Echte Männer trotzen allen Gefahren und kämpfen erfolgreich gegen die Unbilden der Natur, so die romantische Vorstellung in Film und Fernsehen. Wenn einer diesem Ideal entspricht, dann Sepp Riedlsperger, Vorarbeiter und Schneepflugfahrer in Leogang im Salzburger Land.
Unbarmherzige minus 20 Grad zeigt das Thermometer an diesem eisig kalten Wintermorgen. Die Zeiger des Weckers läuten gerade die vierte Stunde des Tages ein. Väterchen Frost hat es diese Nacht heftig schneien lassen, gut ein halber Meter Neuschnee hält das Salzburger Land wie unter einer dicken Watteschicht begraben. Wenn sich andere noch mal umdrehen und die warme Bettdecke über den Kopf ziehen, heißt es für Josef - den alle "Sepp" nennen - raus aus der warmen Schlafstatt. Sepp arbeitet in Leogang bei der Kommune. Er kümmert sich unter anderem darum, dass Skifahrer ungehindert zu den Liften kommen und fährt dort im Winter einen Unimog U 430 mit Schneepflug.
SCHON DREISSIG JAHRE IST JOSEF IN DER GEMEINDE TÄTIG
Der urige Österreicher ist ein alter Hase im Geschäft. Gut drei Dekaden ist er schon im Einsatz - und noch immer mit großer Freude. "In all den Jahren war immer ein Unimog mein treuer Begleiter, erst ein U 1650, dann ein U 400 und jetzt der neue U 430 HZL." Sepp interpretiert den fragenden Blick des Journalisten richtig und erklärt: "HZL meint die Hinterachslenkung meines 'Mogs', die kann ich auf Knopfdruck von der normalen Vorderradlenkung auf das Mit- oder aufs Gegenlenken einstellen. Damit komme ich leichter um die Serpentinen, die es zu räumen gibt, oder kann im Krebsgang auch seitwärts fahren."
Dank seiner Allradlenkung hat der U 430 eine erhöhte Wendigkeit mit einem um mehr als 50 Prozent reduzierten Wendekreis. Lästiges Rangieren fällt damit aus. Und Sepp kann das auch gar nicht gebrauchen, denn wenn er an den Start geht, muss alles möglichst schnell gehen. Um fünf Uhr morgens ist er bereits auf der Straße - noch bevor der morgendliche Verkehr einsetzt. Wenn sich die Karawane der Berufspendler und Skifahrer in Gang setzt, muss der Profi fertig sein und die wichtigsten Straßen geräumt haben.
NACHTEIL: FRÜH AUFSTEHEN, VORTEIL: SCHNELL DAHEIM
Lohn der Mühe: Wenn die Menschen, für die Sepp den Weg frei pflügt, in die Mittagspause gehen, kann er Feierabend machen. Ob er nicht mal Lust hätte, den Unimog gegen einen "richtigen" Laster zu tauschen? Sepp überlegt nicht lange: "Ah naa, so a normale Zugmaschin', die kann doch nix." Sein U 430 hat dagegen neben der Allradlenkung noch so schöne technische Spielereien wie "Quick Reverse" und eine Schneepflugentlastung. "Damit kann ich blitzschnell von den Vorwärts- auf einen der drei Rückwartsgänge umschalten. Das ist gut zum Freischaukeln, vor allem aber erhöht es die Arbeitsgeschwindigkeit, wenn ich einen unserer Parkplätze freiräumen muss."
Außerdem hat Sepps Unimog eine raffinierte Technik, mit der er via Hydraulik seine Vorderachse so be- und entlasten kann, dass die Traktion im Pflugbetrieb stets optimal ist. "Über ein Kombiinstrument kann ich das so regulieren, dass der Verschleiß der Schürfleisten minimiert wird, ich damit möglichst leise räume, aber trotz- "Sepp" Unimog dem effektiv arbeiten kann und den Straßenbelag nicht beschädige." Warum die Allradlenkung so wichtig ist, will der Besucher schließlich wissen, denn der Unimog sei doch wegen des kurzen Radstandes ohnehin schon ziemlich wendig: "Dadurch fahren die Vorder- und Hinterräder in genau derselben Spur", erklärt der Sepp dem Unwissenden. Das sei notwendig, wenn er mit seinem U 430 im Tiefschnee eine kurvige Gasse fräse und exakt in derselben Spur wieder zurücksetzen müsse.
Wenn dieser Bericht erscheint, wird der Winter Europa bereits aus seinem eisigen Griff entlassen haben. Dass es dem Sepp und seinem Arbeitsgerät nicht langweilig wird, dafür sorgt schon die universelle Verwendbarkeit. Wenn er keinen Schneepflug trägt, ist der Leoganger in einer anderen kommunalen Aufgabe unterwegs. Aber wenn der Sepp jemals das Arbeitsgerät wechselt, dann höchstens in ein paar Jahren aufs neue Unimog-Modell - und ganz sicher nicht in einen "normalen" Lkw.