Die Geschichte nahm im August 1989 ihren Lauf. Elzbieta Sosna und ihr Mann Markus kamen mit nur einer Tasche und ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland. Markus war in der alten Heimat sechs Jahren mit eigenem Lkw selbstständig, träumte aber von einem großen Truck. "In Polen hätten wir noch Jahre darauf gewartet", erinnert sich Elzbieta. "Wir waren aber schon über 30 - und wollten nicht warten!" Da Elzbietas Chancen, als Mathelehrerin in Deutschland arbeiten zu können eher schlecht waren entschied sie sich, Markus Traum mit zu verwirklichen: "Wir machen uns auch in Deutschland selbstständig."
Damit begann das Klinkenputzen. IHK, Arbeitsamt, Banken ... Mit jedem Gespräch wurde man klüger und es zeichneten sich drei Probleme ab: kaum Geld, fehlende Dokumente und noch kein Auftraggeber. Aller Anfang ist schwer. Der Arbeitsplan stand schnell fest: Beide machen einen Sprachkurs, Markus arbeitet, Elzbieta lässt sich umschulen zur Bürokauffrau mit einem Praktikum bei der Spedition Hammelmann. "Da hab' ich viel gelernt", lacht Elzbieta, "und wunderbare Menschen kennengelernt, die uns später viel geholfen haben." Nach der Umschulung sowie einer IHK-Prüfung zur Speditionskauffrau stand der Berufszugang offen.
NACH FÜNF JAHREN HARTEM SPAREN WURDE DER GEMEINSAME TRAUM WAHR
1994 war das Paar so weit. Sosnas hatten ihre eigene Firma -und auch einen Auftraggeber gefunden. Doch der Traum sollte zum Albtraum werden. Wegen zu hoher Kosten, besonders für die Lkw- und Aufliegermiete, waren nach 16 Monaten das Geld und auch die Hoffnungen dahin. Tausende Mark Schulden und keinen neuen Aufträggeber. Wie sollte es nur weitergehen?
Zum Silberstreif am Horizont wurde die Praktikums-Spedition von Elzbieta. "Der Chef, Josef Hammelmann, hatte ein großes Herz. Er hat uns wie Kinder aufgenommen und uns einen Platz gegeben", erinnert sich Elzbieta noch heute voller Rührung. Freunde liehen Geld und Sosnas starteten ein zweites Mal.
Mit der Bürgschaft des Spediteurs kaufte Markus einen Volvo F12. Gebraucht, aber geliebt - es war der erste eigene Lkw! Im Sommer 2002, das Geschäft lief inzwischen ganz gut, traf Markus auf einen Kollegen, der einen Volvo NH12 fuhr. Markus erzählte Elzbieta davon. Die weiß noch heute den Ausdruck in seinen Augen zu beschreiben: "Das war Liebe auf den ersten Blick, aber ein eigentlich unerreichbarer Traum."
Der Volvo war teuer, lang, schwer und damit für die zu leistende Arbeit eigentlich ungeeignet. "Trotzdem wollte ich meinem Mann diesen Traum erfüllen. Ich wusste, wir schaffen das - auch wenn mir mein Mann zuerst einen Vogel gezeigt hat: ,Das können wir uns nie leisten!'"
EIGENTLICH WAR EIN HAUBER NICHTS, ABER: WO EIN WILLE, DA EIN WEG
2003 stand Markus' 50. Geburtstag an. Wie besser feiern als mit einem neuen Lkw? Elzbieta überzeugte den Chef, dass der Hauber für den Transport flüssiger Lebensmittel taugen würde, auch wenn die Höfe klein, also das Rangieren schwierig werden würde.
Nachdem auch die Bank mitspielte, stand den Verhandlungen mit dem örtlichen Volvo-Partner Ende 2002 nichts im Wege. Höchstens der Umstand, dass die Betriebserlaubnis ihres künftigen NH12 für die EU Ende desselben Jahres auslief. "Noch im November, am Tag des 49. Geburtstags meines Mannes, unterschrieben wir den Vertrag. Ein Traum!"
Die Zugmaschine kam per Schiff aus Brasilien, den Schlüssel gab's am Tag von Elzbietas Geburtstag. Am 2. Mai 2003 wurde der Volvo angemeldet. Markus' Kommentar: "Mit dem schaffen wir sicher eine Million Kilometer." Der Moment, in dem Elzbieta ihrem Mann entgegnete, dass wohl er es wäre, der dieses Mal spinnt. Doch zuverlässig sollte der NH die vorausgesagte Million herunterspulen, betreut von der immer gleichen Werkstatt.
Die Jahre vergingen. Aus einer Million wurden eineinhalb. Die Jungs von FS Trucks in Münster kümmerten sich mit Herzblut um den NH. Auch der Verkäufer hatte Freude, obwohl er nichts Neues verkaufen konnte. Schließlich war der NH damals sein erster verkaufter Lkw.
Jetzt hat der Hauber die zwei Millionen Kilometer gelnackt. Und Markus will auch kein anderes Auto mehr, denn nächstes Jahr geht es in den verdienten Ruhestand. "Da haben sich zwei Arbeitstiere gefunden", meint Elzbieta. "Ich bedanke mich bei all unseren Unterstützern, beim NH12 dafür, dass er uns nie im Stich gelassen hat - und dafür, dass er meinen Mann stets beschützt hat." Elzbieta Sosna