Die Tage werden wärmer, die Menschen zieht's in den Süden und die Staus auf dem Brenner und an der Mautstation in Sterzing werden länger und länger. Der TRUCKER hat sich eine mögliche Ausweichroute angesehen: die Felbertauernstraße. Es muss nicht unbedingt ein Stau am Brenner oder der Tauernautobahn sein, um Richtung Osten zu schwenken. Auch die Landschaft hat ihre Reize, um diese Alternative zu testen.
DER WEG DURCH DEN NATIONALPARK IST GÜNSTIGER ALS DIE NORMALE ROUTE
Die Felbertauernstraße führt mitten durch den Nationalpark Hohe Tauern. Wer nicht gerade am Wochenende zum Skifahren geht - was man mit dem Lkw selten macht - freut sich an einer staufreien Strecke zwischen Mittersill im Salzburger Land und Matrei in Osttirol. Im nächsten Jahr feiert die alternative Alpenquerung in moderner Ausprägung ihren 50. Geburtstag, wobei die Ursprünge der Trasse bis weit vor die Römerzeit zurückreichen.
Vom ehedem mühsamen Weg merkt der Fahrer heute trotz des hohen Gebirgspasses nichts mehr. Lkw-Fahrer Klemens von der Spedition Mair fährt mehrmals die Woche über die Felbertauernstraße. "Eine für uns bequeme Querung, zumal fast alle Aufstiege zweispurig sind und leichte und damit schnel lere Lkw die schweren und langsamen Kollegen überholen können." Zeigt das Navi in Richtung Italien einen dicken Stau, schwenkt man an Kiefersfelden unter Umgehung der Maut Richtung Elmau/ Kitzbühel. Die gut ausgebaute Landstraße lässt den Verkehr trotz einiger Ampeln gut fließen. Mit etwas Vorausschau kommt man nahezu stoppfrei voran. Ab Kitzbühel geht's über den mautfreien Passthurn - der übrigens auch laut Klemens im Winter gut geräumt und problemlos befahrbar ist, weiter Richtung Mittersill.
Der südliche Anstieg bis zur Mautstation ist sehr gut ausgebaut: mindestens sieben Meter breit und zu mehr als der Hälfte dreispurig. Bis dahin war's ein weiter Weg, erzählt uns Klaus Kollnig, Betriebsleiter der Felbertauernstraße, beim Lokaltermin. "1961 starteten die Planungen, 1967 wurde die rund 36 Kilometer lange Straße freigegeben", so Kollnig. Herzstück der Strecke ist der 5,3 km lange Tunnel, der mit durchgängig 80 km/h durchfahren werden darf.
Engpässe gibt es selten. "Um zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter einwandfreie Straßenbedingungen anbieten zu können, sind bei uns rund 50 Mitarbeiter/innen rund um die Uhr im Einsatz", erläutert der Betriebsleiter. "Begrüßt" werden die Fahrer meist nur vom Mautpersonal, während man von den vielen Helfern im Hintergrund eher wenig wahrnimmt - etwa den Mitarbeitern in der Zentrale auf 1600 Höhenmetern, die über 16 Computerbildschirme und mit 132 Kameras jeden Winkel des Tunnels im Blick haben und für Sicherheit sorgen.
Nur einmal gab's eine Störung auf der Strecke, als 2013 ein Felssturz die Strecke blockierte. Da hat der Streckenbetreiber trotz schwierigster alpiner Bedingungen kurzerhand in Rekordzeit den neuen Streckenabschnitt "Schildalm" erstellt. Lohn der Mühe: Der Verkehr rollt jetzt noch schneller Richtung Osttirol, Kärnten und Italien. 18 Millionen Euro kostete der Neubau, inklusive Renaturierung der alten Strecke. Knapp 3,5 Kilometer ist der neue Abschnitt lang und führt über vier Brücken und zwei Kehren entlang eines Hangs. Die längste Brücke überspannt auf mehreren Pfeilern über 180 Meter.
DIE EINFACHE QUERUNG KOSTET 58 EURO, DOCH ES GEHT DEUTLICH GÜNSTIGER
Die einfache Fahrt über die Felbertauernstraße kostet für Lkw je nach Achszahl maximal 58 Euro. Wer öfters quert, kann Rabattkarten in drei gestaffelten Werteinheiten (je nach Werteinheit 15, 25 oder 35 %) erwerben. Die große Rabattkarte kostet 2900,- Euro (abzüglich 35 % Rabatt: Euro 1885,-). Zwar wird vom Wert der Rabattkarte die Bemautung eines "Lkw, 4 oder mehr Achsen" von 58,- Euro abgebucht, die sich aber durch den gewährten Rabatt auf 37,70 Euro pro Passage reduziert.
In der Osttiroler Hauptstadt Lienz trennen sich die Wege der Lkw fürs Erste. Wer seine Abladestelle zwischen Jesolo und dem Litorale del Cavallino hat, fährt hier in Richtung Südtirol ab und fädelt bei Belluno in die italienische Autobahn ein, um die letzten 200 Kilometer an die Adria zurückzulegen. Für ein Ziel zwischen Triest und Caorle empfiehlt sich die Route via Udine als kürzeste Verbindung. In beiden Fällen lassen sich jede Menge Nerven und auch einiges an Maut sparen.
Eigentlich gibt es auf den Salzburger Zufahrtswegen zur Felbertauernstraße ein Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen. Davon ausgenommen sind u.a. Fahrten zur Beförderung von Milch, Schlacht- und Stechvieh, leicht verderblichen Lebensmitteln und periodischen Druckwerken. Wer im österreichischen Binnenverkehr unterwegs ist oder wem die Fahrt ausschließlich zum Be- und/oder Entladen des Lkw im österreichischen Bundesgebiet dient, kann die Straße ebenfalls nutzen. Nicht zu vergessen Fahrzeuge, die ihren Standort in den Landkreisen Berchtesgadener Land oder Traunstein haben und in diesen Landkreisen be- und/oder entladen.