Die "Panther" genannte Einzelradaufhängung ließ die Doll-Tieflader einen Absatzsprung hinlegen: Grund genug, eine der "Raubkatzen" aus dem Käfig der Produktion zu lassen und genauer unter die Lupe zu nehmen.
Fahrwerksseitig punktet der Panther S5E-TN-S2-1+4 mit 55 Grad Lenkeinschlag und 12 Tonnen Achslast. Die sinkt hier allerdings auf acht Tonnen, da die Raubkatze mit 205/65-R17,5-Reifen besohlt ist, deren Traglast nicht mehr zulässt. Dafür duckt sich das beladene Tiefbett in 780 Millimeter Höhe über der Straße. Der Kunde möchte damit vor allem Raumzellen fahren, die wenig Gewicht aber viel Volumen mit sich bringen.
Gegenüber einem Doll-Standardfahrwerk muss dem Chef das wendigere und mehr Bodenfreiheit bietende Panther-Fahrwerk rund 20 Prozent Aufpreis wert sein. Tragendes Element ist ein Zentralkastenrahmen, der bei gelifteter erster Achse bis zu 25 Tonnen Sattellast tragen kann. Zwei Hydraulikzylinder, die das Tiefbett an der ersten Achse mit dem Hals verbinden, sorgen dafür, dass der Panther seinen (Schwanen-)Hals bei unebener Fahrbahn automatisch ausgleicht. Außerdem kann der Fahrer über diesen "hydraulisch scharnierendkompensierenden" Hals die Tiefbetthöhe entsprechend justieren.
Zum Auf- und Absatteln schaltet man die Kompensation über einen Absperrhahn aus. Per Hydraulik variabel ist auch die Sattellast - nach Bedarf von 17,5 bis 22,5 Tonnen. Abschalten lässt sich auch die Steuerung der ersten, reibungsgelenkten Nachlaufachse, in der Regel durch Einlegen des Rückwärtsgangs oder ebenfalls per Absperrhahn am Fahrwerk.
WENN ES GRÜN LEUCHTET, STIMMT DAS FAHRNIVEAU
Die Federung der Achsen reguliert man mittels elektrischer Drucktaster. Hier geht Doll den Mittelweg zwischen rein mechanisch angesteuertem Hebelwerk und einer Fernbedienung. Die Taster sind klar gegliedert und lassen sich auch mit Handschuhen gut drücken. Das Grundfahrniveau wird über grüne Leuchtdioden angezeigt. Linke und rechte Seite lassen sich separat ansteuern. Es sind bis zu minus 70 oder 245 Millimeter Gesamthub möglich. Im Fahrniveau reduzieren sich diese Werte auf minus 40 bis plus 55 Millimeter.
Alle Achsen sind mit Liftachs- und Wagenheberfunktion ausgeführt, wobei sich auch hier linke und rechte Seite einzeln verriegeln lassen. Das funktioniert per Vierkantschlüssel am Außenrahmen: Dazu muss man den Panther absenken, die Liftachse sperren und an schließend in die exakte Fahrhöhe anheben. Manschetten schützen die Gelenke der Liftachsfunktionen.
Eine hydraulische Zweikreis-Verdrängerlenkung, die auf die letzten vier Achsen wirkt, erleichtert den Kurvenlauf. Dabei agiert die erste Achse als Nachlauflenkachse. Die Lenkungsabnahme erfolgt auf einem Drehkranz an der Sattelkupplung. Eine Zug-Druckstrebe überträgt dann den Lenkwinkel auf die vorderen Geberzylinder. Hinten folgen Nehmerzylinder, die ihn dann über stabile Lenkstangen und Umlenklager auf die Lenkachsen übertragen. Im Falle eines Falles kann man die Umlenklager nachstellen. Um Kontrolle und Wartung zu vereinfachen, hat Doll alle Ventile zentral auf einem Steuerblock aufgebaut. Ein seitlich angebrachtes Manometer informiert über den Lenkdruck.
Doch auch stur geradeaus marschieren kann der Panther. Ebenfalls per Knopfdruck aktiviert man die Sensoren für die elektrische Einspurung der letzten vier Achsen. Alternativ kann man das Einspuren und Nachlenken auch mit der klar gegliederten Funkfernsteuerung regeln, die im Idealfall bis zu 350 Meter Reichweite bieten soll.
Flexibel gibt sich der Panther auch beim Tiefbett: Nach der ersten Achse hat Doll eine trennbare Bolzen-Laschenverbindung mit Scharnier ins Tiefbett integriert. Über dieses Scharnier kann der Fahrer bei Bedarf die Vorspannung des Tiefbetts an verschiedene Belastungszustände anpassen. Dafür liefert Doll außerdem Einlegestücke verschiedener Stärke mit. An dieser Schnittstelle können bei längeren, nicht zu schweren Ladungen auch eine Zusatzröhre oder ein Verlängerungsträger montiert werden.
