Es soll ja schon mal vorkommen, dass Chefs uns lang und breit erzählen, wie toll alles in ihrem Laden ist. Dann spricht man mit den Fahrern, und plötzlich ist man nicht mehr so sicher, dass alles stimmt. Bei Wrubel aus Weilburg im Westerwald sind wir recht zuversichtlich, dass Rainer Wrubel seinen Chauffeuren tatsächlich einen so hohen Stellenwert einräumt.
Frank ist seit über zehn Jahren an Bord, Werner will hier in Rente gehen, und Angelo ist nach einigen Monaten der Abkehr wieder zurückgekommen! Werner Krämer sitzt seit 40 Jahren auf dem Bock. "Mein Start war klassisch mit einem 1620er-Benz und Hänger im Stückgutverkehr", erzählt der inzwischen 61-Jährige. Nur einmal hätte er einen Fehler gemacht, lacht der gelernte Chemielaborant: "Ich hab' bei einer Kühlgutspedition angeheuert. Das war Feuer rund um die Uhr, kein Wochenende und am Schluss die Trennung von der Frau." Den Fehler hat Werner inzwischen korrigiert und sieht trotz der "6" im Alter recht relaxt aus. "Ich geh' den Job inzwischen etwas ruhiger an - klar müssen wir auch hier unser Geld verdienen, aber Rainer treibt uns nicht. Wir erledigen selbstständig unser Pensum und die Scheiben bleiben sauber".
UNWISSENDE KONTROLLEURE: 56 GURTE MEHR AUFLEGEN?
Bei Wrubel fährt Werner mit seinem offenen Plateauauflieger Baustoffe und Stahlmatten. Das Einzige, was ihn ab und an noch aufregt, ist die Unwissenheit mancher Kontrolleure. "Neulich sollte ich in einer Lasi-Kontrolle 56 Gurte zusätzlich auflegen - trotz Gutachten vom Verlader, dass wir alles richtig machen. Kann ja wohl nicht sein!"
Solche Sachen hätten "Nino", wie die Kollegen ihn nennen, früher auch auf die Palme gebracht. Angelo Jung, wie er richtig heißt, ist schon zum zweiten Mal bei Wrubel. "Ich war ein Heißsporn", erzählt der Youngster im Team. "Der Baustofftransport war mir zu langweilig. Also bin ich zu Nord-Süd. Was da passiert ist, weiß jeder. Also weiter zu einem Container-Transporteur nach Koblenz und Linienverkehr nach Wörth. Ging leider auch schief und endete mit einer Pleite. Also hab' ich bei Rainer gefragt, ob ich zurückkommen kann - denn ehrlich gesagt, ging es mir da doch am besten. Und Rainer hat Ja gesagt."
Immerhin hat das Gastspiel in Koblenz Nino zu einiger Einsicht verholfen: "Der Chef hat sich dort um nix gekümmert. Also hab' ich angefangen zu disponieren, die Reparaturen organisiert und die Fahrer unterstützt, wenn es unterwegs Probleme gab. So hab' ich gesehen, was alles dahinter steckt und wie wichtig es ist, dass wir Chauffeure aufs Material aufpassen und auf unseren Verbrauch achten. Wer hat schon Lust, dass sein Engagement in einer Pleite endet ..."
Was seinen Job angeht, ist sich Nino mit Werner einig: "Nahverkehr geht gar nicht! Das ist doch mehr Stress als unsere Schwer- und Sondertransporte. Hier haben wir feste Auftraggeber, jeder hat sein eigenes Auto, und Probleme mit der Billig-Konkurrenz aus dem Ausland gibt's auch kaum!"
VIELE VERLADER SORTIEREN BILLIGHEIMER JETZT AUS
Das Thema Wettbewerb hat für Firmeninhaber Rainer Wrubel ganz klar eine gewisse Brisanz. "Wir stehen natürlich in Konkurrenz mit anderen Fuhrunternehmen. Aber die aktuelle Entwicklung stimmt mich eigentlich ganz positiv", meint der gelernte Speditionskaufmann und Betriebswirt. "Viele Verlader gehen inzwischen dazu über, bei Ausschreibungen Firmen auszusortieren, die unerklärlich billig sind. Denn sie haben zwischenzeitlich realisiert, dass ordentliche Dienstleistung ihren Preis hat. Zu oft haben wir schon erlebt, dass der billigste Anbieter nicht in der Lage war, am Montag früh auch wirklich einen LKW zu schicken. Dann klingelt bei uns das Telefon. Denn die Leute wissen, dass auf mein Team und mich Verlass ist!"
