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Logistikbranche fordert Maßnahmenplan zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs

04.06.2024 16:03 Uhr | Lesezeit: 3 min
Import per Straßengüterverkehr, Lkw
Der Güterverkehr in Österreich hat mit Hindernissen zu kämpfen (Symbolbild)
© Foto: ipopba/ GettyImages

Aktuelle Studie bestätigt, dass die gewünschte weitere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene den faktischen Entwicklungen widerspricht.

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Eine aktuelle Studie des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien bestätigt, dass ein klimaneutraler Güterverkehr in Österreich, sofern überhaupt, erst 2050 und auch dann nur bei Ausschöpfung aller verfügbaren Potenziale möglich ist. Die Politik muss deshalb umgehend Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen auch und vor allem im Straßengüterverkehr ergreifen. Sowohl die Entwicklung der Gesamtgüterverkehrsleistung als auch des Bahn- und Straßenanteils im Modal-Split verläuft in entgegengesetzter Richtung zu den Prognosen, auf deren Basis die Bundesregierung aktuell plant und entscheidet.

Die unter der Leitung von Univ.-Prof. Sebastian Kummer aktualisierte Studie zur Entwicklung von Güterverkehr und Modal Split in Österreich zeigt alarmierende Ergebnisse: Entgegen den Annahmen der Regierung hat sich der Anteil der Bahn im Güterverkehr reduziert, während jener der Straße gestiegen ist. Diese Entwicklung steht in direktem Widerspruch zu den Verlagerungszielen des für Klimaschutz und Mobilität zuständigen Bundesministeriums und macht deutlich, dass die erhoffte Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs umso notwendiger ist.

Politik muss eigenen Vorgaben entsprechen

Der Zentralverband Spedition & Logistik ruft die Politik daher dazu auf, ihren Fokus verstärkt auf die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs zu richten, der aktuell und auch in absehbarer Zukunft jedenfalls über 60 Prozent des Güterverkehrsaufkommens zu stemmen hat. Die Europäische Kommission hat mit Fit-for-55 bereits einen ersten Rahmen für die Errichtung von alternativen Ladeinfrastrukturen entworfen, muss bei den geplanten Wasserstoffmengen und Stromladekapazitäten aber dringend nachschärfen, da die bisher genannten nicht im Ansatz ausreichen werden. Noch größerer Handlungsbedarf besteht in Österreich, das zwar bereits 2040 – also zehn Jahre früher als die EU – CO2-neutral sein möchte, jedoch noch keinerlei konkreten und realistischen Maßnahmenfahrplan dazu hat. Das mit Verspätung und auf Druck der Branche etablierte Förderprogramm „Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“ ENIN, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um erste Projekte mit Elektro- und Wasserstoffantrieb im Straßengüterverkehr zu etablieren. Für viele kleinere Unternehmen ist es derzeit allerdings wegen des akademischen Förderdesigns und bürokratischer Hürden wenig attraktiv. Die zeitliche Befristung bis 2026 entzieht zudem den kostspieligen Umrüstungen auf neue Technologien die Planungssicherheit. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass ENIN nicht alle alternativen und CO2-sparenden Antriebstechnologien fördert. Damit ist keine Technologieoffenheit gegeben. Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik: „Im Sinne des Umweltschutzes und des von der Politik selbst gesetzten Zieles für 2040 müssen wir die Dekarbonisierung mit allen Mitteln vorantreiben und alle gut und im breiten Stil einsetzbaren Technologien fördern.“ Dazu gehören e-Fuels, also Kraftstoffe, die mit Hilfe erneuerbarer Energien synthetisch hergestellt werden, oder auch HVO, ein geruchloser, sauberer, palmölfreier und hochwertiger synthetischer nicht-fossiler Dieselkraftstoff. „Die jüngsten, von Prof. Kummer dargelegten Zahlen sind ernüchternd und zeigen, dass wir dringend einen konkreten Maßnahmenplan benötigen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Es ist entscheidend, dass die Politik jetzt handelt und klare, langfristige Rahmenbedingungen schafft“ so Friesz.

Die Branche fordert von der Europäischen Kommission und der nächsten österreichischen Bundesregierung, in enger Abstimmung mit allen betroffenen Branchen eine verbindliche Maßnahmen-Roadmap zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs zu erstellen. Die Roadmap muss ein kontinuierliches qualitätssicherndes Monitoring beinhalten, neue Entwicklungen müssen zeitnah integriert werden. Technologieoffenheit, Realitätssinn, europäische Abstimmung und vor allem mehr Fokus auf den Straßengüterverkehr sind dabei entscheidende Faktoren.

Die zentralen Forderungen im Überblick:

  1. Erstellung einer verbindlichen Roadmap zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in Zusammenarbeit mit allen betroffenen Branchen.
  2. Sicherstellung von Technologieoffenheit.
  3. EU-weite Abstimmung der Strategien und Maßnahmen.
  4. Kontinuierliches Monitoring und zeitnahe Integration neuer Entwicklungen in die Roadmap.

Logistik-Branche geht mit Veränderungswillen voran

Friesz: „Wir leisten bereits überall dort, wo wir können, unseren Beitrag zur Dekarbonisierung. Zum Beispiel durch den intensiven Einsatz von Elektrofahrzeugen im Kurier-, Express- und Paketdienst oder den massiven Ausbau von Fotovoltaikanlagen in der Lagerlogistik. Selbst dieser wird aber durch schlechte Rahmenbedingungen und Probleme bei Netzanschlüssen gebremst.“ Auch auf der Langstrecke beweisen viele Unternehmen durch den Einsatz von HVO konstruktiven Veränderungswillen. Friesz: „Die Speditions- und Logistikbranche hat bereits bewiesen, dass sie dort, wo es erlaubt, technisch möglich und wirtschaftlich vernünftig ist, alles für einen klimafreundlicheren Straßengüterverkehr unternimmt. Es liegt aber an der Politik, mit uns gemeinsam Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine nachhaltige und wirtschaftlich verträgliche Dekarbonisierung ermöglichen.“

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