Da dieser Panther einst breite Bauwerke durch die Gegend schleppen soll, verfügt er über ein extra Zurrpaket für die Überbreitenverzurrung, das aus fünf Paar Zehn-Tonnen-Zurrbügeln am Außenrahmen besteht.
GROSSZÜGIG VERLEGTE ÖSEN ERLEICHTERN DIE LASI
Zusätzlich baute Doll zwei Paar Gewindeblöcke für die Überbreitenverzurrung in die Außenrahmen ein. Die Ladeflächenverbreiterungen erweitern das Tiefbett von 2,55 auf drei Meter. Dazu lassen sich pro Seite neun Stangen ausziehen, die per Schnappblech gesichert sind.
Darüber hinaus bietet der Panther mehrere 13,4-Tonnen-Ösen sowie vier Paar 5-Tonnen-Verzurraugen. Dabei hat Doll darauf geachtet, dass die im oberen Außenrahmen eingelassenen Zurrpunkte große Anschlagwinkel und genug Platz für schwere Haken bieten. Damit der Bediener die Lasteinleitungspunkte besser erkennt, sind sie silberfarben lackiert. Insgesamt soll die Raubkatze 41,6 Tonnen technische Nutzlast bieten, die sich bei 60 km/h auf 43.280 Kilogramm erhöht.
Zeit, den zweifach teleskopierbaren Zentralkastenrahmen um die gebotenen 13,2 Meter auszuziehen, wobei alle 300 bzw. 500 Millimeter Rastpunkte gesetzt sind. Das funktioniert beim Neufahrzeug exakt und geschmeidig - und nach ersten Praxisrückmeldungen einiger Kollegen auch auf Dauer, wenn man das Teleskop pflegt. Wieder zusammengeschoben, soll der Panther laut Doll die komplette Nutzlast auf vier Meter Ladelänge im Schwerpunkt des Aufliegers schultern. Aber auch kleinere Details wurden gegenüber früheren Konstruktionen verbessert: Die Warntafeln mit den LED-Begrenzungsleuchten und Halter für eine Rundumkennleuchte können bis auf 3,9 Meter Breite ausgezogen werden. Sie rückten wegen des höheren Lenkeinschlags vom Radhausbereich auf die Ladefläche: Hier kann man sie mit massiven Haltern in zwei Rungentaschen schieben.
DAS THEMA KORROSION IST JETZT VERGANGENHEIT
Die lackierten Träger und verzinkten Halter sollten dafür sorgen, dass sich die Warntafeln auch nach Jahren noch einigermaßen leichtgängig ein- und ausschieben lassen. Im Vergleich zu älteren Konstruktionen geändert wurden auch die vorderen Werkzeugstaukästen auf dem Schwanenhals, die jetzt über solide Deckel mit ordentlichen Verschlüssen verfügen. Außerdem gönnte sich der Kunde die aufpreispflichtige Dreischichtlackierung mit Spritzverzinkung, womit sich das Thema Korrosion trotz langer und harter Flüssigsalzwinter im Rahmen halten sollte.
Die Rückleuchten sind alle im Endträger versenkt. Sollte es doch einmal zu Rangierunfällen kommen, lassen sich die Standard-Rundkammerleuchten leicht tauschen. Lediglich die tief bauenden Rückfahrscheinwerfer und die Rundumkennleuchte ragen prinzipbedingt nach hinten über.
Für die externe Stromversorgung gibt es Schuko-Feuchtraumsteckdosen. Erleuchten lässt die Raubkatze das Hella "Easy-Conn"-Stecksystem. Hier gibt es bei Ersatzbedarf keine Nachschubprobleme, wenngleich die Steckverbindungen im Alltag nicht immer zuverlässig dicht halten. Hinter den Kulissen hat Doll bereits ein Projekt aufgesetzt, um hier Abhilfe zu schaffen.
Die acht Kilo fassende Fettbuchse für die Zentralschmieranlage kauert hinter einem Blech. Auch die Kabelstränge sind alle sauber verlegt und praktisch durchgehend mit Plastikummantelungen gegen Aufscheuern geschützt. Einziges Manko sind die 2,4 Meter langen und 45 Zentimeter breiten Alu-Auffahrrampen. Die können zwar geschickt unter dem Panther verstaut werden und tragen 24 Tonnen, wiegen aber 76 Kilo pro Stück und verlangen kräftiges Zupacken. Ansonsten überzeugt der Panther durch seine geschmeidige Verarbeitung. Einen großen Sprung nach vorn hat Doll außer beim Fahrwerk auch bei Lasi und Korrosionsschutz getan, was auch den Absatzsprung des Panther erklären dürfte.