicht zu sagen. Es mutet grotesk an, wenn der Thai seine Plastikpantoletten in der Ablage auf dem Einstieg deponiert, ehe er sich ins Fahrerhaus zwängt. Aber so ist das eben in Thailand - hier zieht man seine Schuhe aus, bevor man in ein "Haus" geht - oder auf die Terrasse eines Restaurants.

Aber immerhin arbeitet der rostige Hauber noch, im Gegensatz zu einem Daimler mit kurzer Nase. Weiß der Himmel, woher und wie es den Zweiachser auf die kleine Insel verschlagen hat. Jetzt steht er auf dem Parkplatz eines Transportunternehmens, und ob der Oldtimer bei Gelegenheit noch aktiviert wird, lässt sich beim besten Willen nicht herausfinden. Irgendwann einmal hat ein guter Schlosser dem Mercedes eine perfekt funktionierende Klimaanlage nach Art des tropischen Landes spendiert: Türen und Rückwand und alle Fenster bis auf die Windschutzscheibe wurden ausgebaut und ein dreifach geschwungenes Rohr angeschweißt, das als Einstiegshilfe, Armlehne und Schutz vor dem Herausfallen dient.

JAPANISCHE MARKEN BEHERRSCHEN DEN LKW-MARKT IN THAILAND

Ungefähr einen Kilometer weiter machen drei andere Trucks ebenfalls das, was eigentlich jeder Transporteur unbedingt vermeiden will: Sie stehen. Was in diesem Fall aber nicht so schlimm ist, denn die Fahrzeuge arbeiten trotzdem. Sozusagen. Denn genau genommen sind es nicht die Laster die arbeiten, sondern die Aggregate, die auf die Chassis montiert wurden. Die wummernden Triebwerke versorgen die komplette Insel mit Strom. Aber nicht mehr allzulange, denn - so viel Fortschritt wird kommen, das ist schon sicher - in naher Zukunft wird der Strom via Unterseekabel vom Festland geliefert. Wenn es so weit ist, müssen die Lastwagen den kurzen Weg zur Fähre schaffen, um dann auf eine andere kleine Insel transportiert zu werden, die Strom benötigt.

Während die wenigen Trucks auf der Insel irgendwie vergessen wirken, geht es auf dem Festland quirliger und moderner zu. Koh Mak liegt vor der Ostküste des Landes, fast in Sichtweite des Highways, der Thailand mit seinem Nachbarn Kambodscha verbindet und über den letztlich auch ein großer Teil des Landverkehrs von und nach Vietnam abgewickelt wird. Hier sind Veteranen wie auf Koh Mak eine Seltenheit. Auf den Straßen fahren die neuesten Trucks, die von den meist japanischen Herstellern angeboten werden. Wenn der Eindruck nicht trügt, beherrschen Isuzu und Hino den Markt. Chinesische Fabrikate sind noch deutlich in der Minderheit, werden aber zunehmend mehr. Westliche Marken sind allerdings noch seltener wie Trucks made in China und offenbar nur bei den Flotten von Großunternehmen eine Alternative zu den lokalen Marktführern.

Auffällig ist, dass viele auch schwere Lkw auf Gasbetrieb umgerüstet wurden. Die massiven Tanks befinden sich hinter den Fahrerhäusern oder werden hängend unter das Chassis montiert. An den speziellen Gastankstellen für NGV (Erdgasfahrzeuge) herrscht immer Hochbetrieb. Hier ist der Treibstoff für rund 11,50 Baht (umgerechnet rund 0,28 Euro) zu haben. Diesel kostet umgerechnet rund 0,72 Euro. In den vergangenen Jahren haben die thailändischen Regierungen den Umstieg massiv gefördert, damit das benötigte Gas vor der eigenen Küste gefördert beziehungsweise zu einem geringen Teil aus dem benachbarten Myanmar importiert wird und damit deutlich günstiger angeboten werden kann als Treibstoff auf Basis von importiertem Öl. Zwischen Bangkok und Trat entdeckt man in der Masse der Trucks immer wieder einzelne Prachtexemplare, die besonders liebevoll herausgeputzt wurden.

VIELE SPIEGEL, VIELE LICHTER:

MASSE IST TRUMPF

Im Moment scheinen die gewaltigen Rückspiegel-Batterien ein Muss zu sein bei den thailändischen Supertrucks. Bis zu neun Spiegel hängen da an einem Bügel, was unweigerlich die Frage provoziert, ob ein Fahrer angesichts dieses Kaleidoskops noch irgendetwas vernünftig erkennen kann. Auch weiter oben ist Masse Trumpf: Die ebenfalls verchromten Dachbügel werden so dicht wie es nur geht mit Lampen vollgepackt. 20 Stück sind keine Seltenheit. Damit lässt sich dann auf der Autobahn das Heck des Vordermanns trefflich ausleuchten.

Und auf dem prangt vielleicht in buntesten Farben eine der schönen Landschaften, für die Thailand und seine Inseln so berühmt sind: Mit Bergen, glühenden Sonnenuntergängen, Elefanten, Flamingos, Wasserfällen und klaren Flüssen, in denen die heilige Lotusblüte sprießt. Offensichtlich lässt sich auch in Thailand das harte Truckerleben mit ein wenig Kitsch leichter bewältigen.

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