Das polnische Innenministerium hat den Grenzübergang nach Belarus beim nordostpolnischen Dorf Bobrowniki auf der Straße 65 (Straße P99 auf belarussischer Seite) bis auf weiteres geschlossen. Als Grund wurden „wichtige staatliche Sicherheitsinteressen“ angeführt, ohne konkrete Informationen zu geben. Offenbar war die Entscheidung eine direkte Reaktion auf die Verurteilung des belarussischen Menschenrechtlers Andrzej Poczobut, der zur Volksgruppe der polnischen Minderheit im Lande gehört.
Trotz zahlreicher Sanktionen und beidseitiger Einschränkungen herrscht immer noch reger Straßengüterverkehr aus Deutschland, Polen und den meisten anderen EU-Ländern nach Belarus und Russland sowie von dort in Drittländer. So sind Lebensmittel, pharmazeutische Artikel und weitere Produktgruppen sowie bestimmte grenznahe Regionen in Russland immer noch von den im Herbst verhängten Einfuhrverboten ausgenommen. So passierten den jetzt geschlossenen Grenzübergang zuletzt monatlich immer noch 10.000 polnische Fahrzeuge.
Der internationale Güterverkehr kann jetzt nur noch auf die Straße 2 zurückgreifen, die als Autobahn A2 aus Deutschland bis Warschau und dann weiter bis zur belarussischen Grenze kurz vor der Stadt Brest führt. Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki drohte aber bereits, auch hier eine Grenzschließung in Erwägung zu ziehen. Eine Wiedereröffnung der bereits geschlossenen Übergänge stehe derzeit nicht zur Debatte.
Die belarussische Regierung kritisierte die Schließungen scharf und bezeichnete sie als katastrophal. Doch auch in Polen regt sich Kritik: Die Vereinigung internationaler Spediteure im Lande wandte sich gegen die überraschende Entscheidung, unter der die Branche leide. Ungefähr 2000 polnische Speditionsfirmen fahren immer noch regelmäßig nach Belarus. Sollte Polen die Ostgrenze komplett dichtmachen, bliebe nur der größere Umweg über Litauen nach Belarus.