OHNE FAIRE FRACHTRATE FÄHRT KEIN LKW RAUS
In diesem Bewusstsein erlaubt sich Rainer Wrubel schon mal, einen Auftrag abzulehnen, wenn damit kein Geld zu verdienen ist. "Wir müssen in unserem Gewerbe auch weg von der Rückladungs-Mentalität. Es gibt keine Rückladung! Jeder Auftrag muss sich rechnen. Meine Fahrer sollen anständig entlohnt werden, die Autos kosten Geld und ich will nicht von der Substanz leben, sondern Rücklagen und Mittel für Investitionen bilden!"
Was ihren Fuhrpark betrifft, kaufen Wrubel und seine Frau, die für die Bereiche Lohnbuchhaltung, Rechnungswesen und Controlling zuständig ist, die Fahrzeuge am liebsten. Dazu werden kurzerhand Wartungsverträge abgeschlossen. "Ich kann doch in der heutigen Zeit von den Fahrern nicht verlangen, dass sie auch noch an den Autos schrauben", bezieht er klar Position. Gesteuert wird die Flotte über Mobiltelefone und die Telematik-Systeme der beiden Hersteller, von denen er aktuell seine Zugmaschinen kauft.
Dass Wrubel mit seiner Philosophie gut fährt, bestätigt das "Urgestein" in der Fahrerschaft, Frank Brückel. Der 43-jährige gelernte Schreiner ist seit zehn Jahren dabei und zieht mit seinem Dreiachser Tiefbetttrailer für Schwertransporte. "Ich habe ja immer wieder mal nachgedacht, in den Nahverkehr oder in den alten Job zurückzugehen. Aber da bis du nirgends dein eigener Herr. Rainer gibt uns normalerweise am Wochenanfang das Pensum für die Woche, den Rest organisieren wir selbst. Wo hast du schon noch solche Freiheiten? Und ordentlich bezahlen tut er uns auch - auch das ist doch keine Selbstverständlichkeit mehr."
Womit wir mal wieder zwei Dinge bestätigt sehen: In der Nische gibt's ein besseres Auskommen. Und wer seine Fahrer wertschätzt, kennt keinen Fahrermangel! GG
IM PROFIL
Anschrift
Wrubel Spedition GmbH
Am Steinköppel 9
35781 Weilburg
Telefon 0 64 71/51 77 70
www.wrubel-spedition.de
Gründung
1996 gegründet, seit 2000 im Alleinbesitz von Rainer Wrubel
Hauptaktivitäten
Spezial- und Schwertransporte, Baustahlmatten-Transporte, Transportprojektierung
Fuhrpark
10 SZM, früher auch DAF, jetzt nur MAN und Volvo, Semi-Tieflader, Plateau-/Tiefbettauflieger
Infrastruktur
Werkstatt für Trailerreparaturen; Zugmaschinen laufen mit Wartungsverträgen
FÜNF FRAGEN AN DEN CHEF
Rainer Wrubel führt die Spedition mit seiner Frau Christine
Suchen Sie Fahrer?
Aktuell nicht.
Welchen Stellenwert haben die Fahrer?
Einen ganz hohen! Mit ihnen steht und fällt das Unternehmen, weil sie uns repräsentieren.
Was erwarten Sie von den Fahrern allgemein und im Speziellen?
Das ist einfach: Loyalität und Ehrlichkeit! Wir brauchen Chauffeure, die sich mit allen Aspekten ihres Job beschäftigen und auskennen. "Lenkraddreher" und "von-A-nach-B-Fahrer" sind in unserem Geschäft nicht gesucht.
Was bieten Sie?
Faire und pünktliche Entlohnung, ein festes Auto, gut ausgestattete und neue LKW, VWL, zus. Altersversorgung und eine Unfallversicherung sowie jährliche Prämien.
Bilden Sie BKF aus?
Dazu sind wir zu klein.