Die Entscheidung eines Lkw-Fahrers, Ladung und Lkw am Brenner zurückzulassen, ruft die italienischen Verbände auf den Plan. Das sei „unzumutbar“, wird Paolo Uggè als Vizepräsident von Confcommercio und Conftrasporto zitiert: „Wir befinden uns mitten in einer Psychose.“ Die Aktion des Fahrers, so berichten italienische Medien, beruhe jedoch auf einer Entscheidung des Unternehmens, seine eigenen Fahrer nicht nach Norditalien einreisen lassen zu wollen.
Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der Lkw-Fahrer Österreich am Mittwoch normal passiert haben, dann aber vor der Landesgrenze zu Italien angehalten und die Weiterfahrt verweigert haben. Auch etliche Stunden danach stehen Lkw und Ladung immer noch am Brenner. Das Unternehmen mit Sitz in Deutschland sei derzeit auf der Suche nach einem polnischen und definitiv nicht nach einem italienischen Ersatzfahrer, schreibt das Fachmagazin „Trasporti Italia“. Doch niemand will das Material, das für die Bausanierung einer Grundschule in Gorizia bestimmt ist, nach Italien fahren.
Angst vor möglicher Quarantäne nach Italien-Fahrt
Der Bürgermeister von Gorizia, Rodolfo Ziberna, spricht über eine der ersten Konsequenzen des Coronavirus, die sich außerhalb des Gesundheitswesens zeige. Lkw-Fahrer hätten nicht nur Angst, sich das Coronavirus einzufangen, sondern wollten auch eine mögliche Quarantäne vermeiden. Diese könne ihnen bei Wiedereinfahrt in ihr eigenes Land auferlegt werden und sie dazu zwingen, die Arbeit für 15 Tage niederzulegen. Das zeige, dass man die Panikmache trotz der sehr transparenten Kommunikation dringend reduzieren müsse. „Sonst riskieren wir wirklich, die italienische Wirtschaft in die Knie zu zwingen und das Land zum Stillstand zu bringen.“
Auch Paolo Uggè sieht eine große Gefahr: Das, was am Brenner passiert sei, sei möglicherweise nur der Anfang eines Phänomens mit verheerenden Folgen. Die Regierung müsse in diesem extremen Fall einschreiten, da die Urheber sicherlich Nacheiferer finden würden. Die Suche nach einem Ersatzfahrer geht derweil weiter.