Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat die Erwartungen an synthetische Kraftstoffe mit Blick auf die Verkehrs- und Klimawende gedämpft. „Wer meint, er könne mit reFuels den Verbrenner retten, der irrt“, sagte Hermann der „Deutschen Presse-Agentur“ in Stuttgart. Das Ende des Verbrenners sei schon lange besiegelt, so der Minister. Mit der Haltung kritisiert Hermann indirekt auch die FDP, die sich immer wieder mit Verweis auf die große Bestandsflotte dafür stark macht, dass Verbrennermotoren mit alternativen Kraftstoffen CO2-neutral betrieben werden.
Das Thema stand am Donnerstag neben den Haushaltsberatungen auch auf der Tagesordnung des Landtags. Bis 2030 soll jedes zweite Auto im Land klimaneutral angetrieben werden. Hermann räumte ein, dass man bei einer Bestandsflotte von mehr als sechs Millionen Fahrzeugen im Land zur Erreichung dieses Ziels auch E-Fuels brauchen werde. Die synthetischen Kraftstoffe sind aus seiner Sicht aber kein Allheilmittel. Er sieht den Einsatz von reFuels vor allem im Luft-, Schiffs- und Schwerlastverkehr. Im Pkw-Bereich hingegen würden synthetische Kraftstoffe letztlich „nur als Herzschrittmacher für alte Oldtimer“ benötigt so Hermann.
Bei E-Fuels handelt es sich um Treibstoffe für Benzin- oder Dieselmotoren, die durch ein chemisches Verfahren hergestellt werden. Mit sogenannten „reFuels“ (Renewable Energy Fuels) meint Hermann Kraftstoffe, die auf der Grundlage von erneuerbaren Energien hergestellt werden. Kritiker führen an, die Herstellung synthetischer Kraftstoffe brauche extrem viel Energie und sei deswegen teuer und ineffizient. Umweltschützer sehen E-Fuels daher nicht als sinnvolle Alternative zur Elektromobilität.
Der Koalitionspartner hat einen leicht anderen Zungenschlag. „Wer wirklich ernsthaft für den Klimaschutz eintritt, der kommt an synthetischen Kraftstoffen nicht vorbei“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Dörflinger. „Das gilt gerade für die Pkw-Bestandsflotte – es sind noch 1,4 Milliarden Pkw mit Verbrennern auf der Straße unterwegs.“ Auch nach einem Auslaufen der Produktion von Verbrenner-Pkw würden diese Fahrzeuge noch lange in Deutschland und in anderen Ländern unterwegs sein, sagte Dörflinger. Daher müssten jetzt in Berlin und Brüssel die Fesseln gelöst werden, um eine Produktion von E-Fuels im industriellen Maßstab zu ermöglichen. (tb/dpa)