Fast gewinnt man hier den Eindruck von Majestätsbeleidigung. Denn Volvos Flaggschiff macht keinerlei Hehl daraus, dass es von dieser Transportaufgabe regelrecht gelangweilt ist. Lächerliche 40 Tonnen bringt die Kombination mit dem formschön aerodynamisch verkleideten Testauflieger aus dem Volvo-Fuhrpark auf die Waage.
Für brachiale 750 PS und 3550 Newtonmeter Drehmoment keine wirkliche Aufgabe angesichts von fast 19 Pferdestärken pro Tonne. Entsprechend katapultiert der 16,1 Liter große Reihensechszylinder die Fuhre souverän auf Reisetempo und schaltet anschließend auf Standby. Soll heißen, er dümpelt kaum hörbar in der Ebene mit 1000 Touren dahin, vernascht harmlosere Steigungen ohne steigenden Lärmpegel oder Drehzahlzunahme und gestattet ansonsten dem GPS-Tempomaten, seine Arbeit zu machen, sprich, mit der Topografie der Strecke zu spielen – Sprit sparen ist eben auch in der Königsklasse ein Muss ...
So bleibt genügend Zeit, sich in der noblen Kabine des Testfahrzeugs umzusehen. Bei der handelt es sich selbstredend um den großen Globetrotter XL, alles andere würde hier wenig angemessen erscheinen. Noch dazu spendiert Volvo dem FH16 viele nette Details, damit der Fahrer auch nicht vergisst, dass er gerade das Nonplusultra des Volvo-Portfolios steuern darf: Die Fußmatten tragen den FH16-Schriftzug, das Armaturenbrett wird von schmucken, orangefarbenen Elementen eingerahmt, auch die Nähte des natürlich lederbezogenen Lenkrads und die Sitze tragen diese Farbe.
Alles an Bord von Klimasitzen bis zur Kaffeemaschine
Stark zur Sache geht übrigens auch die Klimatisierung der Sitzmöbel, auf der höchsten Kühlstufe kommt es beim Tester schnell zu eher eisigem Empfinden. Der Tipp des auf dem Beifahrersitz mitreisenden Werkfahrers, einfach die Sitzheizung zuzuschalten, schafft aber schnell die gebotene Linderung.
Während der Fahrt leider nicht bedienen dürfen wie die Kaffeemaschine, die beim Testfahrzeug in der Schublade rechts neben dem Fahrer mitreist. Schade, aber verschmerzbarer als der während der Fahrt ebenfalls kaum zu erreichende Kühlschrank. Den muss Volvo nämlich auf der rechten Seite unter dem Bett verbauen, weil ansonsten der am Sitz platzierte I-Shift-Wählhebel beim Herausziehen im Wege stünde – hier sollte sich Volvo eine glücklichere Lösung einfallen lassen.
Egal, wir müssen unsere Augen jetzt sowieso mehr auf der Straße haben, denn es naht ein „echter“ Berg, der ausnahmsweise mal nicht von einem Überholverbot „kastriert“ wird.
Sofort erwacht der Motor aus seinem scheinbaren Dösen, denn die Steuerung des exzellent agierenden I-Shift-Getriebes verordnet schon früher als eigentlich nötig eine Drehzahlerhöhung mittels Rückschaltung. Im elften Gang arbeitet das Overdrive-Getriebe nämlich im direkten Gang, wovon sich die Volvo-Ingenieure eine Verbrauchseinsparung unter Volllast versprechen. Seine ganze Kraft scheint der Motor aber selbst hier nicht mobilisieren zu müssen.
Auch am Berg hält der FH16 locker das Reisetempo
Der „D16K750“ wirkt in keiner Weise angestrengt, um die Tachonadel trotz der ausgewachsenen Steigungen über der 80-km/h-Marke zu halten. Auf diese Weise schnappt sich der FH 750 locker auch Artgenossen, die mit angehobener Liftachse deutlich leichter unterwegs sind – sorry, Kollegen, aber so ist das eben, wenn man auf einen Vertreter der Power-Klasse trifft!
Die dürfte bei Volvo Trucks künftig sogar noch stärker ausfallen. Aus Göteborg konnte man bereits vernehmen, dass man auf den jüngst auf 770 PS erstarkten Scania V8 schon bald die passende Antwort liefern will!