Deutsche Verbraucher müssen sich in diesem Jahr auf weitere Preiserhöhungen einstellen, wie eine aktuelle Umfrage des Warenkreditversicherers Atradius unter deutschen Industrieunternehmen ergibt. Demnach planen 64 Prozent aller Befragten ihre Preise zu erhöhen – und zwar durchschnittlich um 12 Prozent.
Grund dafür sind die spürbar gestiegenen Kosten in der Produktion. Größter Kostentreiber sind nach wie vor die hohen Energiepreise, doch auch andere Faktoren wie Löhne, Rohstoffpreise und hohe Ausgaben für den Transport von Gütern schlagen laut den Befragten deutlich zu Buche. Um durchschnittlich mehr als 20 Prozent sind die Produktionskosten der befragten Unternehmen im vergangenen Jahr gewachsen.
Die Firmenentscheider wollen ihre Preise durchschnittlich um 12 Prozent anheben, dabei schwanken die geplanten Aufschläge mehrheitlich zwischen gerade einmal 3 und 30 Prozent. Rund 20 Prozent der Befragten planen Preiserhöhungen zwischen 3 und 5 Prozent. 13 Prozent wollen ihre Preise um 20 bis 25 Prozent anheben und etwa 5 Prozent planen Aufschläge um 30 Prozent oder mehr.
„Angesichts der deutlich gestiegenen Produktionskosten um durchschnittlich 20 Prozent im vergangenen Jahr müssen die Unternehmen die Preise für ihre Produkte anziehen“, sagt Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius. Die Preiserhöhungen seien teilweise nötig, um die Liquidität der Unternehmen weiterhin sicherzustellen: „Die steigenden Preise für Energie und Materialien lassen Rücklagen schnell dahinschmelzen. Hinzu kommen längere Wartezeiten auf Zahlungen von Kunden. In den ersten zwei Monaten des Jahres 2023 ist die Zahl der Nichtzahlungsmeldungen, die Kunden bei Geschäften mit Abnehmern aus Deutschland an Atradius gemeldet haben, um 15 Prozent gestiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch die Liquiditätsbeschaffung über den Kapitalmarkt ist derzeit schwieriger: Firmenkredite werden teurer und die Zinsen für Unternehmensanleihen steigen.“
Die im Durchschnitt stärksten Preiserhöhungen planen die Lebensmittelbranche mit einem Aufschlag von durchschnittlich 15,7 Prozent, der Maschinenbau (13,8 Prozent) und der Bausektor mit 12,7 Prozent. Die Produktionskosten sind in diesen Branchen 2022 um 22 Prozent (Bau) beziehungsweise 21 Prozent (Maschinenbau und Lebensmittel) gestiegen.
Neben Preiserhöhungen planen die Firmenentscheider auch weitere Maßnahmen, um die Kostensteigerungen zu kompensieren – beispielsweise durch Kosteneinsparungen bei Energie, Material oder Personal und durch Produktionsoptimierung durch Automatisierung.