Bei der Modellpflege der Fernverkehrs-Baureihe haben die Schweden nicht eben ein neues Design-Highlight gesetzt. Ein breiterer Grill mit mehr Kühlluftdurchsatz, ein größerer Scania-Schriftzug, neue Seitenverkleidungen und Tagfahrlicht – das war‘s auch schon. Die Neuheiten spielen sich vor allem unter der Highline-Kabine des Testfahrzeugs ab, eines New R480 mit Euro-5-Sechszylinder mit Abgasrückführung und überarbeitetem Opticruise-Getriebe.
Der Motor ist bekannt: Mit doppelt gekühlter Abgasrückführung, Common-Rail-Einspritzung und variablem Turbolader bringt es der Vierventiler auf ein beachtliches Drehmoment von 2500 Nm. In vergangenen Tests hat sich der EGR-Antrieb nicht eben als Kostverächter gezeigt. Dieses Manko kann der aktuelle Test-Proband ausräumen. Durch ausgefeiltere Aerodynamik, rollwiderstandsoptimierten „Savergreen“-Reifen, optimierte Motorsteuerung und eine lange Gesamtübersetzung kann er sich fast an das Niveau vergleichbarer SCR-Wettbewerber heranarbeiten.
Neben verbesserter Ökonomie gefällt er durch viel Kraft schon im niedrigen Drehzahlbereich, hängt perfekt am Gas, läuft gleichmäßig und leise. Wer den 480er allerdings häufig fordert, darf keine Verbrauchswunder erwarten. Noch deutlicher als beim Motor fallen die Verbesserungen beim aktuellen Opticruise-Getriebe ohne Kupplungspedal aus. Schnelle Gangwechsel, harmonische Anschlüsse, eine gelungene Schaltstrategie und sanfter Kraftschluss stehen auf der Habenseite. Eine weitere Aufwertung erhielt die automatisierte Schaltung durch einen gut funktionierenden Kriechmodus, der das Rangieren enorm erleichtert.
Die Bremsanlage ist sauber abgestimmt, lässt sich gut dosieren und verzögert sicher. Wegen der bekannt schwachen Motorbremse wartet der Test-LKW mit einem Retarder auf. Der ist perfekt ins Bremsmanagement integriert und trägt in Kombination mit dem einstellbaren Bremstempomaten zu hohem Fahrkomfort bei.
Eine wesentliche Kritik am R betraf stets die wenig wertig anmutenden Materialien im Innenraum. Damit ist beim New R Schluss. Vier hochwertige Designlinien erlauben die Anpassung an jeden Geschmack. Bedienkonzept und Ergonomie des Schweden sind noch immer vorbildlich. Trotz vieler Tasten erweist sich das Multifunktionslenkrad in der Praxis als übersichtlich.
Der Bordcomputer geizt mit Wartungsdaten und Füllstandsanzeigen. Der Fahrer muss vieles manuell kontrollieren. Gut, dass alle Kontrollpunkte unter der großen Wartungsklappe zusammengefasst sind. Ein inzwischen liebenswerter Anachronismus ist der Ölpeilstab. Bei der Kupplung setzt Scania bei Opticruise ohne Kupplungspedal auf ein elektrohydraulisches System. Die manuelle Version und auch der Wettbewerb favorisieren eine günstigere, pneumatische Betätigung. (GG)
Supertest: Scania New R480 EGR Euro 5
09.11.2009 18:23 Uhr
Bei der Modellpflege der Fernverkehrs-Baureihe haben die Schweden nicht eben ein neues Design-Highlight gesetzt.