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IAB-Forum: Betriebliche Weiterbildung durch Corona-Krise massiv eingebrochen

14.12.2021 15:45 Uhr | Lesezeit: 6 min
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Nur 28 Prozent der Betriebe aus dem Verkehrs- und Lagereisektor bieten laut einer IAB-Umfrage Weiterbildungsmöglichkeiten durch E-Learning-Plattformen an
© Foto: Blue Planet Studio / stock.adobe.com

Die Umfrage unter deutschen Unternehmen ergab: die Zahlen der Beschäftigten, die sich im Jahr 2020 über E-Learning-Plattformen weiterbildeten, sanken. Auch im Sektor Verkehr und Lagerei gibt es jedoch noch mehr Potential.

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Nürnberg. Weiterbildung gewinnt angesichts des technologischen und organisatorischen Wandels, aber auch der Internationalisierung der Wirtschaft, zunehmend an Bedeutung. Das geht aus einer Unternehmensumfrage des IAB-Forums hervor, an der sich etwa 15.000 Betriebe aller Branchen und Größenklassen beteiligten.  Während zu Beginn dieses Jahrtausends 36 Prozent aller Betriebe in Deutschland innerhalb eines Halbjahres Weiterbildungsmaßnahmen anboten, waren es im Jahr 2019, also vor der Covid-19-Krise, 55 Prozent. Noch deutlicher stieg der Anteil der Beschäftigten, die an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teilnahmen: Er verdoppelte sich im gleichen Zeitraum von 18 auf 36 Prozent.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sinkt die Beteiligung an betrieblicher Weiterbildung

Die Entwicklung verlief allerdings nicht gleichförmig. Das zeigen Daten des IAB-Betriebspanels, einer jährlich durchgeführten Befragung von gut 15.000 Betrieben aller Branchen und Größenklassen. Danach hängt das betriebliche Weiterbildungsangebot auch von der konjunkturellen Lage ab. So sank der Anteil der weiterbildenden Betriebe infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2009 und 2010 um rund 5 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2008. Die Teilnahmequote der Beschäftigten ging damals jedoch nur geringfügig zurück.

Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise nahm das Weiterbildungsengagement der Betriebe wieder erheblich an Fahrt auf und stabilisierte sich dann auf einem deutlich höheren Niveau als vor der Krise. Im Pandemiejahr 2020 sank die betriebliche Weiterbildung jedoch erneut – und zwar deutlich stärker als während der Wirtschafts- und Finanzkrise: Im Jahr 2020 bildeten nur 34 Prozent der Betriebe in Deutschland ihre Beschäftigten weiter und lediglich 15 Prozent der Beschäftigten nahmen an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teil. Die Zahl der Betriebe, die Weiterbildung anboten, sank damit gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent, die Weiterbildungsbeteiligung der Beschäftigten nahm sogar um nahezu 60 Prozent ab. Für 2020 waren somit die geringsten Werte im gesamten Beobachtungszeitraum zu verzeichnen.

Je nach Branche und Betriebsgröße ist die Weiterbildungsbeteiligung in der Corona-Krise unterschiedlich stark gesunken

Die betriebliche Weiterbildungsbeteiligung ist im Jahr 2020 in allen Branchen gesunken. Einzelne Wirtschaftszweige traf es jedoch deutlich stärker als andere. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Beherbergung und Gastronomie, Nahrung und Genuss sowie den Einzelhandel.

Im Sektor Verkehr und Lagerei boten lediglich 28 Prozent der Betriebe eine Möglichkeit zur Weiterbildung durch E-Learning-Plattformen an.

Insbesondere in Kleinst- und Kleinbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten ging der Anteil der weiterbildenden Betriebe stark zurück. So bildeten beispielsweise 45 Prozent der Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Beschäftigten im Jahr 2019 ihre Beschäftigten weiter, 2020 waren es nur noch 26 Prozent. Auch die mittleren und größeren Betriebe haben ihr Weiterbildungsangebot in der Krise zurückgefahren, allerdings weniger stark. Der Anteil der weiterbildenden Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten ging von 99 Prozent im Jahr 2019 auf 80 Prozent in 2020 zurück. In den mittleren Betrieben mit 50 bis 499 Beschäftigten sank er von 91 auf 68 Prozent. Die Teilnahmequote der Beschäftigten wiederum hat sich in allen Größenklassen mehr als halbiert, am stärksten im mittelbetrieblichen Segment.

Der Weiterbildungsrückstand von Beschäftigten mit geringer Qualifikation hat sich nochmals vergrößert

Wie aus der Weiterbildungsforschung bekannt ist, unterscheidet sich die Weiterbildungsbeteiligung zwischen einzelnen Beschäftigtengruppen deutlich. Sie ist für Hochqualifizierte sehr viel höher als für Geringqualifizierte. Dies wird auch durch die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels bestätigt. Im Jahr 2019 haben 45 Prozent der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Hochschulabschluss an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen. Von den Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten waren es dagegen nur 22 Prozent.

Infolge der Pandemie ist die Weiterbildungsbeteiligung in beiden Beschäftigtengruppen gesunken. Von denjenigen, die qualifizierte Tätigkeiten ausüben, nahmen im Jahr 2020 20 Prozent an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teil (2019: 45 %). Bei Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten waren es nur 6 Prozent (2019: 22 %). Die Weiterbildungsschere zwischen Beschäftigten mit unterschiedlicher Qualifikation ging folglich in der Krise noch weiter auseinander als in den Jahren zuvor.

Viele Betriebe mussten geplante Weiterbildungen pandemiebedingt absagen

56 Prozent der Betriebe hatten für das Jahr 2020 (weitere) Weiterbildungsangebote geplant, mussten diese aber pandemiebedingt wieder absagen.

Aus der hochfrequenten, also in kurzen Abständen durchgeführten IAB-Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ geht hervor, dass die Kontaktbeschränkungen der mit Abstand wichtigste Grund für die Absage von Weiterbildungsmaßnahmen waren. Es wurden jedoch auch weitere Gründe genannt, wie ein Ende 2020 erschienener Beitrag im IAB-Forum von Lutz Bellmann und anderen zeigt: Mitunter standen keine Lehrkräfte zur Verfügung, die Fortführung der Geschäftstätigkeit war nicht immer klar oder die Kosten der Weiterbildung wurden als zu hoch eingeschätzt. (ste)

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