Im Profi-Test tritt der Actros 1844 mit serienmäßiger Powershift-Schaltung, aber ohne Retarder an. Angesichts guter Ergebnisse des Vorgängers sind die Erwartungen entsprechend hoch.
In Test-Konfiguration findet sich die aktuelle Actros-Generation vor allem in Großflotten und Fuhrparks, denen niedrige Unterhaltskosten wichtiger sind als Prestige und Power. Gemäß der Maxime, den Testern immer beste Ware zu servieren, verfügt das Testfahrzeug über Spurassistent, Stabilitätsregelung, Fahrerairbag und Notbremsassistent. Weil der Retarder fehlt, kann kein Abstandstempomat geordert werden. Angesichts von über 10.000 Euro verbauter Sicherheitstechnik wäre es durchaus eine Überlegung wert, gleich 2000 Euro mehr zu investieren und zusätzlich noch Abstandstempomat plus Retarder im Safety-Pack-Top zur ordern. Damit wird der Actros dann zum sichersten LKW, den es aktuell zu kaufen gibt.
Der V6-Motor im Testfahrzeug hält mit 435 PS Abstand zum Sechszylinder-Topmodell (476 PS). Trotz „Mittelklasse“ gefällt er durch gutes Anfahrverhalten und ein breit nutzbares Drehzahlband. Deutlich unterhalb 1000 Touren bricht die Leistung merklich ein. Eben an dieser Grenze operiert die jetzt serienmäßige Powershift-Schaltung, wenn sie bei knapp über 60 km/h auf der Landstraße in den zwölften Gang schaltet, um den Zug sparsam und untertourig dahinrollen zu lassen.
Powershift ist eine Bereicherung
Gangabstufung und Gesamtübersetzung stellen sich bei gemischtem Einsatz als guter Kompromiss heraus. Mit der jüngsten Überarbeitung kann sich der Fahrer auch mit der Schaltgeschwindigkeit und dem Schaltkomfort von Powershift arrangieren. Bis auf wenige Gangwechsel überzeugt die Schaltstrategie.
Nach wie vor wechselt Powershift vor allem unter Last und am Steigungsanfang öfter einen Gang zu viel. Realisiert die Getriebesteuerung, dass es des Guten zu viel war, kostet der dann folgende Gangsprung Zeit und Kraftstoff. In solchen Situationen wechselt der Fahrer besser frühzeitig ins manuelle Programm. Ansonsten sind Motor und Getriebe ein gut aufeinander eingespieltes Team. Aktiviert der Fahrer den Bremstempomaten, übernimmt der Actros die Arbeit fast alleine. Im Gefälle schaltet Powershift selbsttätig zurück, um die Bremsleistung der Konstantdrossel zu erhöhen. In der Senke geht Eco-Roll auf Neutral und nutzt die Schwungenergie optimal aus. Bei der gesetzten Geschwindigkeit wird der Gang wieder eingelegt und es geht flott weiter.
Ein fast perfektes „Fahr-Management“ führt letztlich zu einem Verbrauch, der im Profi-Test trotz leicht höherer Geschwindigkeit noch unter dem des Vorgängers liegt. Im Reigen der Wettbewerber landet der 1844 im Mittelfeld. Ein Grund: der fehlende Retarder. Die eingeschränkte Leistung der Motorbremse führt in Gefällen zu zahlreichen Beibremsungen. Dadurch fällt die Durchschnittsgeschwindigkeit niedriger aus. Eventuell sollte man – auch aus Gründen der Sicherheit – die rund 0,3 Liter Mehrverbrauch des neuen und sehr starken, verlustleistungsreduzierten Retarders akzeptieren, um flotter unterwegs zu sein.
Test & Technik: Mercedes Actros 1844 MP3
12.11.2008 17:07 Uhr
Im Supertest: MB Actros 1844M MP3 mit Powershift